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Ehemalige Angestellte gaben an, versucht zu haben, sich vor Belästigungen zu schützen, indem sie sich weite Kleidung besorgten.
© REUTERS/Gonzalo Fuentes

Klagen wegen sexueller Belästigung: Ex-Mitarbeiterinnen ziehen gegen Tesla vor Gericht

Von anzüglichen Kommentaren bis hin zu intimen Berührungen: Sechs Klägerinnen berichten von „alptraumhaften Bedingungen" in Teslas Werken und Servicezentren.

Sechs ehemalige Angestellte haben den US-Elektroautohersteller Tesla wegen sexueller Belästigungen am Arbeitsplatz verklagt. Die Ex-Mitarbeiterinnen werfen dem Unternehmen vor, regelmäßig anzüglichen Kommentaren und Schmähungen, körperlich intimen Berührungen und Diskriminierung ausgesetzt gewesen zu sein.

Die Washington Post berichtet zuerst über die Klagen. Fünf der Frauen arbeiteten in einem Werk in Fremont, im US-Bundesstaat Kalifornien, eine weitere in einem Servicezentrum.

Die sechs separaten Klagen wurden Dienstag eingereicht. Darin sprechen die Klägerinnen von „alptraumhaften Bedingungen grassierender sexueller Belästigung“ in den Produktions- und Serviceeinrichtungen für Elektroautos in Kalifornien. Die Frauen erklären, ihre männlichen Kollegen sollen häufig auf ihre Körper und Kleidung verwiesen haben.

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Mehrere Frauen gaben an, versucht zu haben, sich vor Belästigungen zu schützen, indem sie sich weite Kleidung besorgten, um ihre Kollegen abzuwehren. Eine der Klägerinnen, Jessica Brooks, behauptete, die Belästigung sei so extrem gewesen, dass sie Kisten um ihren Arbeitsplatz gestapelt habe, um Männer davon abzuhalten, sie anzustarren und zu pfeifen.

In einer Klage und einem Interview mit The Post sagte sie, sie habe Flanellhemden in einem Secondhand-Laden gekauft, um sie um ihre Taille zu binden. Damit wollte sie ihren Hintern verbergen, um zu verhindern, dass Männer anzügliche Kommentare auf sie richten.

„Ich war so müde von der ungewollten Aufmerksamkeit und den Männern, die mich anstarrten, dass ich Barrieren um mich herum errichtete, nur um etwas Erleichterung zu bekommen“, sagte Brooks im Interview.

Eine Reihe von Frauen erklärte, dass ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz zu Depressionen und Angstzuständen geführt haben und sie letztendlich daran gehindert haben, in ihrer Karriere voranzukommen. Die Klägerinnen gaben an, sich über das Verhalten beschwert zu haben.

Tesla schweigt zu Vorwürfen

Allerdings sollen sie auch Vorgesetzte belästigt haben, weswegen sie sich nicht trauten, mit Personalern darüber zu sprechen. Einige Frauen behaupten, sie seien von ihrem Arbeitsplatz entfernt worden, nachdem sie das Verhalten gemeldet hatten.

Tesla schweigt bisher zu den Vorwürfen. Die Klagen folgen auf eine ähnliche Klage, die letzten Monat eingereicht wurde, in der eine andere Fabrikangestellte, Jessica Barraza, "ausufernde sexuelle Belästigung bei Tesla" und "alptraumhafte Zustände" in seinen Fabriken behauptete.

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Zusätzlich folgte erst am vergangenen Wochenende eine weitere Klage einer Ex-Angestellten. Erica Cloud, die als Fließbandarbeiterin ebenfalls in der Fremont-Fabrik gearbeitet hat, beschuldigt Tesla und andere Angeklagte, darunter den ehemaligen Manager von Cloud, auch sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zugelassen zu haben.

Clouds Klage besagte, dass sie von ihrem ehemaligen Manager „fast täglich sexuell belästigt“ wurde. In der Klage hieß es, der Manager werde „auf die Knie gehen und einen Heiratsantrag machen" sowie sie "umarmen und massieren", und dass sie seine Avancen mehrmals ablehnte.

Eine Unternehmenskultur „voller Sexismus"

Im Frühjahr 2020 sagte der Manager gegenüber Cloud „mehrmals, dass er ‚groß da unten‘ ist, was sich auf seinen Penis bezieht“, heißt es in der Klage.

Ähnliche Berichte sind über Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX zu hören. In einem Essay beschrieb die ehemalige Mitarbeiterin Ashley Kosak eine Unternehmenskultur „voller Sexismus". Mitarbeiter sollen Frauen ohne Zustimmung umarmen, sie bei der Arbeit anstarren.

„Ich sah, wie eine Frau unter Druck gesetzt wurde, mit einem männlichen Kollegen vor anderen männlichen Angestellten zu tanzen", schrieb Kosak, die das Unternehmen im November verließ und jetzt beim Technologieunternehmen Apple arbeitet.

Musk: Belegschaft von Männern dominiert

Während des Home Offices schickten ihr Kollegen privat Nachrichten, um sie um ein Date zu bitten. Kosak schildert, wie ein Kollege zu ihr nach Hause kam darauf bestand, „mich anzufassen, auch wenn ich wiederholt darum bat, professionell zu bleiben." Die Personalabteilung soll Belästigungsopfer nicht ausreichend schützen.

In einem Interview mit dem Time Magazine sagte Elon Musk, die Belegschaft des Unternehmens sei von Männern dominiert. „Es gibt kaum – es gibt einige Frauen hier – aber nicht viele, und es ist abgelegen und wir machen Technologie“, meinte Musk im Interview.

Das „Time Magazine“ hat Elon Musk zur „Person des Jahres“ gekürt.
Das „Time Magazine“ hat Elon Musk zur „Person des Jahres“ gekürt.
© -/Time/AP/dpa

Die Klagen sind auch insofern relevant, als das das US-amerikanische „Time Magazine“ den 50-jährigen Tesla-Gründer Elon Musk zur Person des Jahres gekürt hatte.

„Die Person des Jahres ist ein Zeichen für Einfluss, und nur wenige Menschen haben mehr Einfluss auf das Leben auf der Erde und möglicherweise auch auf das Leben außerhalb der Erde als Musk“, schrieb „Time“-Chefredakteur Edward Felsenthal zur Begründung.

Seitdem gab es in den sozialen Medien viel Kritik an der Auswahl, unter anderem weil Musk vorgeworfen wird, zu wenig Steuern zu zahlen. Elon Musk ist der reichste Mensch der Welt mit einem Vermögen, das Forbes aktuell auf 251,9 Milliarden US-Dollar schätzt.

Zudem gab es erst vor kurzem ein Gerichtsverfahren gegen Tesla. Im November hatte ein Gericht Tesla zur Zahlung von fast 137 Millionen US-Dollar verurteilt, nachdem ein Bundesgericht festgestellt hatte, dass ein Mitarbeiter des Werks in Fremont rassistischer Belästigung ausgesetzt war. Tesla ist dabei, das Urteil anzufechten.

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