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Die Hochhäuser der Stadt mit der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB, r) sind am 26.01.2016 in Frankfurt am Main (Hessen) im ersten Tageslicht vor dem noch wolkenlosen Himmel sichtbar.
© dpa

Pläne der EU zur Bankenrettung: Vorsicht vor Bankanleihen - Kunden müssen bei Schieflage bluten

Kunden gehen ein hohes Risiko ein, wenn sie Bankanleihen kaufen. Sie verlieren nach EU-Plänen Kapital, wenn die Bank gerettet werden muss. Ein besonderes Thema dabei sind sogenannte Coco-Bonds. Obwohl damit der Steuerzahler geschont werden soll, trifft es wieder einen großen Teil der Allgemeinheit.

Der 68 Jahre alte Rentner Luigino D'Angelo hatte einen Lebensabend in der wunderschönen italienischen Stadt Civitavecchia vor sich. Am Nachmittag des 28. November aber tippte er eine letzte Abschiedsnachricht, bevor er den Strick nahm. Der Tod dieses Rentners empört ganz Italien. Und er hat viel damit zu tun, wie demnächst einheitlich in ganz Europa mit Banken umgegangen wird, die in eine Schieflage geraten. Luigino D'Angelo war 50 Jahre lang Kunde der Banca Etruria gewesen, bevor plötzlich ihre Pleite drohte. Bei der Rettung der Bank kamen erstmals neue EU-Prinzipien zur Anwendung, die verhindern sollen, dass der Steuerzahler zur Kasse gebeten wird. Bevor der Staat zahlt, sollen Gläubiger und Aktienbesitzer der Bank bluten. Wer aber sind die Gläubiger?

Menschen wie Luigino D'Angelo, denen die eigene Bank ihre Anleihen verkauft hatte. Der Rentner hatte sich für sein gesamtes Ersparnis von 110 000 Euro diese Anleihen aufschwatzen lassen. Dieses Geld war nun weg. Zehntausende Menschen haben bei der Rettung von vier mittleren italienischen Banken kürzlich ihr gesamtes Geld verloren. Seither geht ein Aufschrei durch Italien.

Verbraucherschützer mahnen Bankkunden zur Vorsicht. "Der Anleger muss sich darüber im Klaren sein, dass er der Bank Geld leiht. Er vertraut darauf, dass die Bank Zinsen und Tilgung bezahlen kann. Will und kann er das Risiko eingehen?", fragt Julia Woywod-Dorn von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Kunden sollten sich ihrer Meinung nach nicht von Ratings blenden lassen: "Die Ratings, die die Bank von Ratingagenturen bekommt, beziehen sich auf die Vergangenheit. Sie können nicht beurteilen, wie die Risiken in der Zukunft aussehen."

Die Sache mit den Coco-Bonds: Eine gute Idee, aber ...

Die neuen EU-Regeln zur Bankenrettung treffen nicht nur Reiche, sondern wiederum einen Großteil der Allgemeinheit, sei es, weil Sparer Bankanleihen gekauft haben, oder weil Pensionsfonds und Lebensversicherungen Bankanleihen im Depot haben.

Für diese sogenannten institutionellen Investoren wurden extra sogenannte Coco-Bonds neu geschaffen. Die sind besonders anfällig. Vor einer Woche gab es an den Märkten eine Schrecksekunde, als der Chef der Deutschen Bank, John Cryan, bei einer Analystenkonferenz zwischen vielen ganz schlechten Mitteilungen über sein Institut plötzlich auf die Sprache mit den Coco-Bonds der Deutschen Bank kam. Die Bank werde diese Anleihen bedienen können. Investoren atmeten erstmal durch.

Coco-Bonds, das ist eine Abkürzung für Contingent Convertible Bonds, sind Anleihen, bei denen der Käufer seine Ansprüche verliert, wenn die Bank Probleme bekommt. Wenn beispielsweise die Deutsche Bank wegen schlechter Geschäfte plötzlich nicht mehr wie vorgeschrieben genug Eigenkapital hat, dann kann sie die Zahlung der Zinsen verweigern. Im Extremfall kann sie die Anleihen in Aktien umwandeln, was bei schlechter Entwicklung ein schlechtes Geschäft ist.

Für diese schlechten Bedingungen bekommt der Investor einen deutlich höheren Zinssatz als Entschädigung. Bei der Deutschen Bank sind es sechs Prozent Zinsen, die sie dafür zahlt.

Die Einführung der Coco-Bonds ist zweischneidig. Tobias Berg, Finanzwissenschaftler an der Universität Bonn, weist auch auf Vorteile hin: "Coco-Bonds sind für Banken eine Alternative zur Erhöhung des Eigenkapitals. Gibt eine Bank neue Aktien aus, wird das Kapital der Altaktionäre verwässert. Mit Coco-Bonds kann die Bank einen Puffer aufbauen, um im Falle einer Krise Verluste abfangen zu können."

Können Coco-Bonds Krisen verschärfen? Berg: "Wenn die Bank bei einer Coco-Anleihe keine Zinsen zahlt, kann das ein krisenverschärfendes Signal sein, weil die Märkte möglicherweise auch bei anderen Banken Risiken vermuten. Andererseits wäre die Bank bei einer normalen Anleihe insolvent, wenn sie die Schulden nicht mehr bedient."

Einen Bericht des Autors, wie man sich durch Rebalancing vor Crashs an den Börsen schützen kann, lesen Sie hier.

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