Filmbranche: Deutlich weniger Kinobesucher
„Das Kinojahr 2018 war schlecht, da gibt es nichts zu beschönigen“, heißt es aus der Branche. Es gab keine richtigen Blockbuster - und das Wetter war zu gut.
Zum Start der Berlinale kommen wenig erfreuliche Nachrichten aus der Branche. Die Zahl der Kinobesucher sank 2018 um fast 14 Prozent auf 105 Millionen, das ist das schlechteste Ergebnis seit vielen Jahrzehnten. Ein Grund dafür dürfte der lange, warme und trockene Sommer sein, dazu kamen die Fußball-WM und der Erfolg der Streaming-Dienste.
Der Umsatz der 1171 deutschen Kinounternehmen schrumpfte um fast 15 Prozent auf 899 Millionen Euro. Ähnlich schlechte Zahlen habe es zuletzt 1992 gegeben, teilte die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin mit. „Das Kinojahr 2018 war schlecht, da gibt es nichts zu beschönigen“, sagt FFA-Vorstand Peter Dinges. Vor allem die großen Publikumshits hätten gefehlt.
Kein einziger Film erreichte vier Millionen Besucher, 2017 hatten diese Schwelle noch drei Produktionen geschafft. Noch am besten liefen 2018 „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ (3,6Millionen Besucher), „Avengers: Infinity War“ (3,4 Millionen) und „Fifty Shades of Grey – Befreite Lust“ (3,0 Millionen) – alles US-Produktionen. Zum Vergleich: „Fack Ju Göhte 3“ verkaufte 2017 5,9 Millionen Tickets.
Rückgang auch bei deutschen Produktionen
Die FFA zeigte sich aber zufrieden, dass der deutsche Film seinen Marktanteil im schrumpfenden Geschäft mit 23,5 Prozent fast halten konnte. 24,6 Millionen Besucher kauften Tickets für die Erstaufführungen aus heimischen Studios. Das ist ein Rückgang um 3,7 Millionen. Am beliebtesten waren „Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer“ (1,8 Millionen), „Die kleine Hexe“ (1,6 Millionen) und „Dieses bescheuerte Herz“ (1,4 Millionen).
Angesichts der starken finanziellen Förderung ist dieses Ergebnis dennoch zum wiederholten Male recht ernüchternd für die deutsche Kinofilmbranche: 2018 summiert sich das kulturwirtschaftliche Fördervolumen laut FFA-Statistik auf fast 446 Millionen Euro. Allein von Seiten des Bundes flossen 189 Millionen Euro aus Steuermitteln. Die FFA unterstützte Produktion, Vertrieb und Kinos mit 79 Millionen Euro, die aus Umlagen der Filmwirtschaft stammen. Zudem steuerten acht Filmförderungsgesellschaften der Bundesländer jeweils zweistellige Millionensummen bei.
Mehr internationale Produktionen mit deutschen Zuschüssen
Die Förderung an Produzenten fließt nur, wenn Vorgaben für Wertschöpfung in Deutschland oder den Bundesländern erfüllt sind. Auch internationale Produktionen können deutsche Zuschüsse erhalten – weshalb auch US-Studios gerne mal in deutschen Filmfabriken wie Potsdam-Babelsberg drehen lassen. Die Zahl der deutschen Koproduktionen stieg 2018 um 22 auf 98, einen neuer Höchststand. Die Zahl aller erstaufgeführten deutschen Filme ging von 233 auf 228 weiter zurück.
Generell gilt die Filmherstellung als riskantes Geschäft, in dem wenigen großen Erfolgen meist viele wirtschaftliche Flops gegenüberstehen. Auch das zeigt die FFA-Bilanz: Für die zehn bestbesuchten Filme zahlten 26,3 Millionen Zuschauer und damit ein Viertel aller Gäste. Die 50 erfolgreichsten Produktionen erreichten knapp zwei Drittel der Besucher. Bei insgesamt 576 Erstaufführungen bedeutet das, dass die restlichen 526 Filme nur ein Drittel aller Gäste sehen wollten – und demnach viele ihre Kosten und Förderung nicht einspielen.
Kinotickets sind günstiger geworden
Erfreulich für Kinofans: Erstmals seit 14 Jahren sind die Ticketpreise nicht mehr gestiegen. Im Schnitt kostete der Eintritt mit 8,54 Euro sogar neun Cent weniger als im Vorjahr. 2003 gab es Filmvergnügen noch für durchschnittlich 5,70 Euro. Zum rasanten Anstieg seitdem trugen auch die teuren 3D-Produktionen bei. Doch das Interesse daran sinkt, 2018 wurden dafür nur noch rund 17 Millionen Tickets verkauft. Das entspricht einem Marktanteil von 16,3 Prozent – der niedrigste seit dem 3D-Start vor zehn Jahren.
Ebenso erfreulich: Trotz der wirtschaftlichen Flaute ist die Zahl der Kinostandorte leicht gestiegen, in 905 Städten und Gemeinden gibt es noch Lichtspielhäuser. Aber die Bundesbürger kauften im statistischen Schnitt eben nur 1,27 Mal pro Jahr eine Kinokarte. In anderen Ländern liegt diese Quote weit höher.
Die Vollzeitbeschäftigten der Kinos verdienen pro Stunde nur 9,47 Euro – kaum mehr, als eine Eintrittskarte kostet. Das kritisiert die Gewerkschaft Verdi und hat deshalb die Betroffenen zu Protesten „für existenzsichernde Löhne in den Kinos“ während der Berlinale am Freitag und Samstag aufgerufen.