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„Es dümmelt wieder“. Er investierte so oft, dass Fans aus seinem Namen ein eigenes Wort machten. Ralf Dümmel avancierte so zum Star der TV-Sendung.
© VOX / Bernd-Michael Maurer

"Höhle der Löwen"-Star Ralf Dümmel: Deutschlands erfolgreichster Hauptschüler

Ralf Dümmels Produkte stehen in fast jedem Haushalt, seine Firma kennt niemand. Durch die TV-Show „Höhle der Löwen“ wurde er überraschend zum Star.

Mit den Überfällen hätte Ralf Dümmel nicht gerechnet. Doch seit der Unternehmer zum Fernsehstar geworden ist, lauern ihm immer wieder Fremde auf. Sie warten auf dem Parkplatz seines Firmengeländes im Hamburger Vorort Stapelfeld, bis er mal vor die Tür tritt, springen dann aus dem Auto und rufen: „Auf Sie habe ich gewartet!“ Die Begegnungen sind harmlos, denn die Leute haben es zwar auf Dümmels Geld abgesehen, doch sie wollen es ihm nicht stehlen. Stattdessen bieten sie ihm dafür ihre Erfindungen an.

Schließlich hat er im vergangenen Jahr in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ gezeigt, wie man aus vermeintlich verrückten Ideen, die sonst kaum ein Händler haben wollte, Verkaufsschlager mit Millionenumsätzen macht. In der Show, deren neue Staffel am Dienstag startet, stellen Gründer ihre Geschäftsideen vor. Die fünf Juroren, zu denen neben Dümmel beispielsweise Carsten Maschmeyer und diesmal statt Jochen Schweizer die Ex-Politikerin Dagmar Wöhrl zählen, können dann investieren. Mit teilweise mehr als drei Millionen Zuschauern hat sich die Sendung zum Quotenhit für Vox entwickelt, zumal aus der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen fast jeder Fünfte einschaltet, wenn das Unternehmercasting läuft.

Keiner investierte soviel wie Ralf Dümmel

Und Dümmel avancierte bei seiner Premiere im Vorjahr zum Überraschungsstar: Kein anderer „Löwe“ schloss mehr Deals ab. Keiner investierte mehr Geld. 17 Start-ups erhielten insgesamt etwa drei Millionen Euro. Bei Twitter schreiben Fans jedes Mal, wenn er zuschlägt: „Es dümmelt wieder“. Dabei hatte vorher kaum jemand den Mann auf dem Schirm, das Interesse konzentrierte sich vor allem auf den ebenfalls neu dazugekommenen Maschmeyer, den umstrittenen Gründer des Finanzvertriebs AWD. Dümmel und sein Unternehmen DS Produkte sind dagegen weitgehend unbekannt. Dabei vertreibt es mehr als 4000 Produkte, von der Frischhaltedose bis zum Elektroroller. Eine Viertelmilliarde Euro betrug der Umsatz zuletzt. „Keiner kennt uns, aber fast jeder hat etwas von uns im Haushalt“, sagt Dümmel gern. Oft sind es Gegenstände, die als „Angebot der Woche“ beim Discounter liegen, neben No-Name-Artikeln vertreibt die Firma ihre Produkte unter Marken wie Cleanmaxx, Bratmaxx oder Easymaxx.

Die ganze Vielfalt zeigt sich im eigenen Showroom, den das Unternehmen in der obersten Etage einer grünen Halle gebaut hat. Auf der Fläche eines kleinen Supermarktes sind hier sämtliche Regale mit den eigenen Kreationen gefüllt. In einem stehen Solarlampen in Form von Fröschen und Erdmännchen, gegenüber ist das Christmaxx-Sortiment mit LED-Rentiergeweihen und anderer blinkender Weihnachtsdekoration. Dazu meterweise Haushaltsgeräte: Bügeleisen, Pfannen und sogar ein kleiner Dönergrill.

Dümmel geht stolz durch die Gänge und nimmt einen Akkusauger heraus. „Den müssen wir auch bald vergolden“, sagt der Unternehmer. Denn die Bestseller stehen im Eingangsbereich in einer vergoldeten Nachbildung auf einem kreisrunden Podest. Alle Produkte, von denen mindestens eine Million Stück verkauft wurden, werden hier präsentiert.

