Neue Rezepturen für Lebensmittel: Ernährungsminister Schmidt will weniger Salz im Brot
Weniger Zucker, Fett und Salz: Fertigprodukte sollen nach dem Willen des zuständigen Bundesministers gesünder werden. Den Anfang machen Brot, Pizza, Müsli, Jogurt und Limos. Die Industrie ist empört.
Die Multis machen es vor: Der weltgrößte Ernährungskonzern Nestlé will in seinen Maggi-Würfeln und -Suppen künftig weniger Salz verwenden, Unilever packt jetzt natürliche Zutaten in seine „Bolognese“-Tütenmischung. Doch Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) reicht das nicht. Weil die Deutschen zu fett, zu süß und zu salzig essen, will der Minister neue, gesündere Rezepturen in Fertigprodukten durchsetzen. Den Anfang sollen zuckerhaltige Erfrischungsgetränke, Frühstückscerealien wie Müsli oder Cornflakes, Brot und Brötchen, Tiefkühlpizzen sowie Joghurt und Quark machen. Seine nationale „Reformulierungsstrategie“ will Schmidt noch im Juli vom Bundeskabinett beschließen lassen.
Die Ernährungsindustrie ist empört. „Die Industrie bietet seit Jahren Produkte in allen Kategorien an“, sagt Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde. Es gebe Artikel mit viel und wenig Salz, Zucker oder Fett. „Jeder kann sich aus dem breiten Angebot das Passende heraussuchen“, meint der Vertreter der deutschen Ernährungswirtschaft. Für staatliche Aktivitäten sieht Minhoff daher keinen Anlass.
Notfalls drohen "administrative Konsequenzen"
Doch der Minister ist auf einem anderen Kurs. Er will, dass das Lebensmittelangebot gesünder wird. Dabei sollen die fett-, zucker- und salzärmsten Produkte jeder Kategorie das Ziel vorgeben, dem sich die anderen Marken annähern sollen. Geschehen soll das Ganze zwar freiwillig. Sollten die Unternehmen aber keine ausreichende Bereitschaft signalisieren, müssten auch „administrative Konsequenzen“ in Betracht gezogen werden, meint der Minister.
Kann man Wurst auch ohne Speck machen?
Begleitet wird der Vorstoß von zahlreichen Forschungsprojekten des Max-Rubner-Instituts. Die Wissenschaftler untersuchen derzeit, ob man marinierte Heringsfilets oder kaltgeräucherten Lachs weniger salzig machen kann, indem man etwa Natrium- durch Kaliumsalze ersetzt. Auch an Alternativen zum Speck in der Wurst wird getüftelt. Oder an Rezepturen für Kuchen oder Kekse, die statt Margarine Oleogele auf Basis von Rapsöl enthalten. Allerdings müsse niemand befürchten, dass Brot oder Tiefkühlpizza ab sofort langweilig und laff sind, heißt es im Ministerium. Der Umstieg soll langsam erfolgen, um die Verbraucher nicht zu verschrecken. Verbraucherschützer finden die Strategie des Ministers gut, sehen aber kurz vor der Wahl wenig Möglichkeiten, dass die Ideen noch Gesetzeskraft erlangen. „Kurz vor dem Ende der Legislaturperiode besteht hier nur wenig Aussicht auf Erfolg“, bedauert Sophie Herr, Lebensmittelexpertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV). Zudem fordert Herr eine verpflichtende Teilnahme aller Lebensmittelhersteller, auch der Kleinen, und eine klare Vorgabe der Reduktionsziele. „Es geht um die Gesundheit der Verbraucher und Verbraucherinnen“, betont Herr.
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