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Billiger als Wasser: Mit 46 Cent pro Liter hat frische Milch bis vor wenigen Tagen weniger gekostet als Mineralwasser.
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Update

Alle folgen Aldi: Die Milch wird wieder teurer

Aldi war der erste, jetzt ziehen Rewe, Penny, Real und tegut nach: Sie erhöhen die Milchpreise. 46 Cent pro Liter sind Vergangenheit.

In den vergangenen Monaten kannten die Milchpreise nur eine Richtung: nach unten. 46 Cent reichten zuletzt, um einen Liter frische Vollmilch zu kaufen – und zwar nicht nur beim Discounter, sondern auch im Supermarkt. Diese Zeiten sind jetzt aber vorüber. Nachdem Aldi Mitte der Woche kräftige Preiserhöhungen für Milch und Quark angekündigt hatte, hat die Konkurrenz nachgezogen. Eine Umfrage des Tagesspiegels unter Lebensmittelhändlern ergab: Die Milch wird fast überall teurer – und zwar deutlich.

Nicht nur bei den Milchbauern sollte die Preiserhöhung ankommen, sondern bei den Kühen selbst, die immer noch oft in engen Boxen ihr erbärmliches Leben fristen müssen.

schreibt NutzerIn whisper

65 Cent statt 46

Um 19 Cent hatte Aldi den Preis für Frischmilch heraufgesetzt, statt 46 Cent kostet der Liter nun 65 Cent, eine Steigerung um über 40 Prozent. Die Konkurrenz hat sich daran orientiert. Der zweitgrößte Lebensmittelhändler Rewe und seine Discounttochter Penny haben Quark, H- und Frischmilch nach dem Vorbild Aldis verteuert. Auch hier kostet die frische Vollmilch jetzt 65 Cent. Real hat ebenfalls reagiert. „Wir haben eine Preisanpassung vorgenommen, die sich am Preisniveau des Wettbewerbs orientiert“, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Gleiches gilt für Lidl und die süddeutsche Supermarktkette tegut, die Preisanhebungen im Billigsegment vorgenommen hat – „in Anlehnung an die Erhöhung von Aldi“, berichtete eine Sprecherin auf Anfrage.

Zu viel: Die Milchkühe sind auf Leistung getrimmt. Doch die Überproduktion macht die Preise kaputt.
Zu viel: Die Milchkühe sind auf Leistung getrimmt. Doch die Überproduktion macht die Preise kaputt.
© dpa

Der 1. November ist der Stichtag für neue Verträge

Der 1. November ist traditionell der Stichtag für neue Halbjahresverträge zwischen dem Handel und den Molkereien. Die Bauern sitzen nicht mit am Tisch. Sie sind gespannt, ob die Preiserhöhungen auch bei ihnen ankommen. „Wir müssen abwarten, wie viel die Molkereien weitergeben“, sagte Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), dem Tagesspiegel. Im Oktober haben die Landwirte im Schnitt 25 bis 26 Cent pro Liter erhalten, schätzt der BDM-Sprecher. Um profitabel zu arbeiten, sind nach Meinung des Verbands aber rund 40 Cent nötig.

Verfall der Milchpreise

Die Milchbauern leiden unter dem Verfall der Milchpreise. Nach dem Auslaufen der europäischen Milchquote, die die Produktion in Europa gedrosselt hatte, war der Markt mit Milch überschwemmt worden, die Preise waren in den Keller gerutscht. Zahlreiche Betriebe haben bereits aufgeben müssen. Um den Bauern zu helfen, haben die EU und die Mitgliedstaaten Hilfsprogramme auf den Weg gebracht. Am Mittwoch hatte das Kabinett ein Hilfspaket für die deutschen Milchbauern mit einem Volumen von fast 600 Millionen Euro bis Ende 2017 genehmigt. Es setzt sich zusammen aus Finanzhilfen der EU und aus dem Bundeshaushalt, einem Bürgschaftsprogramm für Kredite, Zuschüssen zur Unfallversicherung und Steuerentlastungen.

Machen die Länder mit?

Das Milchpaket von 581 Millionen Euro ist zum Teil an die Bedingung geknüpft, dass die Produktionsmenge nicht weiter ansteigt. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) führt aber schon die jüngsten Preiserhöhungen darauf zurück, dass bereits jetzt weniger Milch produziert wird. Doch noch ist unklar, ob die Bundesländer beim Hilfspaket mitziehen. Einige Länder überlegen, den Vermittlungsausschuss anzurufen, warnte der SPD-Agrarexperte Wilhelm Priesmeier am Freitag. „Dies hätte zur Folge, dass das Gesetz nicht mehr 2016 verabschiedet werden kann und die Bauern weiter auf das Maßnahmenpaket warten müssten.“[AUTOR_UNTEN]Heike Jahberg

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