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Langfristig werde „das Nachhaltigkeitsrating für ein Unternehmen genauso wichtig sein wie das herkömmliche Bonitätsrating“, sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.
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Nach dem Vorstoß von Blackrock: Deutsche Bank will mehr grüne Kredite vergeben

Deutsche-Bank-Chef Sewing kündigt an, die Finanzierung nachhaltiger Produkte auszubauen. Die Aufsicht Bafin warnt, das Risiko grüner Anlagen zu unterschätzen.

Nach der größten Vermögensverwaltung Blackrock hat auch die Deutsche Bank angekündigt, einen stärkeren Fokus auf den Klimaschutz legen zu wollen. Auf dem Neujahrsempfang seines Instituts am Donnerstagabend in Berlin sagte Vorstandschef Christian Sewing, sein Haus wolle in drei bis fünf Jahren einen „substanziellen Teil unseres Kreditportfolios von rund 430 Milliarden Euro zur Finanzierung nachhaltiger Produkte“ bereitstellen.

Langfristig werde „das Nachhaltigkeitsrating für ein Unternehmen genauso wichtig sein wie das herkömmliche Bonitätsrating“, sagte Sewing laut Redemanuskript. "Mit jedem Tag, an dem die Menschheit so weiter wirtschaftet wie bisher, werden die Folgekosten steigen - und das möglicherweise exponentiell." Von der Politik wünscht sich Sewing mehr Unterstützung: „Auch wir Banken brauchen einen verlässlichen Rahmen, wie wir Unternehmen bei ihrer Transformation unterstützen können", sagte er.

Die Finanzaufsicht Bafin will sich in den kommenden Jahren ebenfalls verstärkt um das Thema nachhaltige Finanzwirtschaft und das Anlagefeld Nachhaltigkeit kümmern. Die Bafin habe sich dabei an die Spitze der aufsichtlichen Bestrebungen gesetzt, sagt Bafin-Präsident Felix Hufeld beim Neujahrsempfang seiner Behörde am Donnerstag in Frankfurt am Main.

Er warnt ausdrücklich davor, auf diesem Feld das Thema Risiko zu vernachlässigen und nachhaltigen Finanzanlagen sozusagen einen Vorab-Bonus zu gewähren. So wichtig Nachhaltigkeit allein mit Blick auf den Klimawandel auch sei, gelte es mit Bedacht zu agieren. „Grün bedeutet mitnichten automatisch ein geringeres Risiko“, so Hufeld. Er warnte jedoch: „Wer grüne Investitionen und Kredite losgelöst von ihren Risiken pauschal privilegiert, der wählt den Weg in die nächste Krise – und schadet der Nachhaltigkeit.“

Allerdings kann allein Deutschland und die Bafin den Weg nicht weisen, ist Hufeld überzeugt. Es gehe um internationale Antworten für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken. „Was nachhaltig ist und was nicht, legen wir nicht in einem deutschen Soloauftritt verbindlich fest.“ Die sogenannte Taxonomie der EU, die Ende vergangenen Jahres verabschiedet wurde, ist nach Ansicht des Bafin-Präsidenten der richtige Schritt. Allerdings seien noch viele Fragen offen. Die Bafin hat bereits im Dezember ein Merkblatt vorgelegt, an dem sich Banken und Finanzfirmen orientieren können und das ihnen die Einschätzung ermöglicht, wie die Nachhaltigkeitsrisiken bei ihnen aussehen und wie sie angemessen gesteuert werden können.

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