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Passant:innen in der Innenstadt von Oldenburg: Wirtschaftlich geht es vielen heute trotz der Pandemie besser. Doch die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf.
© dpa

Wie geht es der „Generation Mitte“?: Ein bisschen Optimismus in der vierten Welle – aber keine Aufbruchstimmung

Die 30- bis 59-Jährigen in Deutschland blicken laut einer Umfrage wieder positiver in die Zukunft. Doch nicht alle teilen die Zuversicht.

„Obwohl wir mitten in der vierten Welle stecken, wächst der Optimismus.“ So fasst Allensbach-Chefin Renate Köcher die Stimmung der sogenannten „Generation Mitte“ zu Beginn des zweiten Corona-Winters zusammen. Alljährlich schaut ihr Meinungsforschungsinstitut auf jene mehr als 35 Millionen 30- bis 59-Jährigen in Deutschland, die 70 Prozent der Erwerbstätigen stellen und über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte erwirtschaften. Sie gelten als das Rückgrat der Gesellschaft.

Demnach blicken insgesamt 37 Prozent der gut 1000 Befragten aktuell zuversichtlich nach vorn. Das sei zwar noch weit entfernt vom Niveau vor der Pandemie, aber deutlich mehr als 2020 mit nur 22 Prozent. Allerdings öffnet sich laut Allensbach die Schere zwischen Arm und Reich weiter und sozial Schwächere geben sich deutlich skeptischer. Unter ihnen sehe man einen „Überhang an Wohlstandsverlierern“, sagte Köcher: Nur 17 Prozent seien mit ihrer wirtschaftlichen Lage zufrieden und 40 Prozent erklärten, dass sich diese binnen fünf Jahren verschlechtert habe. In den höheren sozialen Schichten berichteten nur acht Prozent von einer schlechteren persönlichen Finanzlage, aber mehr als die Hälfte von einer besseren.

Klimawandel wird als Problem der kommenden Generation gesehen

Auch abseits des Materiellen hat die Coronakrise Spuren hinterlassen. 39 Prozent der Befragten fühlen sich häufig gestresst, sechs Prozent mehr als im Vorjahr, was Köcher auf die „Unkalkulierbarkeit des Lebens“ in Pandemiezeiten zurückführt. Infolge der Impfungen lasse zwar die Sorge nach, sich persönlich mit dem Virus zu infizieren. Eltern seien jedoch sehr beunruhigt, dass sich ihre Kinder anstecken könnten.

„Es ist ein Problem, aber es betrifft vor allem meine Kinder.“ So lasse sich auch die Sicht der „Generation Mitte“ auf den Klimawandel zusammenfassen, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Versicherungsverbands GDV, der die Umfrage in Auftrag gegeben hat. Nur rund ein Viertel der Befragten empfinde diesen als Bedrohung für sich selbst. Die eigenen Kinder beziehungsweise die nachfolgende Generation würden hingegen mehr als zwei Drittel in Gefahr sehen. Im Ranking der größten Sorgen landet der Klimawandel nur auf dem siebten Platz (55 Prozent).

Ampel-Koalition soll vor allem die Preise senken

Deutlich mehr Befragte fürchten steigende Preise (72 Prozent) und Abgaben (61 Prozent). Dementsprechend fordern rund drei Viertel von der neuen Bundesregierung, die Inflation zu bekämpfen. Ebenso viele rechnen laut Asmussen unter der Ampel aber auch mit steigenden Steuern. Mit Blick auf die künftige Koalition aus SPD, Grünen und FDP könne die große Mehrheit der mittleren Generation bisher noch keine Aufbruchstimmung erkennen. Die meisten Befragten seien etwa skeptisch, was die Modernisierungs- und Digitalisierungspläne der Scholz-Regierung angehe. Nicht einmal ein Fünftel glaubt demnach, dass die Ampel-Koalition diese Themen rasch in Angriff nehmen wird.

Vor allem in Verwaltung und Bildung kommt die Digitalisierung aus Sicht der meisten zu langsam voran. Corona habe gezeigt: „Schule ist noch lange nicht so digital wie der restliche Alltag der Kinder“, so Asmussen. Nur 30 Prozent der Eltern würden hier seit Ausbruch der Pandemie Fortschritte sehen. (Mit Material von Reuters)

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