IG Metall-Chef Hofmann: „Die Arbeitgeber wollten den Lindner machen“
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann über den Abbruch der Tarifverhandlungen, das unzulängliche Angebot der anderen Seite und die Lust am Arbeitskampf.
Herr Hofmann, die Arbeitgeber bieten 6,8 Prozent mehr Geld an und Sie schlagen nicht ein. Kriegen Sie den Hals nicht voll?
Wer den Hals nicht vollkriegt, sind die Arbeitgeber. Die Konjunktur läuft hervorragend, die Ertragslage der Unternehmen ist extrem gut, und dann machen die uns ein Angebot, das bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten nicht mal die Inflation ausgleicht. So etwas ist unanständig.
Sie rechnen offenbar mit einer hohen Inflationsrate.
Nein, von den 6,8 Prozent wären nur 3,5 Prozent in die Entgelttabellen eingegangen – und das für 27 Monate! Nur das ist Basis für weitere Einkommenserhöhungen in den nächsten Jahren. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist das viel zu wenig.
Was ist mit den restlichen 3,3 Prozent?
Die sollten zuerst für eine Erhöhung des Urlaubsgeldes eingesetzt werden.
Das ist doch nicht übel.
Mit dem Angebot der Arbeitgeber ist es wie mit dem Scheinriesen Tur Tur bei Jim Knopf – je näher man sich das anschaut, desto mickriger wird es. Und sie bewegten sich im Rückwärtsgang bei den Arbeitszeitthemen. Das fiel weit hinter den Stand zurück, was schon auf dem Tisch lag.
War der Streit um die Arbeitszeitverkürzung und den Teillohnausgleich der Hauptknackpunkt oder doch das Geld?
Am Ende geht es immer um ein Gesamtvolumen, aber nach dem Krebsgang der Arbeitgeber war am Ende der Nacht weit und breit kein Ausweg in Sicht. Im Gegenteil, die kamen mit einem Hammer nach dem anderen und wollten offenbar den Lindner machen.
Sie meinen FDP-Lindner und dessen Ausstieg aus Jamaika?
Ja. Die Pressemitteilung der Arbeitgeber ging sofort nach dem Abbruch der Verhandlungen raus. Im gleichen Moment wurde der Abbruch der Gespräche auch auf ihrer Website verkündet. Offenbar hatten die es darauf angelegt und waren entsprechend vorbereitet.
Die Arbeitgeber wiederum werfen der IG Metall vor, sie habe keinen Abschluss gewollt und es vielmehr auf die Tagesstreiks angelegt, die ja auch bereits seit vergangener Woche vorbereitet werden und jetzt 250 Unternehmen betreffen.
Ich bin aus dem Alter für Spielchen dieser Art raus. Und selbstverständlich haben wir uns darauf vorbereitet, alles andere wäre fahrlässig.
Verstehen Sie das Bedürfnis der Arbeitgeber nach einem konstanten Arbeitsvolumen im Betrieb – wenn es also auf der einen Seite Arbeitszeitverkürzungen gibt, sollen gleichzeitig andere Beschäftigte länger arbeiten dürfen?
In diesem Punkt lag ein Vorschlag von uns auf dem Tisch, der sehr weitgehend war.
Und was ist mit den drei besonderen Beschäftigtengruppen, Arbeitnehmer mit Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen sowie Schichtarbeitern, sollte es für die einen Teillohnausgleich geben?
Es sollte etwas für diese Beschäftigten geben und es wird etwas für sie geben. Doch das ständige Nachjustieren der Arbeitgeber hat auch hier eine Lösung verhindert. Jetzt haben die Arbeitgeber ein paar Tage Zeit, um an einer rationalen Verhandlungsstrategie zu arbeiten.
Und Ende der Woche wird wieder verhandelt?
Das wissen wir noch nicht. Klar ist aber: Niemand hat Lust auf einen großen Arbeitskampf.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität