Gesundheitsbeschwerden in der Ausbildung: Erschöpfende Lehre
Eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zeigt, dass Azubis oft krank sind: Ein Drittel leidet häufig unter körperlichen und psychischen Beschwerden.
Auszubildende weisen zum Teil Defizite beim Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten auf. Dies zeigt zumindest eine repräsentative Befragung zur Gesundheit von Auszubildenden im Fehlzeit-Report 2015 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Ein Drittel der befragten Auszubildenden berichtet über häufige körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Verspannungen. Außerdem klagen viele Auszubildende über psychische Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung, Lustlosigkeit, Reizbarkeit oder Schlafstörungen.
Für die Studie wurden rund 1300 Lehrlinge in kleinen und mittelständischen Betrieben mit 50 bis 200 Mitarbeitern befragt. Beim Gesundheitsverhalten der Auszubildenden zeigen sich „teilweise Defizite in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Schlaf sowie im Umgang mit Suchtmitteln und digitalen Medien“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Ein Viertel der Auszubildenden ist kaum sportlich aktiv, 27 Prozent nehmen kein regelmäßiges Frühstück zu sich und 15,8 Prozent verzichten auf ein tägliches Mittagessen. Hinzu kommt ein hoher Konsum von Fast Food und zuckerhaltigen Lebensmitteln
Weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht
Mehr als ein Drittel der männlichen Auszubildenden und jede vierte weibliche Auszubildende schlafen unter der Woche weniger als sieben Stunden pro Nacht. So fühlen sich mehr als 12 Prozent in Arbeit und Schule fast nie oder niemals ausgeruht und leistungsfähig. Der wenige Schlaf sei möglicherweise auch auf den hohen Medienkonsum zurückzuführen, der durchschnittlich bei insgesamt 7,5 Stunden pro Tag liege, erklärt Schröder.
Kategorisiert man die Auszubildenden hinsichtlich ihrer Lebensweise und ihrer individuellen Gesundheitsbeschwerden, so zeigt sich jedoch: Mehr als die Hälfte der Azubis lebt gesundheitsbewusst und hat kaum körperliche und psychische Gesundheitsbeschwerden. Ein überdurchschnittlicher Gefährdungswert wurde bei 21,9 Prozent der Befragten festgestellt. Kriterien für diesen Typ sind beispielsweise, weniger als einmal im Monat Sport zu treiben oder einmal pro Woche übermäßig Alkohol zu konsumieren.
Ende 2014 gab es knapp 1,4 Millionen Auszubildende in Deutschland, 37 000 Stellen blieben unbesetzt. Durch die demographische Entwicklung wird sich diese Situation noch verschärfen. „Gerade in Zeiten, an denen es an vielen Fachkräften mangelt, gilt es für Unternehmen, gute Arbeitskräfte zu binden“, sagt Frank Michalak, geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes.
Insgesamt ist der Krankheitsstand bei elf Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern im Jahr 2014 mit 5,2 Prozent mit einem Anstieg von 0,1 Prozentpunkten fast identisch zum Vorjahr. Damit hat jeder Beschäftigte im Durchschnitt 18,9 Tage aufgrund einer ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Betrieb gefehlt. Bedenklich sei dabei der Anstieg der psychischen Erkrankungen, die zu langen Ausfallzeiten von durchschnittlich 25,2 Tagen je Fall führen.
Als Grund für den Anstieg der psychischen Erkrankungen nennt Schröder unter anderem die zunehmende Belastung in den Unternehmen auf den Mitarbeiter. „Immer mehr Arbeit lastet auf weniger Schultern.“ Das Institut fordert daher gezielte gesundheitsfördernde Angebote, vor allem in kleinen und und mittelständischen Unternehmen. Davon profitierten nicht nur die Beschäftigten, sagt Schröder. Es helfe auch den Unternehmen dabei, Fehlzeiten zu senken, die Mitarbeitermotivation zu erhöhen und Fachkräfte dauerhaft an sich zu binden.
Josefa Raschendorfer
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