Wirtschaft: Neuer Schwung im Außenhandel
Überschuss von fast 100 Milliarden Euro im Halbjahr / China erholt sich.
Berlin - Die deutsche Exportwirtschaft hat sich gefangen und verbreitet Optimismus für den Rest des Jahres. Aufgrund der Auftragseingänge „halten wir an unserer Wachstumsprognose von drei Prozent fest“, hieß es am Donnerstag beim Außenhandelsverband BGA. Das ist mutig, denn im ersten Halbjahr sanken die Ausfuhren um 2,1 Prozent. Doch nach dem sehr schwachen Mai sahen die Zahlen im Juni schon wieder besser aus. Vor allem auch in Europa: Im Mai waren die deutschen Exporte in die Euro-Zone gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,6 Prozent gesunken, im Juni betrug das Minus nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur noch 1,4 Prozent.
Mit Abstand die meisten Waren aus deutscher Produktion gehen in die EU – im ersten Halbjahr im Wert von 313,7 Milliarden Euro (minus 1,7 Prozent). Das Ausfuhrvolumen in Länder außerhalb der Union lag mit 234 Milliarden Euro (plus 1,0 Prozent) leicht über dem ersten Halbjahr 2012, wobei der Juni auffallend schwach war (minus 4,6 Prozent). Unterm Strich steht in der Handelsbilanz nach den ersten sechs Monaten ein Exportüberschuss von fast 98 Milliarden (Vorjahr: 93,4 Milliarden) Euro, was vor allem auch daran liegt, dass die Importe in dem Zeitraum stärker zurückgingen als die Exporte.
Die alles in allem positive Entwicklung im ersten Halbjahr hängt auch mit China zusammen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft hat im Juli fast elf Prozent mehr Waren aus aller Welt importiert als ein Jahr zuvor. Damit belebt sich ein Trend, der den deutschen Maschinen- und Fahrzeugbauern in den Jahren nach der Lehman-Pleite 2008 prächtige Wachstumsraten brachte. Und solange die europäische Konjunktur schwächelt, sind die deutschen Unternehmen auf China angewiesen. Im Juli legten die chinesischen Exporte um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, nachdem es im Juni einen Rückgang um 3,1 Prozent gegeben hatte. Das hatte damals die Sorge verstärkt, dass Chinas Wachstum an Dampf verlieren könnte. Nun übertreffen die Handelszahlen die Erwartungen deutlich.
Für den Anstieg machte Liu Ligang von der ANZ-Bankengruppe den niedrigen Wert im Vorjahr, mehr Kredite für Exportunternehmen und eine bessere Wirtschaftsentwicklung in den USA und Europa verantwortlich. Im Juli wuchs der Handel mit der EU im Jahresvergleich um fünf Prozent und mit den Vereinigten Staaten sogar um zehn Prozent. „Die Handelszahlen sind gut genug, damit Chinas Regierung nicht wieder zu Wachstumspaketen greift, um die Wirtschaft anzukurbeln“, sagte der Ökonom Yao Wei von der Société Générale dem „Wall Street Journal“. Im zweiten Quartal dieses Jahres hatte sich das Wachstum auf 7,5 Prozent verlangsamt. Im ersten Quartal hatte der Wert noch bei 7,7 Prozent gelegen. Trotz der positiven neuen Handelsdaten warnte Ding Shuang von der Citigroup vor übertriebenen Erwartungen wegen der schwachen Binnennachfrage in der Volksrepublik. alf/dpa
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