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Bahnmitarbeiter kontrollieren das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen.
© dpa

Mund-Nasen-Schutz im Zug: Deutsche Bahn verdoppelt Masken-Kontrollen

Obwohl im Zweifel der Rauswurf durch die Bundespolizei droht, tragen viele Fahrgäste im Zug keine Maske. Die Bahn will nun strenger kontrollieren.

Die Deutsche Bahn AG wird die Kontrollen zur Maskenpflicht in Fernzügen bis Anfang September mehr als verdoppeln. Fahrgäste, die sich weigern, Mund und Nase zu bedecken, könnten jederzeit von der Fahrt ausgeschlossen werden, warnt der Staatskonzern. Dazu seien die rund 12 000 Zugbegleiter im Fern- und Regionalverkehr auf Basis der Beförderungsbedingungen berechtigt. In Konfliktsituationen werde die Bundespolizei eingeschaltet. Dann drohen Maskenverweigerern ernsthafte Konsequenzen. Das sei aber bisher „die absolute Ausnahme“, räumt ein DB-Sprecher ein.

Am Dienstag überprüften DB-Sicherheitsleute mit der Bundespolizei bei Zugfahrten in sieben Bundesländern, ob die Corona-Vorgaben von Reisenden eingehalten werden. Kontrollen gab es in Fernzügen von Hamburg nach Hannover, Leipzig-Halle, Saarbrücken-Mannheim und Stuttgart-Ulm. Nach Konzernangaben fiel das Ergebnis der Schwerpunkteinsätze positiv aus: „Der ganz überwiegende Teil der Fahrgäste trägt vorbildlich eine Mund-Nase-Bedeckung.“

In Leserbriefen und Onlineforen beschweren sich allerdings seit Monaten zahlreiche Bahnkunden über weniger erfreuliche Erlebnisse. Demnach gibt es selbst zu Stoßzeiten, wenn Züge wieder recht voll sind, uneinsichtige Mitfahrer, die Masken überhaupt nicht oder nicht so tragen, dass sie schützen können. Der Ärger ist groß, dass das zu oft geduldet werde und es zu wenige Kontrollen gebe. 

Derzeit wird nur ein Bruchteil der Zugverbindungen kontrolliert

In Zügen und Bahnhöfen wird regelmäßig mit Durchsagen und durch Aushänge auf die Maskenpflicht hingewiesen. In täglich rund 60 Fernverkehrszügen kontrollieren nach DB-Angaben bisher zudem  Sicherheitsmitarbeiter, ob die Regeln auch eingehalten werden. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der Zugverbindungen. Die Zahl dieser Kontrollen will die DB nun in den nächsten Tagen deutlich steigern und bis zum 1. September mehr als verdoppeln.

So vorbildlich sind längst nicht alle Fahrgäste.
So vorbildlich sind längst nicht alle Fahrgäste.
© dpa

Der Staatskonzern reagiert damit auch auf den wachsenden öffentlichen Druck, energischer gegen Maskenverweigerer vorzugehen und alternative Konzepte zu prüfen. Einige Verkehrsexperten fordern seit Monaten, zum Schutz der Fahrgäste vor Ansteckungen und zur Verhinderung überfüllter Abteile eine Reservierungspflicht für Fernzüge einzuführen, die es in Frankreich seit Jahrzehnten gibt und mit der sich die Auslastung von Zügen punktgenau steuern lässt.

Dann wäre eine Mitfahrt nur noch bei vorherigem Ticketkauf und fester Bindung an einen bestimmten Zug und eine konkrete Abfahrtszeit möglich. Solche Fahrkarten gibt es bei der DB als Spartickets mit Rabatt, die normalen flexiblen und teureren Tickets aber erlauben den freien Einstieg in jeden Zug in bestimmten Zeiträumen. Zudem kann in Deutschland eine Fahrkarte auch erst im ICE oder Intercity beim Zugbegleiter gegen Aufpreis gekauft werden.        

Eine Reservierungspflicht wird es weiterhin nicht geben

Der Staatskonzern lehnt eine Reservierungspflicht in Fernzügen weiterhin ab. „Die Kunden wollen ein offenes System und Züge flexibel und spontan nutzen können“, sagte ein Sprecher unserer Redaktion. Es gebe da „keinen Handlungszwang“. Eine Umstellung könne zu großem Durcheinander führen, wenn an Bahnhöfen in Züge ohne feste Platzreservierung nicht mehr eingestiegen werden dürfe.  

Wer seine Maske vergessen hat, bekommt im Zug eine.
Wer seine Maske vergessen hat, bekommt im Zug eine.
© dpa

Zudem liege der Auslastung der Fernzüge aktuell erst wieder bei rund 30 Prozent und damit bei kaum mehr als der Hälfte aus Vor-Corona-Zeiten. Voriges Jahr waren es noch 56 Prozent. Dennoch könne es zu Stoßzeiten zu dichterer Besetzung von Abteilen kommen, räumt der DB-Sprecher ein. Dann allerdings seien die Zugbegleiter angehalten, auf eine gleichmäßige Verteilung der Fahrgäste zu achten. So sollen zum Beispiel die Fenstersitze statt der Plätze am Gang vorrangig genutzt werden. In den Buchungssystemen wie dem DB Navigator wird zudem die Auslastung der Züge angezeigt, was sich allerdings bis zur Abfahrt ändern kann.  

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog). Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Bisher setzt die DB vor allem auf Einsicht und guten Willen ihrer Kunden. „Maske auf? Na klar!“ Unter diesem Motto wurden bereits bundesweit Hunderttausende kostenlose Schutzmasken an Bahnhöfen und in Zügen verteilt. Im Bordbistro kann man Masken auch kaufen.    

Mit den wieder höheren Infektionsraten in Deutschland werden die Ansagen nun deutlicher. Man unterstütze das Vorgehen der Bundesländer, Maskenverweigerer mit Bußgeldern zu bestrafen, so die DB. Der Schutz der Gesundheit von Mitarbeitern und Fahrgästen in Zügen habe oberste Priorität. Es sei „nicht hinnehmbar“, betont der Sprecher, „dass eine kleine Minderheit verweigert, sich an die Regeln zu halten“.

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