Überweisung von Handy zu Handy: DKB kooperiert mit Berliner Start-up Cringle
Die DKB arbeitet künftig mit dem Berliner Start-up Cringle zusammen. Über eine App können Kunden Geld leicht von Handy zu Handy überweisen. Andere traditionelle Bankhäuser tun sich mit den neuen Fin-Techs schwerer.
Sich Geld bei Freunden zu leihen, kann lästig sein – auch wenn es nur um zwei Euro für den Milchkaffee geht. Wann sieht man sich wieder, um die Schulden zurückzuzahlen? Hat man das Geld dann passend oder kann der andere herausgeben? Joschka Friedag kennt das Problem. Vor einiger Zeit war er mit Freunden Fußball spielen – spontan gingen sie danach was trinken. Weil die meisten kein Bargeld dabei hatten, zahlte einer für alle. Später sammelte derjenige das Geld dann mühsam ein. Friedag fragte sich, warum das nicht leichter geht. Warum man kleine Beträge nicht einfach von Handy zu Handy überweisen kann. Schließlich haben viele Menschen das Smartphone inzwischen immer dabei. Für Friedag gab das den Ausschlag, um das Berliner Start-up Cringle zu gründen und sich mit einem digitalen Bezahlmodell zu beschäftigen.
In den vergangenen Monaten hat Friedag mit seinem Team eine App fürs Smartphone entwickelt, mit der sich Geld ähnlich einfach wie eine Kurznachricht versenden lässt. Wie der Tagesspiegel vorab erfuhr, ist Cringle nun eine Kooperation mit der Deutschen Kreditbank (DKB) eingegangen. An diesem Montag werden die Gründer und die Direktbank, die ihren Hauptsitz in Berlin hat, ihre Zusammenarbeit offiziell verkünden.
Wie die Bank und das Start-up zusammenarbeiten
Das Start-up stellt die App bereit, die Bank wickelt künftig für die Nutzer die Zahlungen im Hintergrund ab. „Wir möchten Bankkunden durch diese Kooperation einen echten Mehrwert bieten und so die Vereinfachung und Digitalisierung des Zahlungsverkehrs weiter vorantreiben“, sagt Tilo Hacke, Privatkundenvorstand der DKB, zu der neuen Kooperation. Die App, die an diesem Montag auf den Markt kommt, können Kunden aller Banken nutzen – sie müssen also kein Konto bei der DKB haben. Wer sich für den Dienst anmeldet, hinterlegt seine Kontodaten. Laut Cringle werden sie verschlüsselt übertragen und auf einem Server der Bank gespeichert. Um Geld zu überweisen, muss der Nutzer nur einen Kontakt aus seinem Telefonbuch im Handy auswählen. Die DKB transferiert den Betrag im Hintergrund per Sepa-Lastschrift.
Das Start-up kann so eine Finanzdienstleistung anbieten, ohne dafür eine Banklizenz beantragen zu müssen. „Wir kommen niemals in Kontakt mit den Geldern unserer Nutzer“, sagt Gründer Friedag und betont die Sicherheit des Systems. „Von der technischen Seite her sind wir auf demselben Sicherheitsstandard wie die Banken selbst.“
Was die Dienstleistung kostet
Weil die App dafür gedacht ist, Kleinstbeträge zu überweisen, können Kunden über sie zunächst maximal 100 Euro im Monat transferieren. So wollen die Gründer verhindern, dass die Anwendung für dubiose Geschäfte genutzt wird. Cringle selbst verdient an jeder Überweisung mit. Wer Geld per App transferiert, zahlt zunächst jedes Mal zehn Cent – später werden es 20 Cent sein. Ob oder wie die DKB daran mitverdient, will das Geldhaus nicht verraten. So oder so profitieren aber beide Seiten von der Kooperation: Das Start-up kann die sicheren Server der Bank nutzen – und das Geldinstitut bekommt Zugang zu einem neuen Markt.
Die DKB geht damit einen Schritt, der vielen anderen Instituten noch schwerfällt. Immer wieder haben zuletzt Start-ups Lösungen entwickelt, mit denen sie den klassischen Banken Konkurrenz machen. Das verändert den Markt – zumal es den Geldinstituten schwerfällt, eigene, digitale Innovationen zu generieren. Denn die Banken arbeiten deutlich länger an neuer Technik als junge Gründer – allein schon deshalb, weil die Entscheidungen der Banker von einer Vielzahl von Gremien abgenickt werden müssen. Die Institute drohen damit den Anschluss zu verlieren. „Kunden entscheiden heute nicht nach etablierten Namen, sondern danach, wer das beste Angebot hat und wer die beste Dienstleistung liefert“, sagt DKB-Vorstand Hacke.
Die DKB profitiert davon, dass das Institut seinen Hauptsitz in Berlin hat. Denn damit ist es näher an der Gründerszene als die Geldhäuser mit Sitz in Frankfurt am Main. „Wir führen generell viele Gespräche mit Start-ups aus der Fintech-Branche – jedoch speziell mit Unternehmen an unserem Hauptsitz in Berlin“, sagt Hacke.