McDonalds, Ikea, Spotify und Co.: Diese internationalen Unternehmen verlassen Russland
Kein BigMac, kein Ikea-Sofa, keine Amazon-Pakete: Aufgrund des Ukraine-Kriegs stellen viele Unternehmen ihren Betrieb in Russland ein. Ein Überblick.
Immer mehr Unternehmen schließen sich den internationalen Sanktionen gegen Russland an. Die Folgen sind im russischen Alltag bereits zu spüren: Läden schließen, Kreditkarten funktionieren nicht mehr, tausende von Menschen verlieren ihre Jobs. Die Meinungen der russischen Einwohner dazu sind gespalten.
In einer repräsentativen Umfrage des russischen Forschungszentrums SuperJob haben 49 Prozent der Russen angegeben, dass sie auf Produkte von westlichen Unternehmen verzichten werden, selbst wenn diese nach Russland zurückkehren werden. Viele hoffen, dass die chinesischen Alternativen in Zukunft die Marktlücke schließen, doch schon jetzt spürt man Leerstellen.
McDonalds
Die Eröffnung eines Fast-Food-Restaurants „wie im Westen“ wurde von den sowjetischen Behörden sehr lange nicht erlaubt. Die Konfrontation zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der Nato in den 80er-Jahren führte dazu, dass die Eröffnung eines „feindlichen“ Gastronomiebetriebs für eine längere Zeit nicht infrage kam.
Der erste McDonalds kam erst 1990 nach Moskau. Am Eröffnungstag besuchten insgesamt 30.000 Menschen das Fast-Food-Restaurant – eine Rekordmenge der Kette weltweit. Für den Sowjetbürger war McDonalds nicht nur ein Gastronomiebetrieb, vielmehr war es eine Verkörperung der westlichen Lebensart.
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Nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine müssen sich die Bewohner Russlands wieder davon verabschieden. McDonalds schließt Filialen auf unbestimmte Zeit und stellt den Betrieb in Russland ein. Auf der Halbinsel Krim wurden die Restaurants bereits 2014 geschlossen. Neben Fast-Food-Ketten verabschieden sich auch Starbucks, Coca-Cola und Pepsi vom russischen Markt.
Laut der russischen Zeitung RBK zählt McDonalds zu den umsatzstärksten Unternehmen des russischen Fast-Food-Markts. Sein direkter Konkurrent Kentucky Fried Chicken (KFC) meldete ebenfalls, dass der Betrieb in Russland ausgesetzt wird.
Das drittstärkste Unternehmen Burger King hat nicht vor, Russland zu verlassen. Ein Vertreter des Unternehmens sagte aber gegenüber der Nachrichtenagentur Tass, dass es bereits jetzt Schwierigkeiten bei der Versorgung mit einigen Zutaten gebe.
Ikea
Wie viele andere europäische Unternehmen hat Ikea sein Geschäft in Russland vorübergehend eingestellt. 17 Möbelhäuser und drei Produktionsstätten bleiben zumindest bis zum 31.Mai geschlossen. Dabei hatte der CEO von IKEA Russland Pontus Erntell erst vor Kurzem bekannt gegeben, dass der russische Markt durch seinen Anteil am weltweiten Umsatz von Ikea zu einem der bedeutendsten geworden sei.
Am letzten Tag vor der Schließung der Ikea-Filialen kam es zu einem Massenansturm auf die Läden in mehreren russischen Städten. Der Markt bietet zwar Alternativen zu Ikea, doch die Menschen scheinen nicht an den Erfolg zu glauben.
Die Konkurrenz-Kette Obi hat ihre Tätigkeit in Russland ebenfalls eingestellt. Alternativ zu den beiden Läden bleibt die französische Baumarktkette Leroy Merlin auf dem Markt. Das Unternehmen rechnet allerdings in der Zukunft mit einigen Schwierigkeiten: Ein kleiner Anteil der Lieferanten habe die Dienstleistungen vorübergehend eingestellt, in den meisten Fällen sei das auf die Forderung nach höheren Preisen zurückzuführen, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
Die Preise für Waren werden laut Leroy Merlin für eine gewisse Zeit instabil bleiben, das hänge unter anderem mit steigenden Materialpreisen zusammen.
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Spotify
Der Musik-Streaming-Dienst Spotify hat seinen Betrieb in Russland aufgrund der Situation in der Ukraine auch reglementiert. Externe Einschränkungen hätten die Bezahlabwicklung unmöglich gemacht, dadurch würden die Premium-Abos automatisch gekündigt, heißt es.
Spotify kam erst 2020 auf den russischen Markt und bezeichnete den Start als den erfolgreichsten aller Zeiten. Auch wenn die Trennung vom Streaming-Dienst nach so einer kurzen Zeit schmerzhaft sein kann, bietet der russische Markt Alternativen an.
Der zweitpopulärste Musikdienst Boom ist die offizielle App der VK (Russisches Facebook-Analog), auf Platz drei befindet sich laut Brand Analytics die Plattform Yandex.Musik. Diese Dienste sind in Russland weiterhin verfügbar und ermöglichen eine Zahlungsabwicklung mit russischen Karten.
Amazon
Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg den Versand von Produkten an Privatkunden in Russland und Belarus gestoppt.
Der Konzern gab zudem bekannt, Nutzern in Russland bis auf Weiteres den Zugang zu seinem Streaming-Dienst Prime Video zu sperren. Darüber hinaus will Amazon dort keine Bestellungen mehr für „New World“ annehmen - das einzige Videospiel, dass das Unternehmen direkt in Russland verkaufe.
Amazon habe außerdem beschlossen, sowohl seinen Online-Marktplatz als auch die Cloud-Plattform AWS für neue Kunden in Russland und Belarus zu schließen.
Der Konzern betont, in Russland keine Datenzentren, Infrastruktur oder Büros zu betreiben. Amazon verfolge auch schon seit Langem die Richtlinie, keine Geschäfte mit der russischen Regierung zu machen. Der Konzern arbeite eng mit IT-Organisationen zusammen, um der Ukraine beim Schutz gegen Cyber-Angriffe zu helfen.
Autohersteller
Auch die meisten europäischen und japanischen Automobilhersteller haben ihren Rückzug aus dem russischen Markt angekündigt. Unternehmen wie die Volkswagen-Gruppe, BMW und Hyundai haben beschlossen, die Produktion in russischen Werken einzustellen.
Der weltweit größte Lastwagenbauer Daimler Truck hat seine Kooperation mit dem russischen Lkw-Hersteller Kamaz eingestellt. Auch das französische Unternehmen Renault hat wegen logistischer Engpässe seine Aktivitäten in russischen Werken zeitweise eingeschränkt.
Die Schließung der Unternehmen wird sich zweifellos auf die Einnahmen der Unternehmen auswirken. Allein von Volkswagen wurden im Jahr 2021 mehr als 85.000 Fahrzeuge in Russland verkauft, und der Jahresumsatz des Volkswagen-Konzerns auf dem russischen Markt belief sich auf rund 300 Milliarden Rubel (etwa 3 Milliarden Euro).
Schlechte Nachrichten gibt es auch für die Besitzer dieser Automarken in Russland. Die Preise von den Autodetails und Zubehör steigen bereits enorm, unter anderem hängt das mit dem Wechselkurs zusammen. (mit dpa)
Anastasia Klimovskaya