Mobiles Bezahlen: Im Supermarkt Sekunden sparen
Der Lebensmittelhändler Edeka-Reichelt startet im Berliner Raum das Bezahlen per Handy. Stiftung Warentest hat die App bei Edeka-Tochter Netto bereits getestet.
Kunden der Berliner Edeka- und Reichelt-Märkte sollen ihre Einkäufe von diesem Dienstag an mit ihrem Handy bezahlen können. An dem Pilotprojekt sollen sich mehr als 100 Geschäfte in der Region beteiligen.
Bereits seit Mitte des Monats haben Kunden des Tochterunternehmens Netto Markendiscount die Möglichkeit, mit Hilfe einer Handy-App abzurechnen. Dass das neue Verfahren dort früher und gleich in allen 4000 deutschen Filialen eingesetzt wird, hat wohl vor allem mit der Unternehmensstruktur zu tun: Während Netto als gesamtes Unternehmen zentral geführt wird, ist Edeka genossenschaftlich organisiert. Dort musste also jeder einzelne Filialbesitzer von der neuen Zahlungsform und den damit entstehenden Anfangskosten überzeugt werden.
Bislang können Kunden in zwei Märkten in der Region mit dem Handy bezahlen. Wie viele das Angebot in Anspruch genommen haben, sagt Edeka nicht. Unter der Hand ist aber von einer überschaubaren Zahl die Rede. Die neue Zahlungsart sei seit Beginn des Tests vor rund einem Jahr allerdings auch nicht offensiv beworben worden.
Von dem Schritt versprechen sich Edeka und Netto offenbar keine schnellen Umsatzsprünge. Es geht den Lebensmittelhändlern eher darum, bei Bezahlverfahren, die künftig wichtig werden könnten, von Anfang an dabei zu sein und Erfahrungen zu sammeln.
Das US-Marktforschungsunternehmen IDC erwartet, dass bis zum Jahr 2017 Umsatz von einer Billion Dollar weltweit mit mobilen Transaktionen generiert werden dürfte. Andere Untersuchungen gehen davon aus, dass bis 2020 bereits 40 Prozent der Zahlungen im Handel übers Handy abgewickelt werden. Aktuell haben aber lediglich knapp fünf Prozent der deutschen Smartphone-Nutzer schon einmal mit dem Handy an der Ladenkasse gezahlt.
Grundsätzlich gehe es darum, Kunden ein komfortableres Bezahlverfahren anzubieten, ohne die etablierten Wege – Bargeld oder EC-Karte – zu beschränken, heißt es in Edeka-Kreisen. Zusätzlich soll das mobile System aber auch die Kundenbindung stärken.
Wer die App des Supermarktes auf sein Handy lädt, muss sich über ein mehrstufiges Verfahren registrieren. So sollen Datenschutz und Sicherheit garantiert werden. Gleichzeitig gibt der Nutzer aber auch Daten preis, die das Unternehmen zu Marketingzwecken nutzen kann. Über Rabattcoupons, die je nach Markt angeboten und beim Bezahlen automatisch von der Rechnung abgezogen werden, soll der Kunde den Eindruck bekommen, der Einkauf im Stammmarkt sei besonders lohnenswert.
Die Applikation fürs Smartphone liefert die Berliner Softwarefirma Valuephone. An der Kasse öffnet der Kunde die App. Nachdem er seine Pin eingegeben hat, erscheint auf dem Display entweder eine vierstellige Zahl, die das Kassenpersonal dann eintippt, oder – und das ist die Besonderheit gegenüber der Netto-App – ein Barcode, der von einem Lesegerät erfasst wird. Die Zahlung über die als sicher geltende Online-Lastschrift wird von der Deutschen Post abgewickelt. Das Procedere soll einige Sekunden schneller sein als die Zahlung mit EC-Karte und Geheimzahl oder Unterschrift.
Das Unternehmen verspricht sich davon einen Imagegewinn: Vor allem das Warten an der Kasse werde von Verbrauchern als nervig empfunden. Die gefühlte Zeit spiele hier eine große Rolle.
Verbraucherschützer sind durchaus angetan. Die Stiftung Warentest ging in einem Berliner Netto-Markt einkaufen. Das Bezahlen mit vierstelligem Code und persönlicher Geheimzahl sei „flott und auch die Vorbereitung ist einfach“, lautete das Testurteil.
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