Andrea Grebe ist Chefin bei Vivantes: Eine Pragmatikerin an der Spitze
Seit anderthalb Jahren ist Andrea Grebe Chefin des Vivantes-Konzerns. Die 54-Jährige hat viele Altlasten geerbt – und setzt heute auf einen strikten Sparkurs.
Menschen in weißen Kitteln sind hier nicht zu sehen, weder vor der Eingangstür noch im Aufzug oder dem Vorzimmer der Chefin. Und nach Krankenhaus riecht es auch nicht. Andrea Grebe sitzt in ihrem Büro im Hochhaus an der Aroser Allee in Reinickendorf, in dem aus Platzgründen ausschließlich die Verwaltung untergebracht ist. Das nächste Krankenhaus des Vivantes-Konzerns, das Humboldt-Klinikum, ist zehn Autominuten entfernt.
Wenn die Vorsitzende der Geschäftsführung von Vivantes mit ihren medizinischen Mitarbeitern sprechen möchte, steigt sie in ihren Dienstwagen – einen Smart (mit Vivantes-Logo), der einerseits in einem merkwürdigen Gegensatz zu ihrem geräumigen Büro steht, andererseits aber auch zeigt, dass hier eine Pragmatikerin am Steuer sitzt. "Ich verbringe etwa 60 Prozent meiner Arbeitszeit im Büro", sagt die 54-Jährige. Den Rest der Zeit ist sie in den Einrichtungen unterwegs.
Grebe ist 2013 nach Berlin gekommen, um für Vivantes zu arbeiten – als Geschäftsführerin für das Klinikmanagement. Wäre das Szenario, das sie hier vorgefunden hat, Teil einer Fernsehserie gewesen, dann hätte es wohl viel Kritik am konstruierten und völlig übertriebenen Drehbuch gegeben: Der damalige Vorsitzende der Geschäftsführung verlässt das Unternehmen – mit der Begründung, er wolle sich vom Senat nicht am Gängelband führen lassen. Später wird wegen des Verdachts der Untreue gegen ihn ermittelt werden.
An der Spitze des größten deutschen kommunalen Klinikkonzerns
Auch sonst dreht sich das Personalkarussell so schnell, dass Außenstehende den Überblick verlieren – und eigentlich nur noch die meist freundlich lächelnde "Neue" mit dem dunkelbraunen Haar als Konstante wahrnehmen. Im Oktober übernimmt Grebe kommissarisch den Vorsitz der Geschäftsführung. Im März 2014 findet im Büro des damaligen Finanzchefs eine Razzia statt. Der Vorwurf lautet: Bestechlichkeit. Bei Vivantes wird ein weiterer Stuhl frei. Zwei Wochen später wählt der Aufsichtsrat Grebe an die Spitze des größten deutschen kommunalen Klinikkonzerns, der rund 15.000 Mitarbeiter hat.
Andrea Grebe ist in einem hessischen Unternehmerhaushalt aufgewachsen, ihr Vater habe "mit nichts angefangen und eine kleine mittelständische Firma für Mineralölprodukte aufgebaut". Sie hat früh mitbekommen, wie viel Zeit und Kraft es kostet, für Mitarbeiter und deren Familien verantwortlich zu sein. Und sich trotzdem schlussendlich dafür entschieden. Nach dem Abitur studiert sie ein paar Semester BWL, wechselt dann zur Medizin. 1989 promoviert sie, spezialisiert sich auf Innere Medizin, arbeitet ein paar Jahre als Ärztin. Und beginnt mit Mitte 30 ein weiteres Studium: das damals in Deutschland noch kaum bekannte Fach Public Health, das sich unter anderem mit dem Management und dem Vergleich internationaler Gesundheitssysteme beschäftigt. [...]
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Rita Nikolow
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