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König der Gläubiger. EZB-Präsident Mario Draghi hat in den vergangenen vier Wochen Schuldtitel mit einem Gesamtvolumen von mehr als 50 Milliarden Euro aufgekauft.
© Boris Roessler/dpa

EZB-Anleiheprogramm: Draghi kauft und kauft und kauft

Mehr als 50 Milliarden Euro hat die Europäische Zentralbank in den zurückliegenden vier Wochen für Schuldtitel ausgegeben. Sie liegt mit ihrem Anleiheprogramm über Plan.

Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt mit ihrem Staatsanleihen-Kaufprogramm gut voran: In den ersten vier Wochen hat sie bereits Schuldtitel von Euro-Ländern für 52,5 Milliarden Euro am Kapitalmarkt erworben, wie die Notenbank am Dienstag mitteilte. Rechnet man Käufe von Staatsanleihen, Pfandbriefen und Hypothekenpapieren zusammen, lag das Volumen im März sogar bei 60,95 Milliarden Euro. Damit liegt die EZB über Plan: Ihr Kaufprogramm (in der Fachsprache Quantitative Easing genannt) sieht pro Monat den Erwerb von Papieren im Wert von 60 Milliarden Euro vor.

Damit übertreffen die Notenbanker die Erwartungen vieler Experten. Die hatten nämlich daran gezweifelt, dass es der EZB gelingen würde, ausreichend Staatspapiere zu erwerben. Denn die Notenbank muss die Papiere bei Banken oder Versicherern kaufen – sie darf sie den Staaten nicht direkt abnehmen.

Der Großteil der bisherigen Käufe entfiel wie geplant auf Staatsanleihen von Euro-Ländern sowie auf öffentliche Anleihen, also auf Bonds von nationalen Förderbanken wie der KfW und auf die von suprationalen Institutionen wie den Euro-Rettungsschirmen. Einen Großteil machen zudem deutsche Staatsanleihen aus, von denen das Euro-System – also EZB und nationale Notenbanken – bis Ende März Papiere im Umfang von gut elf Milliarden Euro hielten.

Draghi ist optimistisch

Zentralbank-Chef Mario Draghi will mit diesem Kaufprogramm nach Vorbild der US-Notenbank Fed die Kreditvergabe der Banken beflügeln, was der Konjunktur im Währungsraum zugutekommen soll. Die aktuell sehr niedrige Inflation in der Euro-Zone soll auf diese Weise wieder nach oben getrieben werden und sich der EZB-Zielmarke von knapp unter zwei Prozent nähern. Mit minus 0,1 Prozent im März lag die Teuerung zuletzt weit davon entfernt.

Angesichts des guten Starts des Kaufprogramms ist Draghi optimistisch. Er betont, dass sich die Konjunkturaussichten unter anderem dank der expansiven Geldpolitik – aber auch wegen des billigen Öls und der steigenden Nachfrage aus dem Ausland – bereits aufgehellt hätten. Auch die Inflationsrate werde zum Jahresende hin allmählich steigen. Zudem würden die niedrigen Zinsen nun zunehmend von den Banken an Kreditnehmer weitergereicht. Draghi ist überzeugt: „Der Stimulus durch das erweiterte Wertpapier-Kaufprogramm ist ein wesentlicher Faktor für eine komplette Erholung der Wirtschaft im Euro-Raum und eine nicht zu niedrige Inflation.“

Einen Nebeneffekt hat das Programm aber: Es fließt noch mehr Geld als bislang an die Börsen. Da andere Geldanlagen wegen der niedrigen Zinsen kaum etwas abwerfen, stecken Investoren ihr Geld in Aktien. Experten warnen daher, dass an Aktien-, aber auch an Immobilienmärkten Blasen entstehen könnten. Die deutsche EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger sagt: „Bei niedrigen Zinsen steigt die Gefahr von zu riskantem Anlageverhalten, es können sich leicht Überhitzungen oder Preisblasen bilden.“ HB/rtr/dpa

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