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Neue Autos stehen in Bremerhaven bereit für den Export per Schiff in andere Länder.
© dpa

Made in Germany: Deutschlands Export ist ein Auslaufmodell

Jahrelang hat die Bundesrepublik vom Erfolg ihrer Produkte auf den Weltmärkten gut gelebt. Doch damit könnte es bald vorbei sein, warnt die Wirtschaft.

Berlin - Die Windturbinen, die Nordex in seinem Rostocker Werk fertigen lässt, drehen sich überall auf der Welt – in Südafrika, in der Türkei, in Großbritannien, in Schweden. Grüne Energie ist gefragt, nach einer Krise im vergangenen Jahr schreibt das Unternehmen nun wieder ordentliche Gewinne. „Wir sind jetzt noch zuversichtlicher für die nähere Zukunft“, freute sich Nordex-Chef Jürgen Zeschky am Donnerstag. Kein Wunder – das Auftragsbuch der Firma ist um fast zwei Drittel dicker als noch vor Jahresfrist.

Produkte für die Gesundheitswirtschaft, Maschinen sowie Umwelttechnik, etwa die Windmühlen von Nordex – vor allem deutsche Firmen aus diesen Branchen entwickeln sich auf den Weltmärkten gerade besonders gut. Das hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in einer Umfrage unter seinen 85 Auslandsorganisationen herausgefunden. Doch generell wird die Bedeutung der Ausfuhren für die deutsche Wirtschaft in den nächsten Jahren zurückgehen. „Wir müssen uns beim Export auf niedrigere Wachstumsraten einstellen als in der Vergangenheit“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Donnerstag in Berlin. „Es wird schwieriger, unseren Marktanteil zu halten.“

Das liegt daran, dass deutsche Unternehmen mittlerweile oft dort produzieren, wo die Nachfrage hoch ist und es tendenziell auch bleibt. Etwa in China: Allein Volkswagen will in diesem Jahr dort fünf neue Werke eröffnen und hätte dann insgesamt 17 in dem riesigen Reich. „Erst sind die Unternehmen ins Ausland gegangen, dann sind ihnen die Zulieferer gefolgt“, analysierte Treier. Die Folge: In Deutschland findet allenfalls noch die Entwicklung statt, der größte Teil der Wertschöpfung aber nicht mehr.

Schon 2013 dürfte Deutschlands Anteil am Weltmarkt von zuletzt 7,5 Prozent sinken, erwartet der DIHK. Nur um zwei Prozent würden die Ausfuhren der Bundesrepublik zulegen, der Welthandel insgesamt aber um knapp vier Prozent. Für die deutsche Wirtschaft spielt schon seit einiger Zeit die Binnennachfrage eine wichtigere Rolle als das Auslandsgeschäft.

Paradox: Trotzdem winkt Deutschland dieses Jahr der Titel des Vizeweltmeisters im Export. Dies sei dem wieder erstarkten Euro-Kurs und der Exportschwäche der USA zu verdanken, befand Treier. Weltgrößter Exporteur ist und bleibt auf absehbare Zeit China. Dahinter wird es nach Einschätzung des DIHK einen Dreikampf geben zwischen Deutschland, Japan und den USA..

Carsten Brönstrup

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