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Unruhige Zeiten für Deutschlands größtes Geldhaus. Die Deutsche Bank überprüft derzeit ihre komplette Geschäftsstrategie.
© Boris Roessler/dpa

HNA stockt Anteil auf: Die Deutsche Bank wird chinesischer

Der Mischkonzern HNA stockt seinen Anteil bei der Deutschen Bank auf 9,9 Prozent auf. Damit ist er künftig auch im Aufsichtsrat des Geldhauses vertreten.

Der chinesische Mischkonzern HNA steigt zum größten Aktionär der Deutschen Bank auf. Die Investmentgesellschaf C-Quadrat, die für die Chinesen bereits knapp 4,8 Prozent an Deutschlands größtem Bankhaus hält, hat ihre Beteiligung im April nach und nach auf 9,90 Prozent aufgestockt, wie C-Quadrat und die Deutsche Bank am Mittwoch in Pflichtmitteilungen bestätigten. Was HNA mit dem neuerlichen Kauf von Deutsche Bank-Aktien im Wert von rund 1,8 Milliarden Euro allein Ende April bezweckt, ist unklar. Fest steht aber, dass C-Quadrat-Vorstand Alexander Schütz auf der Hauptversammlung am 18. Mai in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank gewählt werden soll. Damit wäre auch HNA im Kontrollgremium der Bank vertreten.

Mit seiner Beteiligung ist HNA jetzt vor dem Scheichtum Katar mit knapp sechs Prozent und dem weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock der größte Anteilseigner des deutschen Geldhauses. Unklar ist allerdings ob die beiden Fonds der Kataris ihre Anteile von jeweils 3,05 Prozent weiter bis zur Schwelle von jeweils fünf Prozent erhöht haben. Angeblich halten sie zusammen mittlerweile acht Prozent.

Chinesen waren an Kapitalerhöhung mit acht Milliarden beteiligt

Ob HNA mit der Beteiligung an der Bank auch strategisch Einfluss nehmen will oder ob die Chinesen sie nur als Finanzinvestment betrachten, ist offen. Mit knapp zehn Prozent kann der Konzern beim Frankfurter Geldhaus strategisch nur bedingt agieren. Bankchef John Cryan und Aufsichtsratschef Paul Achleitner hatten den Einstieg der Chinesen im März ausdrücklich begrüßt. „Wir haben vollstes Vertrauen in das Management der Deutschen Bank“, hatte andererseits HNA verlauten lassen. Die Chinesen haben sich dem Vernehmen nach auch an der jüngsten Kapitalerhöhung der Bank von acht Milliarden Euro beteiligt.

HNA begann im Jahr 1993 als Hainan Airlines. Die Fluglinie der südchinesischen Ferieninsel Hainan bietet unter anderem den einzigen Direktflug von Berlin-Tegel nach Peking an. Doch HNA hat seitdem großzügig in Touristik, Logistik und Finanzdienstleistungen investiert. Inzwischen besitzt der Konzern unter anderem ein Viertel der Hotelkette Hilton, die Schweizer Cateringfirma Gategroup oder Singapurs Logistikfirma CWT. Zurzeit kauft HNA auch den Flughafen Frankfurt-Hahn.

Der Konzern ist zwar kein staatseigenes Unternehmen, die Verbindungen zur Kommunistischen Partei sind aber eng. So war Konzernchef Chen Feng mehr als zehn Jahre Mitglied des Nationalen Parteikongresses der Partei. Während China zuletzt zum Beispiel den Expansionsdrang des chinesischen Unternehmers Wang Jianlin oder der Versicherungsgruppe Anbang einschränkte, darf HNA weiter munter einkaufen. Und das zumeist auf Kredit, wie der „21st Century Business Herald“ berichtete. Demnach seien die meisten der internationalen Geschäfte durch Bankkredite in Höhe von mindestens 81 Milliarden Euro ermöglicht worden.

Benedikt Voigt, Rolf Obertreis

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