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Gespannte Beruhigung. „Die Anleger haben allen Grund, in die von der BES gegebenen Sicherheiten zu vertrauen“, erklärte die portugiesische Regierung.
© REUTERS

Banco Espírito Santo in Nöten: Der Spuk der Schuldenkrise

Die Turbulenzen bei der portugiesischen Großbank Banco Espírito Santo verunsichern die Märkte – Regierung, Notenbank und EU versuchen zu beruhigen.

Die Regierung und die Zentralbank Portugals versuchen, internationalen Investoren die Angst vor einem Rückfall des Landes in die Krise zu nehmen. Beide versicherten am Freitag in Lissabon, die Einlagen bei der Großbank Banco Espírito Santo (BES) seien sicher. Spekulationen über einen Zusammenbruch des Bankkonzerns hatten zuletzt an den Märkten Sorgen vor einer neuen Kettenreaktion ausgelöst.

Unternehmen, die zur Holding der BES-Gründerfamilie gehören, waren in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Der Aktienkurs war daraufhin um fast ein Fünftel eingebrochen. Der am Vortag ausgesetzte Handel mit Aktien der Bank wurde am Freitag wieder aufgenommen. „Die Anleger haben allen Grund, in die von der BES gegebenen Sicherheiten zu vertrauen“, erklärte Ministerpräsident Pedro Passos Coelho.

Die Tatsache, dass sich der Regierungschef einschaltete, zeugt indes von großer Verunsicherung und Nervosität. Passos Coelho rief die Holding Grupo Espírito Santo auf, mit den Gläubigern Verhandlungen aufzunehmen und die Kreditausfälle möglichst gering zu halten. Für die Regierung gebe es aktuell keinen Grund einzugreifen. Portugal hatte am 17. Mai ein EU- Hilfsprogramm zur Sanierung seiner Staatsfinanzen abgeschlossen.

Portugiesische Anleihen erholten sich am Freitag. Dadurch fiel die Rendite der zehnjährigen Titel wieder unter die Marke von vier Prozent. Die nachlassende Furcht vor einer „Schuldenkrise 2.0“ dämpfte die Nachfrage nach den als sicher geltenden deutschen Bonds.

Experten raten zur Vorsicht: Die Krise ist noch nicht vorbei

Volkswirte und Bank-Experten in Frankfurt rieten dennoch zur Vorsicht. Allerdings halten viele, wie etwa Eugen Keller vom Bankhaus Metzler, die Probleme der portugiesischen Bank „erst einmal für ein lokales Phänomen“. Aber auch die Experten in Frankfurt rätseln über die Hintergründe der Krise bei Espírito Santo. Christoph Schalast, Banken-Professor an der Frankfurt School of Finance, wies darauf hin, dass ein Eigentümer der portugiesischen Bank Probleme habe, nicht aber die Bank selbst. Es gebe keine Hinweise auf eine Schieflage des Instituts. Selbst wenn dies der Fall wäre, könne Portugal die Schwierigkeiten alleine überwinden.

Auch die EU-Kommission gab sich gelassen. „Wir sehen hier keinen Anlass für übermäßige Besorgnis“, sagte der Sprecher des amtierenden EU-Währungskommissars Siim Kallas. „Wir sind zuversichtlich, dass jegliche Probleme im System rasch und effizient angegangen werden.“ Der Internationale Währungsfonds würdigte zwar die Sanierungsfortschritte Portugals, verwies aber auch auf die Verwundbarkeit des dortigen Finanzsystems.

Die Entwicklungen in dem südeuropäischen Land weisen nach Ansicht von Eugen Keller auf die nicht überwundenen Schwierigkeiten und Kapitallücken bei etlichen Banken hin. Zum anderen stelle sich die Frage, ob das Kapital wieder aus den Peripherie- und Krisenstaaten der Euro-Zone dauerhaft etwa in sichere Bundesanleihen flüchte oder ob es sich nur um eine kurzfristige Bewegung handele. Die Nervosität an den Finanzmärkten ist weiter groß, sagte auch Christoph Schalast.

In Frankreich und Italien werden Schulden mit Schulden bekämpft

Im Blick auf die Euro-Krise sorgen sich Volkswirte aber generell weniger um Portugal. Metzler-Banker Keller richtet sein Augenmerk eher auf Italien und Frankreich. Wenn dort das „Feuer mit neuem Feuer bekämpft“ werde, also Schulden mit neuen Schulden, könne das keine Lösung sein. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) helfe nicht. Sie könne mit ihrer großzügigen Geldpolitik bei den Banken „das Liquiditätsrisiko abpuffern, nicht aber das Solvenzrisiko lösen“.

Dass eine einzelne, wenn auch eine der größten portugiesischen Banken, die Finanzmärkte so verunsichert, ist Beobachtern zufolge ein Zeichen, dass die Krise in Europa noch nicht überwunden ist, die Schulden und Defizite zu hoch sind, Strukturreformen fortgesetzt werden und die Banken Risiken weiter abbauen müssen.

Die Banco Espírito Santo teilte mit, ihre Kapitaldecke sei ausreichend dick. Zum Ende des ersten Quartals seien die regulatorischen Mindestanforderungen um gut zwei Milliarden Euro übertroffen worden. Die Summe beinhaltet eine Milliarde Euro, die im Juni durch eine Kapitalerhöhung eingenommen wurde. Damals verlor die gleichnamige Bankiersfamilie die Kontrolle über die Bank. Sie blieb aber größter Aktionär. In dieser engen Verflechtung liegt nun für viele Investoren das Problem: Denn das Aktienpaket ist in der Espírito Santo Financial Group gebündelt, die wiederum an die Muttergesellschaft Espírito Santo International angedockt ist. Gegen diese in Luxemburg ansässige Holding ermitteln die Behörden wegen Unregelmäßigkeiten. mit rtr

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