Millionenumsätze für Dümmels DHDL-Investments

Am Ende gibt es einen eigenen Raum für seine Produkte aus der Höhle der Löwen, hinein geht es wie in der Sendung durch einen goldenen Käfig. Hier stehen die Dosen von „Papa Türk“, einem Getränk, das angeblich Knoblauchgeschmack neutralisiert, oder der „Bügel-Clou“: Der gebogene Draht hilft beim Glätten von Hemdärmeln. Sein Erfinder Christian Peitzner-Lloret kommt aus Berlin. Vier Jahre lang hatte er die Bügelhilfe in kleinen Läden und via Internet angeboten und dabei immerhin 40 000 Stück verkauft. Seit dem Einstieg von Dümmel waren es 350 000. „Viele Produkte lagen weit über unseren Erwartungen und haben mehr als fünf Millionen Euro Handelsumsatz erzielt“, sagt Dümmel. Am erfolgreichsten waren das Sporthandtuch „Towell“ mit einer integrierten Tasche und die „Abflussfee“, ein Einsatz für Waschbecken, der Verstopfungen verhindern soll. Bei beiden Produkten liegen die Umsätze schon über zehn Millionen Euro.

Dümmel sorgt dafür, dass die Artikel am Tag nach der Ausstrahlung deutschlandweit in den Regalen liegen. Die Maschinerie läuft dafür im Hintergrund seit Monaten auf Hochtouren. Denn aufgezeichnet wurde die Sendung schon im Frühjahr. Doch der Vorlauf ist nötig. „Oft produzieren wir in Asien, dann schwimmt die Ware vier Wochen“, sagt Dümmel. Für die Herstellung zahlt er dabei noch viel mehr als für die eigentlichen Start-up-Deals der Sendung. Beim letzten Mal ist DS Produkte mit etwa 20 Millionen Euro in Vorleistung gegangen. Dabei ist es Zufall, dass er überhaupt in der Show sitzt. „Ich wollte nie ins Fernsehen“, sagt Dümmel. Das Angebot habe er sich in Köln eher pro forma angehört. Doch Produzentin Astrid Quentell hat ihn schnell überzeugt. „Mir war nach fünf Minuten klar, dass ich ihn in der Sendung haben wollte“, sagt Quentell und lobt Dümmels „unfassbaren Charme“.

Selbstbewusstes Verkaufstalent

Er findet es immer noch komisch, sich selbst zu sehen. Auch daran, dass ihm fremde Menschen in den Einkaufswagen starren und Polizisten um Selfies bitten, muss er sich noch gewöhnen. Dabei mangelt es dem Unternehmer eigentlich nicht an Selbstbewusstsein. „Ich bin der erfolgreichste Hauptschüler Deutschlands“, hatte er im Gespräch mit Produzentin Quentell gesagt. Peinlich ist ihm das nicht. Im Gegenteil, er kokettiert sogar damit. Eigentlich hat Dümmel nämlich sogar den Realschulabschluss. Er wollte damals so schnell es ging arbeiten und bei Möbel Kraft in die Lehre gehen, wo schon sein Vater gearbeitet hatte. Doch die nahmen nur Realschüler.

Später lernte er den Gründer von DS Produkte kennen und wurde kurz vor der Wende zum Verkaufsleiter. Als nach der Wiedervereinigung der Absatz rapide stieg, glaubte er zunächst, das liege an seinem Verkaufstalent. Der 50-Jährige hat jedoch auch einiges dafür getan, um die Firma zur jetzigen Größe zu führen. Nachdem ein Kollege ihm vor gut 20 Jahren Leitungswasser mit einem britischen Gerät in Sprudel verwandelte, ließ Dümmel etwas Ähnliches entwickeln. „Das hat uns die Türen in den Handel geöffnet“, erinnert er sich. Zuvor hatte die Firma insbesondere die damals noch großen Versandhändler wie Quelle & Co beliefert.

Nun öffnet er wieder Jungunternehmen die Tür in den Handel. Die Zahl der Parkplatzüberfälle dürfte weiter steigen.

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