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Leuchtendes Beispiel. Bei Daimler im sächsischen Kamenz werden Batteriezellen getestet.
© picture alliance/dpa

Batteriepolitik der EU: Europa wird elektrisch

Mit Hilfe der EU-Förderdung verringert Europa den Vorsprung Asiens bei der Elektromobilität. Drei Milliarden allein vom Bundeswirtschaftsministerium.

Große Dinge sind möglich in Europa, wenn man sich einig ist in der Zielsetzung und „wenn der Wille besteht, diese Ziele zu erreichen“. Der französischen Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire wählte große Worte am Freitag nach dem inzwischen 5. Treffen der europäischen Batterieinitiative, mit der zwölf EU-Länder den Vorsprung asiatischer Unternehmen aufholen wollen. Vor drei Jahren hatten Le Maire, sein deutscher Kollege Peter Altmaier und EU- Kommissar Maros Sefcovic die Initiative übernommen, um industriepolitisch eine Lücke zu schließen: Die europäische Autoindustrie, Hersteller ebenso wie Lieferanten, orientierten sich nicht nur spät in Richtung Elektromobilität, sondern unternahmen auch wenig bis nichts, um bei der wichtigsten Komponente des Stromautos ins Geschäft zu kommen: Batteriezellen werden von einem halben Dutzend chinesischer, südkoreanischer und japanischer Unternehmen hergestellt.

16 Projekte in Deutschland

Mit einigen Milliarden Euro – allein das Bundeswirtschaftsministerium gibt drei Milliarden aus – holen die Europäer jetzt auf. In 63 Projekte, davon 16 in der Bundesrepublik, fließen private und öffentliche Investitionen von mehr als 20 Milliarden Euro. Das klingt gewaltig, ist aber nur der Anfang, um den enormen Bedarf an Batterien und mithin Batteriezellen decken zu können. Und die Konkurrenz schläft nicht: Samsung, LG und SKI haben bereits Zellfabriken in Ungarn und Polen, die chinesische CATL baut in der Nähe von Erfurt und die ebenfalls chinesische SVolt im Saarland. Auch diese Projekte tragen dazu bei, dass Europa der zweitgrößte Fertigungsstandort für Batteriezellen wird. China liegt vorn. Bis zum Jahr 2025 will die EU Kapazitäten geschaffen haben, mit denen sieben Millionen E-Autos ausgestattet werden können.

200 000 Arbeitsplätze möglich

„Investitionen, Investitionen und nochmal Investitionen“ reklamierte Le Maire am Freitag. 200 000 Arbeitsplätze könnten bis 2030 in der Gemeinschaft entstehen und die europäische Industrie unabhängig werden von dem asiatischen Zell- Oligopol. In Deutschland erwartet Minister Altmaier mehr als 10 000 neue Arbeitsplätze im gerade entstehenden „Batterie-Ökosystem“. Allein durch die Fördermilliarden seines Hauses würden hierzulande „Investitionen von über 13 Milliarden Euro angestoßen“, hat das Ministerium ausgerechnet.

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"Digitaler Batteriepass" geplant

Für die ab 2023 „explosionsartig zunehmende Batterienachfrage“, die Altmaier, Le Maire und Sefcovic erwarten, möchten die Industriepolitiker einen Standard schaffen, der von der Kommission im Rahmen einer Verordnung zu definieren ist „Die europäischen Batterien werden die grünsten und nachhaltigsten sein“, meinte Kommissionsvize Sefcovic. Ein digitaler Batteriepass soll Auskunft geben über Herkunft und Wiederverwertbarkeit der Batteriekomponenten.

Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire steht auf Industriepolitik. Die Deutschen, auch Finanzminister Olaf Scholz, sind etwas zurückhaltender.
Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire steht auf Industriepolitik. Die Deutschen, auch Finanzminister Olaf Scholz, sind etwas zurückhaltender.
© REUTERS

Le Maire betonte die Notwendigkeit einer Qualifizierungsoffensive, damit bis Ende des Jahrzehnts rund 800 000 Beschäftigte in der EU entlang der Wertschöpfungskette des Elektroautos arbeiten könnten. Derzeit gehen massenhaft Arbeitsplätze in der Verbrennertechnologie verloren, Le Maire nannte als Beispiel eine Bosch-Fabrik in Frankreich, in der aktuell 500 Stellen gefährdet sein.

Tesla wird auch gefördert

Die hierzulande vom Steuerzahler angeschobenen IPCEI-Projekte bekommen langsam Konturen. Im vergangenen Jahr gab es Bewilligungsbescheide unter anderem für BASF, die in in der Lausitz Kathodenmaterial für Zellen produziert, und ein französisch-deutsches Projekt mit der Total-Tochter Saft und PSA/Opel, das in Kaiserslautern und im französischen Douvrin Zellfabriken aufbaut. Vor sechs Wochen nannte Altmaier elf weitere Unternehmen, darunter Tesla mit einer Zellfertigung bei der E-Auto-Fabrik im brandenburgischen Grünheide. Die Firma Liofit aus Kamenz will Akkus recyclen. Ferner werden gefördert: ACI Systems (Gewinnung von Lithium), Alumina Systems (Kathode auf der Basis von SodiumNickel-Chloride), ElringKlinger (Entwicklung eines Zellgehäuses), Manz (Maschinen zur Produktion der nächsten Zellgeneration), SGL Carbon (neue Herstellungsprozesse und Recyclingkonzepte) sowie die Skeleton Technologies aus dem sächsischen Großröhrsdorf, die Lithium- Ionen-Batterien mit Ultrakondensatoren verbindet.

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