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Allianz-Chef Oliver Bäte leidet unter dem Versprechen seines Vorgängers Michael Diekmann.
© Peter Kneffel/dpa

Konzern kauft Aktien zurück: Die Allianz hat zu viel Geld

Konzernchef Oliver Bäte möchte kaufen, findet aber keine Kandidaten. Nun profitieren die Aktionäre.

Mit diesem Mann würde man gern tauschen: Oliver Bäte hat nämlich zu viel Geld. Während die Kunden immer weniger für ihre Allianz-Lebensversicherungen bekommen, haben sich in der Konzernkasse in den vergangenen drei Jahren Milliarden angesammelt. 2,5 bis drei Milliarden Euro stecken in der Kriegskasse, mit der Europas größter Versicherungskonzern Übernahmen stemmen will. Nur: Ein großer Deal kam bisher nicht zustande.
Bäte muss daher jetzt ein Versprechen erfüllen, das ihm sein Vorgänger Michael Diekmann eingebrockt hat. Der hatte nämlich angekündigt, dass das Übernahmebudget alle drei Jahre den Anteilseignern zurück gegeben werden soll, wenn sich keine geeigneten Kaufkandidaten finden. Bäte hat die Drei-Jahres-Formel zwar für die Zukunft kassiert, liefert jetzt aber. Am Freitag bei Vorlage der Jahreszahlen kündigte der Konzernchef an, dass die Allianz in den kommenden zwölf Monaten eigene Aktien im Wert von bis zu drei Milliarden Euro zurückkaufen und vom Markt nehmen will. Zudem soll die Dividende von 7,30 Euro auf 7,60 Euro pro Aktie erhöht werden.

Die Aktie gewinnt

Die Börse honorierte das mit kräftigen Kursgewinnen. Der Gewinn wird künftig auf weniger Aktien verteilt, das treibt die Kurse und macht Hoffnung auf mehr Gewinn pro Aktie. Bäte hätte das Geld allerdings lieber für Übernahmen ausgegeben. „Wir brauchen aber kein krampfhaftes externes Wachstum“, stellte der Konzernchef in München klar. „Das heißt nicht, dass wir nicht möchten, aber wir müssen nicht.“ Trotz des Aktienrückkaufs sei noch Geld für Übernahmen da. „Wir sind so stark aufgestellt, wir können beides.“ Chancen sieht Bäte vor allem in der Sachversicherung.

Interesse an Generali?

Der Versicherer QBE, die Nummer eins in Australien, hatte kürzlich Berichte über Gespräche mit dem Münchner Konzern dementiert. In Italien wird der Allianz Interesse an dem Konkurrenten Generali nachgesagt. Die Bank Intesa Sanpaolo will den italienischen Versicherer übernehmen. Sollte die Bank das schaffen, müsste die Generali aus Wettbewerbsgründen wahrscheinlich Teile ihres Geschäfts verkaufen und die Allianz könnte dann zum Zuge kommen. Allerdings wehrt sich die Generali heftig gegen die Übernahme. Das Unternehmen ist der größte Versicherer Italiens und rangiert in Deutschland in der Schaden- und Unfallversicherung nach der Allianz auf Platz zwei.

Gewinn legt zu

Im vergangenen Jahr hat die Allianz dank geringerer Naturkatastrophen und wegen guter Kapitalerträge in der Lebens- und Krankenversicherung ihren Nettogewinn um vier Prozent auf 6,9 Milliarden Euro steigern können. Für das laufende Jahr rechnet Bäte mit einem operativen Ergebnis von 10,8 Milliarden Euro plus/minus einer halben Milliarde. Gute Nachrichten gibt es aus den USA. Die US-Kapitalanlagetochter Pimco scheint sich erholt zu haben. Die Zeit der massiven Kapitalabflüsse ist erst einmal vorüber. Von Juli bis Ende Dezember legten die Kunden fast sechs Milliarden Euro zusätzlich bei Pimco an, teilte der Konzern mit. Zu kämpfen hat Bäte aber mit Widerstand im eigenen Haus gegen seinen Modernisierungskurs. Der Vorstandschef will die Produktivität durch die Modernisierung von IT und Software stark steigern und macht den einzelnen Landesgesellschaften entsprechende Vorgaben. Der hörbar angefressene Chef erklärte den internen Gegenwind am Freitag mit Angst der Untergebenen: „Es gibt da den einen oder anderen im Management, der Sorgen um seinen Job oder seine Zukunft hat.“ Wohl zu Recht: „Natürlich wird's nicht alle brauchen“, räumte Bäte ein. mit dpa

Heike Jahberg

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