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Der intelligente Kühlschrank von HelloFreshGO. Das Berliner Startup will damit Geschäftskunden ansprechen.
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Berliner Kochboxen-Start-up: Der teure Weg von HelloFresh zur Weltmarktführerschaft

Das Berliner Unternehmen HelloFresh übernimmt den kanadischen Wettbewerber Chef's Plate. Es ist der jüngste Schritt einer globalen Expansionsoffensive.

Betrachtet man allein den Aktienpreis, hat sich bei HelloFresh seit dem Börsengang im November 2017 nicht viel getan. Mit 10.25 Euro war das Berliner Start-up in den Handel gestartet, rund 10,92 Euro ist das Papier heute wert. Tatsächlich ist bei dem Kochboxen-Versender in diesen elf Monaten jedoch jede Menge passiert.

Das Unternehmen hat sein Angebot im vergangenen Jahr deutlich ausgeweitet und befindet sich mitten in einer im Frühjahr angekündigten Expansionsphase. So wurde am gestrigen Donnerstag bekannt, dass HelloFresh seinen kanadischen Konkurrenten Chef's Plate übernimmt. Damit ist das Berliner Unternehmen auch in Kanada Marktführer. Für die 2004 gegründete Firma zahlt HelloFresh einen zweistelligen Millionenbetrag. Erst im März hatte HelloFresh den Rivalen Green Chef in den USA übernommen. Seitdem sehen sich die Berliner auf dem umkämpften US-Markt – und damit auch global – als Branchenprimus.

49 Millionen Mahlzeigen pro Quartal

HelloFresh war im Jahr 2011 mit finanzieller Unterstützung der Start-up-Schmiede Rocket Internet gegründet worden. Das Unternehmen verkauft und verschickt Pakete mit vorbereiteten Zutaten und einem Rezept. Damit können die Kunden zuhause das Gericht denkbar einfach zubereiten. Inzwischen ist HelloFresh in neun Ländern aktiv. Dabei ist der US-Markt für das Start-up der wichtigste. Über die Hälfte der im ersten Halbjahr 2018 ausgelieferten Mahlzeiten wurde dort abgesetzt. Insgesamt verkauft HelloFresh pro Quartal rund 49 Millionen Mahlzeiten.

Erst Anfang Oktober hatte das Unternehmen angekündigt, auch Neuseeland erschließen zu wollen. „Die Expansion nach Neuseeland ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur langfristigen Sicherung unserer Position als Weltmarktführer“, kommentierte Mitgründer Thomas Griesel den Schritt.

HelloFresh verkauft auch Kühlschränke

Neben Kochboxen hat HelloFresh seit einem Jahr auch Kühlschränke im Produktportfolio. Intelligente Kühlschränke, wie das Unternehmen betont. Diese werden in Firmen installiert und sollen den herkömmlichen Snack-Automaten ersetzen. Mitarbeiter können sich hier frische und gesunde Mahlzeiten herausnehmen, das Gerät erkennt, welche Waren von wem entnommen wurden. Die Bezahlung erfolgt automatisch online. Erst in dieser Woche hat das Rocket-Start-up seine Kühlschrank-Sparte als Tochterunternehmen mit dem Namen HelloFreshGO ausgegliedert.

Der Expansionskurs schlägt sich auch in den Geschäftszahlen nieder. Die Umsatzprognose für 2018 wurde Mitte des Jahres auf ein Plus von knapp 40 Prozent angehoben, die Gewinnschwelle jedoch abermals verschoben. Den Aktionären wären baldige Gewinne wohl lieber. Im Sommer, als der Break-Even noch für Ende dieses Jahres anvisiert und die Expansionsphase noch nicht angekündigt war, kostete die HelloFresh-Aktie noch 14,60 Euro.

Thorsten Mumme

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