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Made in Germany. Deutsche Produkte sind in aller Welt gefragt, die Bestellungen aus China dürften aber nicht mehr so stark wachsen wie früher.
© dpa

Mehr Wachstum, bessere Stimmung: Die deutsche Wirtschaft läuft rund – noch

Das Geschäftsklima und die Wirtschaftsleistung Deutschlands steigen überraschend stark. Aber der China-Schock zeigt Wirkung.

Berlin - Das Selbstvertrauen der deutschen Wirtschaft ist ungebrochen – trotz aktueller Sorgen um die chinesische Wirtschaft. Das Geschäftsklima hat sich im August sogar überraschend deutlich verbessert, wie das Ifo-Institut am Dienstag mitteilte. Allerdings haben die Wirtschaftsforscher ihre regelmäßige Umfrage bei 7000 Führungskräften vor dem Börsencrash am Montag durchgeführt. Angesichts der massiven, weltweiten Kurseinbrüche an den Aktienmärkten könnte sich das Stimmungsbild inzwischen eingetrübt haben.

Die nachlassende Dynamik der chinesischen Volkswirtschaft hat dem deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bislang wenig anhaben können. Die Konjunktur beschleunigte ihren Aufwärtstrend im Frühjahr sogar: Im zweiten Quartal stieg das BIP im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent. „Die deutsche Wirtschaft bleibt ein Fels in der Brandung“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Große Zuwächse beim China-Export wird es nicht mehr geben

Ob es dabei bleibt, ist allerdings fraglich. Die Aussichten beurteilen die vom Ifo befragten Manager nämlich eher pessimistisch. Die Exporterwartungen der Unternehmen sind laut Ifo bereits fünf Monate in Folge gefallen. „Man glaubt nicht mehr daran, dass es große Zuwächse beim Export gibt“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Klar scheint, dass die Nachfrage aus China nach deutschen Exportgütern nachlassen wird. Das trifft vor allem die Autohersteller, aber auch andere Branchen wie die Elektroindustrie, die enge Beziehungen zu China pflegen.

Die Bundesregierung sieht dagegen trotz der Sorgen um China keinen Grund zu Pessimismus. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) erwartet, „dass das nicht dazu beitragen wird, die deutsche Entwicklung zu beeinträchtigen“ – zumal Europa wieder genese. „Sie sehen an der Entwicklung des Euro: Es gibt wieder eine höhere Attraktivität Europas“, sagte Gabriel. Der Euro-Kurs war in den vergangenen zehn Tagen bis auf 1,17 Dollar gestiegen. „Deswegen glaube ich, dass wir unsere gute wirtschaftliche Entwicklung fortsetzen werden“, sagte Gabriel. Die Regierung hält an ihren Wachstumsprognosen fest. Für dieses und für kommendes Jahr rechnet sie mit einem Wachstum von 1,8 Prozent. 2014 waren es 1,6 Prozent. Im zweiten Quartal erhöhte sich die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,6 Prozent.

Elektroindustrie "made in germany" ist sehr gefragt

Skeptischer als Gabriel äußerte sich am Dienstag der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron in Berlin: „Ich denke, wir werden ein sehr schwaches Wachstum sehen“, sagte er mit Blick auf die Volksrepublik. In den kommenden sechs bis acht Monaten werde die Lage dort sehr schwierig sein. „Die deutsche Wirtschaft wird davon mehr betroffen sein, denn der Anteil ihrer Exporte nach China ist höher als der Frankreichs“, sagte Macron.

Die deutsche Elektroindustrie liefert besonders viele Produkte nach China. In den ersten sechs Monaten stiegen die Ausfuhren um 5,7 Prozent auf ein Volumen von 7,4 Milliarden Euro. Größter Abnehmer von Produkten „Made in Germany“ waren die USA mit 7,7 Milliarden Euro (plus 19,9 Prozent). Das Exportgeschäft läuft insgesamt auf Hochtouren. Im Juni stiegen die Ausfuhren um 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 14,9 Milliarden Euro, wie der Branchenverband ZVEI berichtete. Allerdings hatte der Juni in diesem Jahr zwei Arbeitstage mehr als 2014. Im ersten Halbjahr 2015 summierten sich die Exporte auf 85,9 Milliarden Euro. Das Plus von 8,2 Prozent war der höchste Halbjahreszuwachs seit 2011. Die Importe nach Deutschland stiegen um 12,4 Prozent auf 77,2 Milliarden Euro.

KfW hebt Wachstumsprognose für 2015 an

Angesichts der guten Stimmungs- und Branchendaten hob die staatliche KfW- Bankengruppe am Dienstag ihre Wachstumsprognose für 2015 an: „Die deutschen Unternehmen lassen sich von der chinesischen Wirtschaftspolitik zumindest derzeit noch nicht verunsichern“, sagte Volkswirt Jörg Zeuner. „Das freut mich, denn die Finanzmärkte übertreiben.“ Deutschlands Wirtschaft profitiere vom Euro, vom Ölpreis und vom Wachstum in Europa. Die KfW erhöhe deshalb die Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 1,8 Prozent. Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) blickt indes mit Sorge auf den privaten Konsum: 2016 werde die Konsumkonjunktur in Deutschland aufgrund von auslaufenden Sonderfaktoren (niedriger Ölpreis, Einführung des Mindestlohns) deutlich an Schwung verlieren. mit rtr

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