Rente und Altersvorsorge: Die Menschen müssen wissen, was auf sie zukommt
Viele haben Angst, im Alter zu verarmen. Die Menschen brauchen Verlässlichkeit, um planen zu können. Doch die fehlt. Ein Kommentar
Es ist eine der großen Ängste der Menschen: im Alter finanziell nicht über die Runden zu kommen. Dann, wenn das Erwerbsleben vorbei ist und man nicht mehr viel tun kann, um die Rente aufzubessern. Dann, wenn vielleicht die Gesundheit nachlässt und man teure Pflege braucht, um den Alltag zu bewältigen. Dann, wenn man eigentlich die Früchte seiner lebenslangen Arbeit ernten wollte.
Für die Mehrheit der Bürger ist das eine ernste Sorge. 56 Prozent befürchten, dass sie im Alter verarmen könnten, wie eine Umfrage der Beratungsgesellschaft EY ergeben hat. Sie glauben: Die Politik hat die wirtschaftlich guten Jahre nicht genutzt, um die Altersvorsorge sicher zu machen.
Mütterrente ist durchsichtige Klientelpolitik
Leider stimmt das. Denn die jüngsten Reformen im Rentensystem dienen vor allem denen, die in den nächsten Jahren in Rente gehen. Das aktuelle Rentenniveau wird bis zum Jahr 2025 festgeschrieben – was danach kommt, weiß kein Mensch. Auch die Mütterrente ist durchsichtige Klientelpolitik, mit der die CSU ihr rentenpolitisches Wahlkampfversprechen eingelöst hat. Allein die Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente helfen tatsächlich denen, die – krank und arbeitsunfähig – bislang oft auf die Grundsicherung zugesteuert sind.
Kein Wunder, dass sich vor allem diejenigen, die am Anfang oder in der Mitte ihres Berufslebens stehen, Sorgen machen. Die demographische Entwicklung arbeitet gegen sie. Was passiert, wenn immer weniger Erwerbstätige die Renten für eine steigende Zahl von Ruheständlern finanzieren müssen? Auf was müssen sich die heute 30- oder 40-Jährigen einstellen? Auf sinkende Renten? Oder darauf, dass sie mit 70 Jahren noch immer am Schreibtisch sitzen oder an der Werkbank stehen werden, weil ein früherer Renteneintritt nicht bezahlbar ist?
Menschen können sich auf vieles einstellen, aber sie brauchen eines: Verlässlichkeit, um planen zu können. Das gilt für die gesetzliche Rente, aber auch für die private oder betriebliche Vorsorge. Die Überschüsse der Lebensversicherungen sinken – die Niedrigzinspolitik fordert ihren Tribut. Betriebsrentner leiden nach wie vor unter der Entwertung ihrer Vorsorge, weil der Staat sie plötzlich mit der Verdopplung ihrer Krankenkassenbeiträge belastet hat.
Solche Aktionen tragen dazu bei, das Vertrauen in die Politik zu erschüttern. Sie treiben Menschen in die Hände von Populisten, die aus der Zukunftsangst politischen Gewinn ziehen. Der schwarz-roten Koalition ist das durchaus bewusst, mit Reformen und Reförmchen versucht sie, die Altersvorsorge zu verbessern. Doch kleine Schritte helfen nicht, die Menschen zu beruhigen. Die großen Linien sind das, was fehlt.