Postbus: Die Post baut ihr Fernbus-Netz aus
Der Fernbusse der Post sollen künftig mehr Städte anfahren - und könnten auch bald dazu genutzt werden, eilige Briefe und Pakete zu transportieren.
Die gelben Fernbusse der Post steuern künftig 120 Städte an – doppelt so viele wie heute. Außerdem sollen die Zahl und die Taktfrequenz der Postbusse auf besonders gefragten Strecken erhöht werden, zum Beispiel von Berlin nach München, Frankfurt (Main) oder Köln. Aktuell setzt die Post zusammen mit zehn mittelständischen Fuhrbetrieben gut 60 Busse ein. Künftig sollen es rund 90 von insgesamt 15 Partnerfirmen sein. Auch Nachtfahrten und Ziele im Ausland wird die Post ab 13. Mai im Angebot haben. Wie Vorstandsmitglied Achim Dünnwald am Dienstagabend in Berlin sagte, prüft der Konzern auch, ob die Postbusse künftig besonders eilige Briefe und Pakete transportieren.
Der ADAC ist aus der Kooperation ausgestiegen
Nach dem Ausstieg des ADAC rollen von April an alle Postbusse unter eigener Marke über deutsche Straßen und ins europäische Ausland. Der ADAC Postbus werde zum Postbus, teilte die Post mit. Alle Fahrzeuge werden umgestaltet und erhalten das Posthorn der Muttermarke. Wie bei den Wettbewerbern auch, haben Reisende Zugriff auf kostenloses Wlan. Die Busse sind mit bequemen Sitzen, Toilette und Getränkeautomat ausgestattet. Außerdem stellt ein Media-Center ein Unterhaltungsprogramm zur Verfügung. Der ADAC hatte ein Jahr nach dem Start im vergangenen November seinen Rückzug aus dem Gemeinschaftsunternehmen angekündigt.
Der Fernbusmarkt wächst seit der Marktöffnung im Jahr 2013 rasant. Die Post hat aktuell einen Marktanteil von neun Prozent – hinter der Bahn (gut neun Prozent) und dem jüngst fusionierten Marktführer MeinFernbus FlixBus (74 Prozent). Einige Anbieter haben sich inzwischen schon aus dem Markt verabschiedet. Beide Wettbewerber der Post hatten unlängst ebenfalls eine Ausweitung des Angebots angekündigt. So will MeinFernbus-FlixBus Ende des Jahres 1000 Busse einsetzen. Die Bahn plant bis Ende 2016 eine Vervierfachung ihrer Fernbus-Verbindungen.
Bislang macht noch keiner der Anbieter Gewinn
Geld verdient bislang noch kein Anbieter, weil sich die Wettbewerber einen extremen Preiskampf liefern. „Das Preisniveau ist nicht nachhaltig“, sagte auch Achim Dünnwald. „An diesem Niveau muss sich etwas tun.“ Die Post habe aber „einen langen Atem“ und werde nicht in den Wettlauf um den niedrigsten Preis einsteigen. Der Markt werde weiter wachsen und die Ausweitung des Streckennetzes zeige, dass die Post damit rechne, irgendwann im Fernbusgeschäft einen Gewinn erwirtschaften zu können. Zum Zeitplan sagte Dünnwald nichts. Man glaube aber, dass die Postbus-Kunden der Marke vertrauten und bereit seien, einen etwas höheren Preis zu zahlen. „Diese Strategie geht aber nur auf, wenn sich die Preise nach oben bewegen“, räumte Dünnwald ein. Einen Wettbewerbsvorteil sieht der Vorstand darin, dass Postbus-Kunden ihre Tickets auch in allen 12.000 Post-Filialen kaufen können.
Als „naheliegende Idee“ diskutiert das Unternehmen derzeit den Transport von eiligen Briefen und Paketen mit den Postbussen. Zwar biete auch die Deutsche Post bereits „taggleiche“ Kurierdienste an, sagte Dünnwald. Vorstellbar sei aber, dass stationäre Einzelhändler bestellte Waren mit dem Postbus von Stadt zu Stadt senden könnten – mit einer Übergabe an den Kunden per Paketstation. „Das wäre eine schöne Abrundung unseres Angebots“, sagte Dünnwald, der bei der Post Bereichsvorstand für das deutsche Brief- und Mobilitätsgeschäft ist.