Keine weiteren Warnstreiks: Deutsche Bahn und EVG einigen sich im Tarifstreit
Der Streik der EVG am Anfang der Woche traf Millionen Berufspendler und Fernreisende. Jetzt gibt es Entwarnung – allerdings nicht bei der GDL.
Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft EVG haben sich im Tarifkonflikt geeinigt. Es gebe einen Abschluss, bestätigten beide Seiten. Weitere Warnstreiks seien damit abgewendet. Zuerst hatte der Bayerische Rundfunk von der Einigung berichtet. Mit der Einigung steigen die Löhne in zwei Stufen um 3,5 Prozent zum 1. Juli 2019, danach um 2,6 Prozent zum 1. Juli 2020, wie der Konzern und die Gewerkschaft am Samstagmorgen mitteilten. Außerdem wird von Oktober 2018 bis Juni 2019 eine Einmalzahlung von tausend Euro gezahlt.
Die Tarifverträge gelten rückwirkend vom 1. Oktober bis zum 28. Februar 2021 und haben damit eine Laufzeit von 29 Monaten. Zum 1. Januar 2021 erhalten die Beschäftigten erneut die Möglichkeit, anstelle der zweiten Stufe mehr Freizeit beziehungsweise Urlaub zu wählen.
"Unser Warnstreik hat eindeutige Signale gesendet", erklärte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. "Wir wollten mehr Geld und eine kürzere Laufzeit als die von der DB AG angebotenen 34 Monate." Dies habe dank der "großartigen Beteiligung" der EVG-Mitglieder am Arbeitskampf durchgesetzt werden können. Aus Sicht der Bahn hat der Beschluss weitreichende Bedeutung: „Wir haben einen weiteren Schritt in eine deutlich modernere und attraktivere Tariflandschaft gemacht“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Der Abschluss sei ein „deutliches Signal“ an die Mitarbeiter. „Es geht um Qualität und Zuverlässigkeit. Dafür brauchen wir motivierte Mitarbeiter“, betonte Seiler.
Die Bahn hatte zuletzt am Mittwoch ein neues Angebot vorgelegt, über das seitdem verhandelt wurde. Mit der Einigung sind weitere Streiks der EVG wie am Montag, bei denen Millionen von Berufspendlern und Fernreisende betroffen waren, abgewendet. Allerdings steht noch eine Einigung der Bahn mit der kleineren Lokführergewerkschaft GDL aus. Die EVG hatte ebenso wie die GDL ursprünglich 7,5 Prozent mehr Lohn gefordert.
Zudem wollten die Arbeitnehmervertreter für die Beschäftigten Verbesserungen unter anderem bei Urlaubs- und Arbeitszeiten sowie der betrieblichen Altersvorsorge durchsetzen. Die Bahn strebt für beide Gewerkschaften vergleichbare Abschlüsse an. Beide Gewerkschaften zusammen verhandeln für rund 160.000 Beschäftigte.
Die GDL hatte am Freitag die Verhandlungen erneut für gescheitert erklärt. Gewerkschaftschef Claus Weselsky begründete dies damit, dass die Bahn einen ausverhandelten Vertrag nicht unterschreiben wolle. Zwar bleibe es dabei, dass es zur Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel keine Streiks geben werde, so Weselsky.
Die GDL werde aber die Kollegen darüber informieren, "dass dieser Arbeitgeber alles andere als zuverlässig ist". Es könne daher sein, dass die Kollegen, die hunderte von Überstunden vor sich her schöben, "von ihrem Recht Gebrauch machen, in Freizeit zu gehen". Dies könne Auswirkungen haben, die einem Streik vergleichbar seien. (dpa, Reuters)