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Noch rund eine Tonne Schokoherzen, die beim Aussteigen an Fluggäste verteilt worden sind, lagern bei Air Berlin. Der Insolvenzverwalter will sie jetzt zu Geld machen. Es gibt auch Servierwagen, Geschirr und einige kuriose Liebhaberobjekte.
© dpa

Versteigerung von Air-Berlin-Inventar: Eine Tonne Herzen unterm Hammer

Air Berlins Insolvenzverwalter lässt bald das Inventar der Airline versteigern. Auch Schokolade ist dabei.

Wer für die Terrasse seines Reihenhäuschens noch eine originelle Trennwand zum Nachbargrundstück sucht, interessiert sich vielleicht für das etwa drei Meter hohe Leitwerk, das knallrote „Heck“, einer ausgemusterten Air-Berlin-Maschine. Hobbybastler, die gelangweilt sind von ihren Revell-Plastikfliegern im handlichen Maßstab 1:144 könnten sich für ein mehrere Meter langes Air-Berlin-Modell im Verhältnis 1:10 begeistern. Die insolvente Airline hatte den Flieger wohl einst für rund 55 000 Euro für Werbezwecke angeschafft. Ab Mitte Januar lässt der Insolvenzverwalter Lucas Flöther es über das Hamburger Auktionshaus Dechow versteigern. Das Startgebot beträgt 4000 Euro.

So kommen Tausende Objekte aus dem Inventar der seit Sommer insolventen Airline ab 15. Januar bei einer Online-Auktion unter den Hammer. Wie viele es genau sind, könne man nicht sagen, erklärt Toke Bransky, der Leiter für Marketing und Vertrieb bei Dechow. Zum einen habe man die Bestände recht unsortiert und an mehreren Standorten übernommen. Zum anderen lasse sich das Inventar nicht immer in Stückzahlen bemessen. So kommen zum Beispiel auch Restbestände der berühmten Schokoherzen, die Fluggästen das Verlassen der Maschine versüßt haben, in die Auktion. Aber niemand hat sie gezählt. Der Auktionator hat Kisten mit einem Gesamtgewicht von rund einer Tonne. Da es sich um verderbliche Ware handelt, werde man sie womöglich auch schon vor Beginn der regulären Auktion an einen meistbietenden Interessenten abgeben.

Schoko-Herzen gibt es mehr als genug auf dem Markt

Bei den Plattformen von eBay werden einzelne Herzen seit Wochen mitunter für zehn und mehr Euro pro Stück angeboten. Wer das im Sinn hat und nun das ganz große Geschäft wittert, dem verrät Bransky fairerweise, dass der Schokohersteller Lindt selbst noch etwa sechs Tonnen auf Lager hat. Herzen gibt es also noch mehr als genug auf dem Markt.

Versteigert werden auch Teile, die etwas praktischer und handlicher sind als die eingangs erwähnten Liebhaberstücke. So will das Auktionshaus gleich am Anfang der wochenlangen Aktion mehrere Hundert Trolleys, diese praktischen und robusten Servierwagen, versteigern – ab 100 Euro das Stück. Abgesehen davon, dass dieser Kaufbetrag angesichts mehrerer Bieter deutlich höher ausfallen kann, kommt noch eine Gebühr in Höhe von 15 Prozent für das Auktionshaus und die Mehrwertsteuer hinzu – zumindest für Privatleute. Gewerbliche Bieter, die größere Stückzahlen ersteigern, können sich unter Umständen davon befreien lassen. Sie kassieren die Steuer dann beim Weiterverkauf. Und die Lieferung ist auch nicht gratis. Größere Objekte muss man abholen. Einige davon lagern an den großen Air-Berlin-Standorten wie Berlin, andere in Lagern des 1904 gegründeten Auktionshauses zum Beispiel in Hamburg, viele Objekte auch in einem öffentlich zugänglichen Lager in Essen.

Auch Flugzeugsitze kann man ersteigern

Für größeres Interesse dürften auch die Sitze aus den Air-Berlin-Maschinen sorgen, die die neuen Eigentümer der Flugzeuge in der Regel nicht übernehmen. Die bequemeren Sessel der Business-Klasse kommen jeweils im Doppelpack ab einem Mindestgebot von 150 Euro unter dem Hammer. Die einfacheren der Economy-Klasse im Dreierpack ab jeweils 100 Euro. Viele Objekte sollen auch für Mindestgebote von einem Euro an den Start gehen. Interessenten können so auch Geschirr aus der Business-Klasse ergattern, Decken aus Kaschmirwolle, Waschtischgarnituren und Nachtwäsche von Joop oder Kinderspielzeug, das Air Berlin Fluggästen vor allem auf Langstrecken ausgeteilt hatte.

Mitbieten könne jeder nach vorheriger Registrierung und Verifizierung auf der Internetseite des Auktionhauses Dechow (campaign.dechow.de/airberlin.html). Allerdings kommen nicht alle Objekte sofort in die Auktion. „Wir glauben, dass uns das Thema bis Mitte des ersten Quartalsbeschäftigen wird“, erklärt Marketingchef Bransky weiter. Nicht gleich zu Anfang will das Haus nämlich die für Industriekunden interessanten Air-Berlin-Objekte verkaufen, Ersatzteile für Turbinen zum Beispiel. Der Erlös fließt in die Insolvenzmasse.

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