Kleine Kehrtwende: EZB reduziert Anleihekäufe
Die Europäische Zentralbank kauft ab Januar weniger Anleihen auf. Die Zinsen bleiben bei null Prozent.
Darauf haben alle gewartet. Die Europäische Zentralbank (EZB) macht den ersten Schritt zur Normalisierung der Geldpolitik. Zwar setzt die EZB ihr Anleihekaufprogramme zunächst auch nach dem Jahreswechsel noch fort. Allerdings wollen die Währungshüter es ab Januar reduzieren. Statt für 60 Milliarden Euro im Monat wollen sie dann nur noch Anleihen von Euro-Staaten und von Unternehmen im Wert von 30 Milliarden Euro kaufen. Auf diesem Niveau sollen die Käufe dann bis mindestens Ende September 2018 weiterlaufen.
Eine Erhöhung des Leitzinses, der aktuell bei Null steht, ist aber trotzdem weiter nicht in Sicht. Er bleibe bis weit über den Horizont der Anleihekäufe auf dem aktuellen Niveau, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rates. „Wir haben dafür keinen festen Zeitrahmen.“ Er betonte außerdem, dass die Notenbank das Anleiheprogramm verlängern und wieder ausweiten könnte, sollte sich die Inflationsrate nicht wie von der EZB gewünscht in Richtung von knapp zwei Prozent entwickeln.
Die EZB hält sich alle Optionen offen
Damit hält sich die EZB trotz der Einschränkung des Anleihekaufprogramms weiter alle Optionen offen. Seit März 2015 kauft die Notenbank nun schon Anleihen von Eurostaaten und von Unternehmen aus der Eurozone. Zwischenzeitlich hat sie dafür jeden Monat sogar 80 Milliarden Euro ausgeben. Insgesamt handelt es sich mittlerweile um ein Volumen von rund 2,1 Billionen Euro, davon entfallen 1,78 Billionen auf Staatsanleihen. 2018 wird sie für mindestens weitere 270 Milliarden Euro dazu kaufen, sodass das Volumen bis dahin auf 2,55 Billionen anwachsen dürfte. Auf diesem Weg will die EZB die Zinsen niedrig halten, darüber die Banken zur Vergabe von mehr Krediten anhalten, mit denen die Unternehmen mehr investieren und auch der Konsum angekurbelt werden soll.
Draghi betonte am Donnerstag zugleich, dass die EZB das Geld aus fällig werdenden Anleihen wieder komplett für den Kauf neuer Papiere einsetzen wird. Wie lange ließ er offen. Damit wird das Volumen der hereingenommenen Papiere nicht sinken. Die US-Notenbank Fed dagegen reinvestiert die Erlöse aus fälligen Anleihen nicht mehr, entzieht der Wirtschaft und dem Finanzmarkt Geld und baut ihre Bilanz so langsam ab.
Das Problem ist die schwache Inflation
Draghi zufolge steigt die Inflation bislang in der Euro-Zone weiter nur verhalten. 2017 dürfte sie bei 1,5 Prozent liegen, 2018 nur leicht auf 1,6 Prozent steigen. Die EZB peilt aber knapp zwei Prozent als Basis für nachhaltiges Wachstum an. „Deshalb sind die sehr günstigen Finanzierungsbedingungen weiter notwendig“, sagt der Italiener. Der Preisdruck sei immer noch gedämpft.
Aber Draghi betont auch die Erfolge der EZB-Geldpolitik. Die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone sei solide und breit angelegt. Die Wachstumsdynamik halte auch in der zweiten Jahreshälfte an. Die Geldpolitik erleichtere den Schuldenabbau und unterstütze die Binnennachfrage. Auch am Arbeitsmarkt werde dies deutlich. Draghi zufolge sind in der Eurozone seit 2013 rund sieben Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Arbeitslosigkeit gehe weiter zurück. Auch das verfügbare Einkommen der Haushalte steige. „Aber wir sind noch nicht am Ziel.“