Mindesthaltbarkeitsdatum: Die Reform verzögert sich
Alle sind sich einig: Das Mindesthaltbarkeitsdatum führt Verbraucher in die Irre. Doch mit der Reform braucht Brüssel länger als gedacht.
Eigentlich hatte man noch in diesem Jahr mit Vorschlägen gerechnet, doch für die geplante Reform des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) scheint die EU-Kommission nun doch länger zu brauchen als gedacht. Brüssel will zunächst die Ergebnisse einer Studie abwarten, in der untersucht wird, wie Hersteller und Lebensmittelkontrolleure Haltbarkeitsangaben in der Praxis handhaben. Mit Ergebnissen wird erst im nächsten Jahr gerechnet, teilte eine Sprecherin der EU-Kommission dem Tagesspiegel mit. Die Studie soll in die geplante Reform des MHD einfließen.
Das MHD steht in der Kritik, weil viele Verbraucher davon ausgehen, dass Lebensmittel nach Ablauf des Datums nicht mehr genießbar sind und Essen in den Müll werfen. Tatsächlich ist das MHD aber nur ein Gütesiegel. Es besagt, wie lange ein Lebensmittel bei richtiger Lagerung seine Farbe, seinen Geruch, die Konsistenz und den Geschmack behält. Die Hersteller legen das MHD nach eigenem Ermessen fest. Mit der Zeitangabe sichern sie sich gegen Regressansprüche ab, falls der Quark an der Oberfläche Wasser ansetzt oder die Schokolade einen grauen Überzug bekommt.
Über die Frage, ob man ein Lebensmittel noch essen kann, sagt das MHD aber gar nichts aus. Anders als das Verfallsdatum, das es für leicht verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch gibt. Verbraucherschützer raten, dieses Datum durchaus ernst zu nehmen. Denn anders als beim MHD können nach dem Verfalls- oder Verbrauchsdatum („zu verbrauchen bis“) Bakterien im Fleisch oder Fisch den Konsumenten krank machen.
Jeder Bundesbürger wirft im Durchschnitt 81,6 Kilogramm Lebensmittel weg und das jedes Jahr. Jedes achte Lebensmittel, das Verbraucher kaufen, landet im Müll – manchmal noch originalverpackt. „Mein Ziel ist es, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung zu halbieren“, sagte Bundesagrarminister Christian Schmidt dem Tagesspiegel. Ein Ansatzpunkt sei dabei das MHD. „Ich will das Mindesthaltbarkeitsdatum zu einer qualifizierten Verbraucherinformation weiter entwickeln“, sagte der CSU-Politiker.
Agrarminister Schmidt: Kein Mindesthaltbarkeitsdatum für haltbare Produkte
Bisher führt das MHD Verbraucher nämlich oft in die Irre. Verpackte Nudeln aus Hartweizen haben häufig ein MHD von zwei bis drei Jahren, können aber bei trockener Lagerung noch Jahre später verzehrt werden. Schmidt will darauf reagieren. „Auf dauerhaltbare Produkte gehört für mich kein Mindesthaltbarkeitsdatum“, meint der Minister. „Auf EU-Ebene setze ich mich dafür ein, dass Kaffee, Nudeln und Co. kein MHD mehr brauchen.“ Schmidt führt derzeit Gespräche mit der Wirtschaft, um Kriterien für die Vergabe des MHD für konkrete Lebensmittel zu erarbeiten. Auch die EU-Kommission denkt in diese Richtung. Brüssel will die Liste der Lebensmittel, die kein MHD brauchen, ausweiten. Nicht nur Essig, Zucker und Salz, sondern auch andere, haltbare Waren, sollen ohne MHD auskommen dürfen. Und auch über eine neue Formulierung will Brüssel nachdenken. Dabei ist das englische „Best before“ schon heute deutlich moderater als das deutsche Mindesthaltbarkeitsdatum.
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