Handelskonflikt USA-China: Die Großmächte lassen die Muskeln spielen
Die Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China trifft auch deutsche Unternehmen – doch noch kann verhandelt werden.
An der Wall Street nahmen einige Börsianer den drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China spielerisch: „So wie wir Trump kennen, sollte man dies als Pokerspiel betrachten, bei dem er den Einsatz etwas erhöht hat“, sagte am Freitag Michael Arone, Chef-Anleger des Anlageberaters State Street. Am Vorabend hatte der US-Präsident weitere Strafzölle auf Einfuhren aus der Volksrepublik im Wert von 100 Milliarden Dollar angedroht.
Doch so entspannt wie Profi-Anleger Arone reagierten nicht alle Investoren an der US-Börse und an den Marktplätzen in Europa. Ein US-Präsident, der mit dem Welthandel pokert? Obwohl die jüngsten Arbeitsmarktdaten aus den USA normalerweise für eine positive Stimmung am Aktienmarkt gesorgt hätten, rutschten die Kurse am Freitag zum Handelsauftakt in den Keller. Die Sorge geht um, dass Trumps aggressives Vorgehen die Unternehmen weltweit in Mitleidenschaft ziehen könnte, die vom Handel mit den USA und China bislang profitiert haben.
60 Tage Zeit für Verhandlungen
Immerhin bleibt noch etwas Zeit, um zu verhandeln. Trotz der Eskalation in der Wortwahl ist bis jetzt noch kein Strafzoll verhängt worden. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer soll zunächst untersuchen, ob zusätzliche Zölle angemessen sind, hieß es in einer Erklärung aus Washington. Falls dies der Fall sei, werde er jene Produkte identifizieren, die mit den Abgaben belegt werden können. Lighthizer erklärte, dass die Prüfung 60 Tage dauern werde und Strafzölle vorher nicht in Kraft treten.
Die Zeit könnte für Gespräche genutzt werden. Diese würden hoffentlich in den kommenden Monaten starten, sagte Larry Kudlow am Freitag in einem Interview von Bloomberg TV. Trumps wichtigster Wirtschaftsberater fügte hinzu, die Reaktion der Volksrepublik auf die Beschwerden der USA sei bisher nicht zufriedenstellend gewesen. „Wir erwägen eine zweite Runde von Zollmaßnahmen“, sagte Kudlow. Verhandelt werde mit den Chinesen derzeit noch nicht.
Der Streit zwischen den Wirtschaftsriesen war am Mittwoch über amerikanische Vorwürfe des Technologiediebstahls durch China offen ausgebrochen. Nachdem die USA 25-prozentige Strafzölle auf Importe aus China in Höhe von 50 Milliarden Dollar angekündigt hatten, konterte China umgehend mit eigenen Strafabgaben in gleicher Höhe auf Importe aus den USA.
Auch deutsche Landwirte fürchten den Konflikt
Trump begründete seinen Schritt damit, dass China sich dazu entschlossen habe, US-Landwirten und Herstellern Schaden zuzufügen. Deshalb habe er Lighthizer angewiesen, zusätzliche Strafzölle zu prüfen. Trump beauftragte auch seinen Agrarminister Sonny Perdue damit, einen Plan zum Schutz der heimischen Landwirte zu erarbeiten. Details dazu ließ er aber offen. Die USA nehmen Produkte der chinesischen Hochtechnologie-Industrie ins Visier. China seinerseits würde mit seinen Vergeltungsmaßnahmen neben der Auto-, Chemie- und Flugzeugindustrie auch den ländlichen Raum in den USA treffen, wo Trump besonders beliebt ist. Neben Sojabohnen zielt Peking auf Mais, Weizen und Baumwolle ab.
Der Handelskonflikt könnte indirekt auch Deutschland treffen. So ist nicht nur der Export von in den USA produzierten Autos deutscher Hersteller nach China betroffen. Auch der Deutsche Bauernverband warnte vor negativen Auswirkungen. „Die Strafzölle Chinas haben bereits für Nervosität und Preisrückgänge an den internationalen Märkten für Schweinefleisch gesorgt“, sagte der Generalsekretär des Bauernverbandes, Bernhard Krüsken. „Eine weitere Eskalation des Handelsstreits könnte zu weiteren Verwerfungen an den Agrarmärkten führen“, warnte Krüsken. mit dpa, rtr