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Europa in Berlin. Claudia Guske ist Pressereferentin der deutschen Vertretung der Europäischen Kommission am Brandenburger Tor.
© Doris Spiekermann-Klaas

Arbeiten für die EU: Die Europa-Repräsentantin

Spannende Aufgabe, sichere Stelle, gutes Gehalt: Ein Job bei der Europäischen Union ist attraktiv. Doch Bewerber müssen das Auswahlverfahren bestehen – und die Konkurrenz ist groß.

Für Claudia Guske sind die Geschicke Europas Tagesgeschäft. Seit 2007 arbeitet die 35-Jährige in der deutschen Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin – der Schnittstelle zwischen deutscher Politik und Öffentlichkeit und dem Kommissionssitz in Brüssel.

Ein paar Schritte vom Brandenburger Tor entfernt sitzt Guske im Pressebüro der Vertretung, beantwortet Anfragen von Journalisten zu Energie-, Umwelt- oder Verbraucherthemen und kümmert sich um den Social-Media-Auftritt der Vertretung. In Abstimmung mit dem „Headquarter“ in Brüssel organisiert sie Journalistenreisen, Presseseminare in Nord- und Ostdeutschland und Pressetermine für EU-Kommissare, die Deutschland besuchen. Es war ein langer, aber sehr gerader Weg, der sie zu diesem Job geführt hat.

„Das Projekt ’Europa’ fand ich schon immer sehr spannend und wichtig“, sagt Claudia Guske. Schon nach dem Abitur war ihr klar, in welche Richtung es beruflich gehen sollte. Sie studierte in London und Bologna „Modern European Studies“, machte sich in dem interdisziplinären Bachelor-Studiengang in Politik, Wirtschaft, EU-Recht und Italienisch fit. Das war der Anfang.

Rund 40 000 Menschen aus 28 EU-Ländern arbeiten für die Europäische Union. Sie sind vor allem in den Hauptzentralen in Brüssel und Luxemburg beschäftigt, aber auch in EU-Vertretungen in Berlin, Stockholm oder Wien. Ihre Aufgabe ist es, Frieden zu sichern, eine Wirtschafts- und Währungsunion zu errichten und einen kulturellen Austausch unter den Mitgliedstaaten zu fördern.

Zwei Fremdsprachen sind Voraussetzung

So vielfältig die Aufgaben, so vielfältig sind auch die Tätigkeitsfelder der EU-Mitarbeiter: Gesucht werden Referenten für Außenbeziehungen oder Kommunikation, Juristen, Übersetzer, Projektmanager oder IT-Experten.

Die Jobs sind attraktiv: Es lockt nicht nur ein internationaler Einsatz und die Teilhabe am europäischen Geschehen, auch die Vergütung ist einträglich: Rund 4500 Euro verdient ein Berufseinsteiger im höheren Dienst.

„Bewerben kann sich jeder EU-Bürger, der mindestens zwei europäische Fremdsprachen spricht, ein Hochschulzeugnis vorweisen kann oder kurz vor dem Abschluss steht“, erklärt Hellmut Meinhof, Leiter vom Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) der Bundesagentur für Arbeit. Das Bewerbungsverfahren ist zentralisiert: Ob Nachwuchskraft, Student oder Manager: Wer sich für eine Beamtenlaufbahn, eine befristete Stelle oder eine Assistenzstelle bei einer der 130 EU-Institutionen interessiert, bewirbt sich beim Europäischen Amt für Personalauswahl (EPSO) in Brüssel.

Die Konkurrenz ist groß: 27 000 Kandidaten hätten sich bereits für das diesjährige Auswahlverfahren für Referenten, EU-Beamte in der Verwaltung, Kommunikation, Außenbeziehung und Forschung, angemeldet, berichtet EPSO Direktor David Bearfield. „Doch nur die 137 besten werden erfolgreich sein.“

Nur etwa ein Prozent der Bewerber bestehen den „Concours“, den dreistufigen Auswahltest der EU, beim ersten Anlauf. Getestet werden unter anderem das sprachlogische Denken, Zahlenverständnis und abstraktes Denken. Weiter geht es mit einem Assessment Center, in dem die Bewerber Interviews, Gruppenübungen und Rollenspiele durchlaufen.

Diejenigen, die den Concours am Ende bestehen, werden in die so genannte „Eignungsliste“ aufgenommen. Eine Datenbank, aus der die EU-Organe ihre Angestellten rekrutieren. Letzter Schritt ist ein persönliches Vorstellungsgespräch. Wer einer der begehrten Posten ergattern will, muss sich gut auf das Auswahlverfahren vorbereiten, rät der EPSO Direktor. Und sich fragen, ob er oder sie wirklich für eine EU-Karriere gemacht sei: „Wie groß ist meine Motivation, für Europa zu arbeiten? Bin ich in der Lage, mich großen Herausforderungen zu stellen? Bin ich bereit meine Heimat zu verlassen, um im Ausland zu arbeiten?“

Wichtig seien aber vor allem „die acht allgemeinen Kompetenzen“, die jeder EU-Mitarbeiter mitbringen müsse: „Analyse und Problemlösung, Kommunikation, Qualitäts- und Ergebnisorientierung, Lernen und persönliche Entwicklung, Schwerpunktsetzung und Organisationsfähigkeit, Belastbarkeit, Teamfähigkeit und Führungsqualitäten“.

Bewerber können sich online testen

„Herausfordernd – aber mit Vorbereitung machbar“, sei der Concours gewesen, erinnert sich Claudia Guske. Sie selbst habe sich mit Hilfe der Online-Probetests von EPSO vorbereitet, erzählt sie. Zudem sei es hilfreich, gut über aktuelle EU-Themen informiert zu sein, die Nachrichten zu verfolgen und regelmäßig Zeitung zu lesen.

Potenziellen Bewerbern rät Guske, sich auf jeden Fall Zeit zu nehmen für einen Auslandsaufenthalt und Praktika bei möglichen Arbeitgebern in Europa. Auch sie selbst hat es so gemacht. Nach ihrem Bachelorstudium hospitierte sie bei der Delegation der Europäischen Kommission in Prag. Dann hat sie sich weiterqualifiziert mit einem Master der „Europawissenschaften“ in Berlin. Anschließend arbeitete Guske in einer Berliner Kanzlei. Nebenher bewarb sie sich auf einen Job bei der Europäischen Union.

Der Aufwand lohnt sich, findet Guske: Denn wer es zu einem EU-Job geschafft hat, den erwarte Tag für Tag ein internationales, multilinguales Arbeitsumfeld, immer neue Themen und die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten.

Die Pressereferentin hat Spaß an ihrem Job, daran, Menschen in Berlin, Kiel oder Erfurt das so fern erscheinende „Brüssel“ zu erklären, sagt sie.

Für sie selbst geht es zukünftig erstmal in der Vertretung in Berlin weiter. Europa muss noch ein bisschen auf sie warten.

Gesa Steeger

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