Streik abgewendet: Bahn und Lokführer legen Tarifkonflikt bei
Wenn die Lokführer streiken, ist das Verkehrschaos programmiert. Doch diese Gefahr ist nun vorerst gebannt - mit einem neuen Tarifvertrag, wie es ihn nur für die Berufsgruppe der Lokführer geben kann.
Die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben sich am Donnerstag nach langem Ringen auf einen Tarifabschluss geeinigt. Lokführer, die mit dem Zug einen Menschen überfahren haben und aufgrund einer Traumatisierung nicht mehr fahren können, erhalten demnach weiterhin ihr volles Gehalt. Für den Fahrdienst untaugliche Kollegen können sich entscheiden, in anderer Funktion lebenslang bei der Bahn zu bleiben oder mit einer Abfindung zu gehen.
„Wir haben den gordischen Knoten durchschlagen“, sagte GDL-Chef Klaus Weselsky der Nachrichtenagentur dpa nach der Verhandlungsrunde in Berlin. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber meinte: „Wir sind froh, dass wir eine faire Lösung gefunden haben.“ Beide Seiten hatten seit dem vergangenen Sommer verhandelt. Die Gewerkschaft forderte zwischenzeitlich eine gesonderte Versicherung für die insgesamt rund 20 000 Lokführer für den Fall, dass Kollegen nach traumatischen Ereignissen nicht mehr fahren können. Dies lehnte die Bahn ab. Weber sagte zu dem nun erzielten Abschluss: „Qualitativ halte ich das hier für sehr viel attraktiver.“ Strittig war bis zuletzt, ob der besondere Beschäftigungsschutz nur für traumatisierte Lokführer gelten soll - oder auch für Kollegen, die gesundheitsbedingt nicht mehr in der Lage sind, einen Zug zu führen. „Beide können nun frei wählen, ob sie ausscheiden oder in die Beschäftigungssicherung gehen“, erklärte Weselsky.
Fahrdienstuntaugliche Lokführer sollen nach dem Kompromiss möglichst ihren Einsatzort nicht wechseln müssen. Der bestehende Vorrang werde ausgebaut, sagte Weber. Gebündelt werden die Regelungen in einem eigenen Tarifvertrag, der von April an gelten soll. Mit dem Abschluss entfernt sich die Bahn etwas von ihrem Ziel, möglichst einheitliche Tarifverhältnisse für alle Beschäftigtengruppen im Konzern zu schaffen. (dpa)