Espirito Santo Bank in Nöten: „Es gibt ein großes Misstrauen in den Bankensektor“
Der portugiesische Finanzjournalist und Buchautor Paulo Pena über die Probleme der zweitgrößten Privatbank seines Landes und mangelndes Vertrauen in den Bankensektor.
Herr Pena, wie ernst sind die Probleme der Espirito Santo Bank?
Das eigentliche Problem ist nicht die Bank selbst, sondern die Holding Espirito Santo Financial Group, der 25 Prozent der Bank gehören. Die Holding hat Schulden bei der Bank, nach neuesten Schätzungen mindestens 1,2 Milliarden. Der Kapitalpuffer der Bank ist höher als der Kredit – deshalb sagt die portugiesische Zentralbank, die Bank sei sicher. Selbst wenn der Kredit abgeschrieben werden müsste, sollte es eigentlich kein Problem geben. Aber es gibt ein großes Misstrauen in den Bankensektor, das ist seit 2008 nicht gewichen, auch weil wenig dafür getan wurde, dieses Vertrauen wieder herzustellen.
Ist die neue Krise ein Schock oder war sie zu erwarten?
Alle hier haben das kommen sehen. Wenn man mal die spezifischen Details des Falls außen vor lässt, dann ist die Holding aus demselben Grund in Schwierigkeiten wie die anderen Institute zuvor: Anteilseigner lassen sich von ihrer eigener Bank Kredit geben und es gibt Fehlinvestitionen, die vor der Öffentlichkeit verborgen werden.
Welche Rolle hat die Espirito Santo Bank in der zurückliegenden Bankenkrise gespielt?
Sie hat als Portugals zweitgrößte Privatbank eine große Rolle in den Jahren zwischen 1998 und 2007 gespielt, die heute als „Schuldenjahre“ bezeichnet werden. Sie hat zu der immensen Immobilien-Blase beigetragen, in der sich die portugiesischen Haushalte massiv verschuldet haben und seit der Portugals Geldinstitute ausländischen Banken ein Vermögen schulden.
Wie fragil ist Portugals Bankensystem?
Die Banken waren in der Krise vom Interbankengeschäft abgeschnitten. Zudem zog die Finanzkrise eine Krise der Realwirtschaft nach sich, die die Banken auch getroffen hat. Trotzdem erfüllen alle Banken die internationalen Vorschriften und die Basler Kriterien. Viele gehören heute ausländischen Staatsfonds oder Banken.
Was muss sich ändern, damit solche Probleme nicht mehr auftauchen?
Die Euro-Krise war nichts anderes als ein riesiger Banken-Rettungsplan. Das Problem sind die Verstrickungen und das mangelnde Vertrauen innerhalb des Bankensektors. Wie kann man ein Finanzsystem erhalten, in dem das Geld zirkuliert, ohne gleich die komplette Wirtschaft in Geiselhaft zu nehmen, wenn etwas schiefgeht? Das ist die Frage, die Europas Politiker in den vergangenen Jahren hätten beantworten sollen.
Paulo Pena ist Finanzjournalist in Lissabon und Autor des Buchs „Power Games. Wie die portugiesichen Banken die Schuldenkrise verursachten“. Die Fragen stellte Elisa Simantke
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