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Auf Achse. Bis zu 800 GDL-Aktivisten sollen bei einem Treffen am Mittwoch gegen die Deutsche Bahn protestieren. Ein Arbeitskampf "steht im Raum", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft.
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Exklusiv

Keine Einigung in Sicht: Die Lokführer verschärfen den Ton - die Bahn hält dagegen

Im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn läuft es auf Streiks hinaus. Beide Seiten beharken sich - die Bahn wirft den Lokführer vor, den Konzern spalten zu wollen.

Claus Weselsky nimmt kein Blatt vor den Mund, das war noch nie seine Art. „Du gewinnst mit uns und wir gewinnen mit Dir“, hat der Chef der Lokführergewerkschaft GDL auf ein Flugblatt schreiben lassen, das Werbung macht für eine Protestveranstaltung an diesem Mittwoch in Fulda. „Komm zu uns“, steht dort, „sei Teil der starken GDL-Mannschaft“. Um die 800 Leute erwartet die Gewerkschaft. „Wir bauen Druck auf“, sagt ein GDL-Sprecher. „Ein Arbeitskampf steht weiter im Raum.“
Einen konkreten Termin dafür gibt es zwar noch nicht, aber neue Gespräche mit der Bahn und der konkurrierenden Gewerkschaft EVG hat die GDL derzeit nicht vereinbart. Es geht zum einen um Geld, fünf Prozent mehr sowie zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit verlangen Weselsky und seine Leute. Noch wichtiger ist der Wunsch, in Zukunft auch Verabredungen für das Zugpersonal zu treffen – und nicht mehr nur für alle Lokführer. Um 17 000 Beschäftigte würde die GDL damit ihre Machtbasis ausbauen. Die EVG hält dagegen, fordert fünf Prozent mehr Geld und will ihrerseits für die Lokführer, die zu ihr gehören, verhandeln.

Ulrich Weber ist Personalvorstand der Deutschen Bahn.
Ulrich Weber ist Personalvorstand der Deutschen Bahn.
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Für die Bahn ist diese Konkurrenz ein Graus. „Würden wir diesen Forderungen folgen, hätten wir künftig für ein und dieselbe Mitarbeitergruppe oder sogar für ein und denselben Mitarbeiter unterschiedliche tarifvertragliche Regelungen“, schrieb Personalvorstand Ulrich Weber am Dienstag in einem Brief an alle Mitarbeiter des Konzerns, der dem Tagesspiegel vorliegt. Er sehe „die Gefahr einer Spaltung der Belegschaften“, von „Ungerechtigkeit und Unfrieden“ in den Betrieben.

In den vergangenen Wochen hatte Weber mehrfach versucht, mit den Spitzen von GDL und EVG eine Kooperation zu entwickeln. Dabei sollte die in einer Berufsgruppe jeweils mitgliederstärkste Organisation auch für diese in den Tarifrunden verhandeln dürfen. Die GDL lehnt dies aber nun ab mit dem Vorwurf, man beschneide damit ihre Freiheit und wolle sie in die Tarifeinheit zwingen. Weber wies dies als „haltlos“ zurück. „Die GDL würde durch unseren Vorschlag gestärkt, nicht geschwächt“, befand er. Das Bahn-Modell biete der GDL eine Position an, "die sie angesichts der Organisationsverhältnisse im DB-Konzern nicht erreichen könnte". Dabei verwies Weber auch auf die Ergebnisse der jüngsten Betriebsratswahlen, bei denen die GDL 9,6 Prozent der Stimmen im Bahn-Konzern erhalten habe.

„Irreführend“ nannte Weber überdies Aussagen der Gewerkschaft, wonach die Bahn alle GDL-Forderungen abgelehnt habe. Man wolle weiterhin erst die Spielregeln für die Tarifverhandlungen klären und erst anschließend etwa über die Höhe der angebotenen Einmalzahlung von 350 Euro sprechen. Gleichwohl sei man „jederzeit bereit, mit beiden Gewerkschaften zu verhandeln“. Ein Konkurrenzkampf werde „keiner der beteiligten Parteien gerecht“.

Carsten Brönstrup

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