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Die Deutsche Bank hat derzeit etliche Baustellen - die größte ist derzeit die Verhandlungen über das Strafmaß in den USA.
© AFP

Großinstitut unter Druck: Die Deutsche Bank streicht weitere 1000 Stellen

Die Deutsche Bank baut nun doch mehr Stellen ab, als zuletzt erwartet - die meisten fallen in der Verwaltung weg. Gleichzeitig steigt in den USA der Druck auf den Konzern.

Der Personalabbau bei der Deutschen Bank fällt umfangreicher aus als bislang angenommen. Zu den 3000 Stellen, die hierzulande zumeist im Filialgeschäft eingespart werden, kommen weitere 1000 Stellenstreichungen – vor allem in der Verwaltung. Das teilte der Konzern am Donnerstag nach einer Einigung mit dem Gesamtbetriebsrat mit. Bankchef John Cryan hatte bereits im vergangenen Jahr von insgesamt 4000 Stellen gesprochen, die er abbauen wolle. Mit der Mitarbeitervertretung hatten sich die Konzernvertreter dann aber zunächst nur auf den Abbau von 3000 Arbeitsplätzen geeinigt. Bei den Stellen, die nun darüber hinaus noch wegfallen, handelt es sich vor allem um Stabsstellen etwa in der Personalabteilung, in der Kommunikation und in der Vermögensverwaltung – weshalb in erster Linie der Hauptsitz in Frankfurt am Main betroffen ist. Wie viele Arbeitsplätze in Berlin verloren gehen, ist weiter unklar. Darüber werde in den nächsten Wochen entschieden, hieß es in Bankkreisen.

„Uns ist sehr bewusst, dass die heutige Entscheidung für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein persönlich schwerwiegender Einschnitt ist“, sagte Vorstandsmitglied Karl von Rohr. Man versuche den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Die Deutsche Bank will ihre Kosten deutlich senken. Effizienter solle die Bank werden, so drückte es von Rohr aus.

Der IWF sieht Handlungsbedarf bei der Deutschen Bank

Das Institut reagiert mit diesem Schritt womöglich auch auf den steigenden Druck von außen. Erst am Mittwoch hatten sich die Bankchefs erneut Kritik anhören müssen. „Die Deutsche Bank gehört zu den Banken, die weiter Anpassungen vornehmen müssen, um Investoren davon zu überzeugen, dass ihr Geschäftsmodell für die Zukunft tragfähig ist“, hatte IWF-Experte Peter Dattels bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts erklärt.
Mit dem Personalabbau kann Bankchef John Cryan allerdings nur unter eines seiner zahlreichen Probleme einen Haken setzen. Seine größte Sorge bleibt die drohende Strafe wegen Manipulationen am amerikanischen Immobilienmarkt. Das US-Justizministerium fordert ein Bußgeld von 14 Milliarden Dollar, die Deutsche Bank versucht die Strafe herunterzuhandeln. Cryan ist derzeit ohnehin in Washington unterwegs, er ist Gast bei der Herbsttagung des IWF. Ob er an deren Rande auch selbst mit Vertretern des US-Justizministeriums zusammenkommt, ist unklar. Berichte über Umrisse einer Einigung auf eine Zahlung von lediglich 5,4 Milliarden Dollar haben sich bislang nicht bestätigt.
Da mag es Cryan beruhigen, dass sein Institut wegen des Geldwäsche-Skandals in Russland zumindest von der heimischen Finanzaufsicht Bafin offenbar keine große Strafe mehr zu befürchten hat. Die Untersuchung stehe kurz vor dem Abschluss und die Auflagen der Bafin beschränkten sich voraussichtlich auf ein besseres Risikomanagement, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Amerikaner interessiert Angela Merkels Haltung zur Staatshilfe

In den USA steht die Deutsche Bank derweil jedoch weiter unter Beobachtung. Die Blicke richten sich dort derzeit verstärkt auf die Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer möglichen Staatshilfe für das Institut. Das Drama um die Deutsche Bank sei eine „giftige Kombination“ von Problemen für die Kanzlerin, meint zum Beispiel Karl Theodor zu Guttenberg. Der frühere Bundesverteidigungsminister arbeitet heute als Finanzberater in New York. Sollte Merkel zu früh eine staatliche Rettungsaktion für das angeschlagene Bankhaus ankündigen, riskiere sie Ärger mit ihren Wählern, sagte Guttenberg dem US-Sender CNBC. Zudem drohe Streit mit EU-Partnern wie Italien. Wenn Merkel aber zu lange warten sollte, könne es sein, dass sie mit der Deutschen Bank ein „deutsches Symbol opfert“.

Namhafte US-Politiker fordern derweil ein striktes Vorgehen gegen Institute wie die Deutsche Bank. So erklärte der von Hillary Clinton geschlagene ehemalige Präsidentschaftsanwärter der Demokraten, Bernie Sanders, unter Hinweis auf die Deutsche Bank und andere Geldhäuser, „betrügerische Aktivitäten“ dürften nicht geduldet werden. Die Republikaner hatten vergangene Woche scharfe Kritik an Clinton geübt, die in den vergangenen Jahren als Rednerin bei Veranstaltungen der Deutschen Bank rund eine halbe Million Dollar verdient hatte.

Auch US-Experten halten das Strafmaß für extrem hoch

Zwar gibt es bisher keine Reaktionen der US-Regierung auf die Vorwürfe deutscher Politiker, Amerikas Vorgehen gegen die Bank gleiche einem Handelskrieg. Doch auch in den USA wird die Haltung des Justizministeriums kritisiert. Es gebe keinen vernünftigen Grund für das Ministerium, Bußgeld in einer Höhe anzudrohen, das die betroffene Bank destabilisieren und eine neue Finanzkrise auslösen könnte, sagte Jaret Seiberg von der Investmentgruppe Cowen Group in einem CNBC-Interview. Ähnlich äußerte sich Michael Farr vom Finanzberater Farr, Miller & Washington. Möglicherweise wolle das US-Justizministerium die Deutsche Bank schwer bestrafen – doch am Ende könnte es auf eine „vernichtende“ Strafe hinauslaufen. Möglicherweise werde am Ende eine Fusion der Deutschen Bank mit einem anderen Institut stehen.

Auch hierzulande ist schließlich bereits über einen Zusammenschluss mit der Commerzbank diskutiert worden. Experten sehen eine Fusion der beiden allerdings zunehmend kritisch. So heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse der Ratingagentur Scope, ein Zusammenschluss mache derzeit keinen Sinn. Zum einen seien die Probleme der beiden Banken verschieden. Zum anderen seien sie unterschiedlich weit mit der Restrukturierung ihrer Häuser. Während sich die Commerzbank noch stärker auf der Geschäft mit Privatkunden und Mittelständlern konzentrieren wolle, sei die Strategie der Deutschen Bank derzeit nicht so klar. Auch Deutschlands größtes Geldinstitut schrumpft zwar, gleichzeitig hält es aber am internationalen Investmentbanking fest. Das könnte fatal sein, meinen die Scope-Analysten. Denn nach einer Schrumpfkur dürfte die Deutsche Bank Schwierigkeiten haben, im harten, globalen Wettbewerb mitzuhalten.

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