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Fünf Jahre ohne Zins - gut für den Bundesetat.
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Bund verschuldet sich immer günstiger: Erstmals fünfjährige Anleihe mit null Prozent Zins

Keinen Cent vom Staat für fünf Jahre: So günstig konnte sich die Bundesrepublik noch nie verschulden. Doch warum werden solch unattraktive Papiere gekauft?

Erstmals hat die Bundesrepublik am Mittwoch eine länger laufende Anleihe platziert, ohne dafür eine Zinszahlung zu bieten. Die Bundesobligation der Serie 117, die am 17. April 2020 zurückgezahlt wird, wurde mit einem Zinskupon von 0,00 Prozent an den Markt gebracht. Bisher war das nur bei zweijährigen Schatzanweisungen der Fall. Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit waren in der Vorwoche mit einem Zinskupon von 0,50 Prozent platziert worden. Die Käufer der Bundesobligation bekommen somit in den kommenden fünf Jahren vom deutschen Staat keinen Cent überwiesen, sie leihen ihm ihr Geld also ohne finanzielle Gegenleistung. Das ist gut für den Bundesetat, die Zinslast fällt weiter. Das hilft Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), das Ziel eines Haushalts ohne Neuverschuldung auch in den nächsten Jahren zu schaffen. Mit der Anleihe vom Mittwoch (und allen weiteren Bundeswertpapieren in den kommenden Monaten) werden keine zusätzlichen Schulden aufgenommen, sondern alte Schulden zu deutlich günstigeren Konditionen abgelöst.

Mini-Rendite von 0,04 Prozent

Allerdings ergibt sich trotz des Nullzinses ein kleines Plus für die Käufer. Denn der Ausgabekurs lag bei der Auktion am Mittwochmittag bei 99,81, zurückgezahlt werden aber in fünf Jahren die vollen 100 Prozent. So ergibt sich eine minimale Rendite von 0,04 Prozent. Bei der Auktion war allerdings die Nachfrage deutlich geringer, als das zuletzt bei den als äußerst sicher geltenden Bundesanleihen der Fall war. Das Emissionsvolumen betrug nach Angaben der Finanzagentur des Bundes fünf Milliarden Euro, die 34 teilnehmenden Bieterbanken (angeführt werden sie von Commerzbank und Deutscher Bank) gaben jedoch nur Gebote in Höhe von gut 4,5 Milliarden Euro ab. Zugeteilt wurden am Ende Obligationen im Wert von gut vier Milliarden Euro, den Rest behält die Finanzagentur, um damit „Marktpflege“ betreiben zu können. Das ist üblich, die Quote beträgt in der Regel 20 Prozent des Emissionsvolumens. Dieses Marktpflegevolumen wird dann schrittweise in den Markt gegeben, beginnend schon in den Tagen nach der Auktion. Bisweilen kauft die Finanzagentur, die in Frankfurt am Main sitzt, auch Anleihen zum Zweck der Marktpflege zurück, wenn die Konditionen für den Bund attraktiv sind oder ein Eingreifen angeraten erscheint.

EZB muss bei Banken kaufen

Die Europäische Zentralbank hat keinen Zugriff auf die Anleihen, wenn sie ausgegeben werden. Sie kann nur auf dem so genannten Sekundärmarkt kaufen, also vor allem über Banken. Die dürften daher in letzter Zeit ihre Bestände an Bundesanleihen aufgestockt haben in der Erwartung, dass die EZB bald Staatspapiere aufzukaufen beginnt. Das könnte erklären helfen, warum die Kurse der Anleihen generell schon seit Monaten nach oben ziehen. Mit der EZB, so sie ihr Aufkaufprogramm an diesem Donnerstag auch wirklich startet, haben die Banken einen sicheren Käufer. Und damit ist ein Zinskupon von 0,00 Prozent durchaus zu verkraften, wenn das milliardenschwere EZB-Kaufprogramm demnächst die Kurse weiter nach oben treibt und die Bundesobligation der Serie 117 in einigen Monaten auch darunter fällt.

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