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Lehman-Pleite: Einige Sparer könnten Gewinn machen

Das Ende von Lehman Brothers wird wohl für Banken und Anleger glimpflicher ausgehen als befürchtet.

Die Lehman-Pleite wird für deutsche Banken und Anleger wahrscheinlich glimpflicher ausgehen als erwartet. „Einige Sparer könnten sogar mit einem kleinen Gewinn aus der Sache herauskommen“, sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, dem Tagesspiegel.

Das betrifft vor allem die Kunden der Targobank (Ex-Citibank), die Lehman- Zertifikate gekauft hatten. Die Bank hat den Anlegern im Rahmen eines mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen entwickelten Kulanzverfahrens bereits bis zu 80 Prozent ihrer Anlagesumme ersetzt. Anders als andere Institute hat die Bank seinerzeit darauf verzichtet, sich im Gegenzug die Ansprüche der Kunden gegen den Insolvenzverwalter abtreten zu lassen. Das heißt: Die Anleger können auch noch mit einer Ausschüttung aus der Insolvenzmasse rechnen. „Die Zertifikate sind nicht wertlos“, sagte Bernhard Freytag, Leiter der Vermögensberatung der Targobank.

Die Rückzahlungsquote aus dem Insolvenzverfahren dürfte bei 20 Prozent des angelegten Betrags liegen, glaubt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale, allerdings müsse jedes Zertifikat gesondert bewertet werden. Aktionärsschützer Jürgen Kurz hält sogar eine Erstattung von bis zu 30 Prozent für möglich. „Einige Kunden werden mehr zurückbekommen als sie eingezahlt haben“, sagte Targobank-Sprecher Peter Herkenhoff. Das seien aber Einzelfälle.

Für einige Anleger könnte der Lehman-Fall also doch noch ein glückliches Ende nehmen. Die US-Bank war im September 2008 im Zuge der Finanzkrise zusammengebrochen und hatte Insolvenz angemeldet. In Deutschland hatte die Pleite 40.000 bis 50.000 Anleger getroffen, die Zertifikate der Bank gekauft hatten. Diese schienen nach der Insolvenz praktisch wertlos zu sein. Viele Kunden hatten daraufhin versucht, die Banken wegen Falschberatung in die Haftung zu nehmen und so wenigstens einen Teil ihres Geldes zurückzubekommen – mit wechselndem Erfolg. Parallel dazu hatten die Geldhäuser, die seinerzeit Lehman-Zertifikate verkauft hatten, unter dem Druck der Öffentlichkeit ihren Kunden Entschädigungen angeboten – auf Kulanzbasis.

Rund 460 Gläubiger gibt es im deutschen Insolvenzverfahren

Bei der Frankfurter Sparkasse hätten „fast alle“ dieses Angebot angenommen, sagte Sprecher Sven Matthiesen. Die Hamburger Sparkasse spricht von 1000 Anlegern, die Commerzbank, die 2008 die Dresdner Bank übernommen hatte, nennt keine Zahlen. Die Targobank hat nach eigenen Angaben 22 Millionen Euro an 4000 Geschädigte ausgeschüttet. Anders als die Targobank haben sich die anderen Institute im Gegenzug jedoch mögliche Ansprüche der Kunden abtreten lassen. Von dem laufenden Insolvenzverfahren profitieren diese Anleger daher nicht.

Im Gegensatz zu den deutschen Banken: Die können darauf hoffen, aus der Lehman-Insolvenz mit einem blauen Auge davonzukommen. Der Insolvenzverwalter der Deutschland-Tochter Lehman Brothers Bankhaus, Michael Frege, hat bereits 31,5 Prozent der anerkannten Forderungen an die Gläubiger ausgezahlt. „Bereits mit dieser Abschlagsverteilung ist die ursprünglich erwartete Quote übertroffen worden“, sagte Frege dem Tagesspiegel. Durch eine größere Zahl von Vereinbarungen innerhalb des Konzerns seien „sehr gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielt worden“, sagte der Anwalt, der für die Kanzlei CMS Hasche Sigle arbeitet. Konsequenz: „Es wird weitere Ausschüttungen an die Gläubiger geben“, kündigte Frege an. Wie hoch diese sein werden, mag er nicht sagen. Anders als das US-Verfahren ist das deutsche nicht öffentlich. Klar ist aber, dass der Schaden der Banken zum großen Teil ersetzt wird. Hinter den Kulissen werden die Ansprüche gegen die Insolvenzmasse bereits mit Quoten von mehr als 60 Prozent gehandelt.

Rund 460 Gläubiger gibt es im deutschen Insolvenzverfahren, der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken gehört mit Forderungen von etwa sechs Milliarden Euro zu den größten Gläubigern. Er war für die deutsche Lehman-Tochter eingetreten, die Mitglied im Sicherungsfonds gewesen war. Für die Lehman-Zertifikate hatte die Einlagensicherung aber nicht gehaftet. Diese Papiere waren von der niederländischen Lehman-Tochter aufgelegt worden.

Heike Jahberg

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