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Wiederaufbau in Libyen: Deutsche Unternehmen stehen bereit

Wenn in Libyen der Wiederaufbau beginnt, wollen deutsche Firmen dabei sein.

Berlin - Die deutsche Wirtschaft bereitet sich nach Darstellung des Industrie- und Handelskammertages (DIHK) darauf vor, sich am Wiederaufbau Libyens zu beteiligen. „Wir haben in den Bereichen Infrastruktur und Energiewirtschaft viel zu liefern. Die deutschen Unternehmen stehen bereit, beim Aufbau mitzumachen, und zeigen bereits jetzt Präsenz in der Region“, sagte Volker Treier, Außenwirtschafts-Chef des DIHK, am Dienstag in Berlin. Allerdings müsse zunächst das Rechtsumfeld stimmen, bevor deutsche Unternehmen in dem Land aktiv werden könnten. Ein Ende der Kampfhandlungen in Libyen würde über eine verbesserte Ölversorgung und den sinkenden Ölpreis positiv auf die deutsche Wirtschaft wirken, sagte Treier.

Doch noch halten die Kämpfe in Libyen an und haben am Dienstag dafür gesorgt, dass der Ölpreis wieder anzog. Die Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 108,58 Dollar pro Fass (159 Liter), der Preis für US-Leichtöl legte um 1,3 Prozent auf 85,56 Dollar je Fass zu. Am Montag war der Preis für Brent noch deutlich gefallen, da Anleger nach dem Einmarsch der Rebellen in der libyschen Hauptstadt Tripolis ein baldiges Ende der Kämpfe und eine Wiederaufnahme der Öllieferungen erwartet hatten. Es könne aber 18 Monate dauern, bis die Produktion das Niveau vor dem Bürgerkrieg erreicht, hatte der frühere Chef der nationalen Ölgesellschaft, Schokri Ghanem, erklärt.

In Libyen, mit seinen reichen Öl- und Gasvorkommen, waren zuletzt vor allem deutsche Unternehmen der Energiewirtschaft tätig sowie Anlagenbauer und Zulieferer. Hinzu kommen Baufirmen sowie Anbieter von Infrastrukturleistungen. Auch viele Firmen aus Italien, der früheren Kolonialmacht, waren vor Ort.

Von den Finanzsanktionen der EU gegen Libyen waren daher auch deutsche Unternehmen betroffen. Vor dem Bürgerkrieg war Libyen neben Russland, Großbritannien und Norwegen einer der wichtigsten Erdöllieferanten Deutschlands. In der Vergangenheit gehörte das Land wegen des Ölgeschäfts auch zu den wenigen Ländern, die unterm Strich mehr Waren nach Deutschland lieferten als sie von dort bezogen haben. So betrug der deutsche Einfuhrüberschuss nach Daten des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2010 rund 2,1 Milliarden Euro und 2009 knapp 1,7 Milliarden Euro.

Der Energiekonzern RWE hält sich den Zeitpunkt einer Rückkehr nach Libyen offen. Man prüfe die Lage, hieß es bei der in Hamburg ansässigen Tochter RWE Dea. Der Konzern hatte Ende Februar seine 100 Mitarbeiter aus der Niederlassung in Tripolis abgezogen. Rund 40 Beschäftigte und ihre Angehörigen hatte Dea nach Deutschland ausgeflogen. Das Unternehmen ist in Libyen noch nicht operativ tätig, prüft aber, ob aus zwei Feldern Gas und Öl gefördert werden kann. Dea hatte Verträge zur Felderentwicklung mit dem libyschen Staat geschlossen. „Wir bauen darauf, dass die Verträge weiter gültig sind“, sagte eine Dea-Sprecherin.

Unterdessen hat China die libyschen Rebellen aufgefordert, seine Investitionen im Land nach einer Machtübernahme zu schützen. Die Regierung in Peking hoffe, dass Libyen nach einer Rückkehr zu Stabilität die Interessen und Rechte der chinesischen Investoren respektiere, sagte ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums. China wolle weiter mit Libyen zusammenarbeiten. Am Montag hatte ein Rebellenvertreter mit der Kündigung von Ölverträgen gedroht, weil China die Aufständischen im Kampf gegen den Machthaber Muammar Gaddafi nicht unterstützt habe. China hat gegenüber Gaddafi eine weniger harte Linie verfolgt als viele westliche Nationen. (mit brö/dpa/rtr)

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