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Der Dax wird 30 - ein Grund zum feiern.
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30 Jahre Deutscher Aktienindex: Der Dax - eine Erfolgsgeschichte für Anleger

Vor 30 Jahren ging der deutsche Leitindex für die großen börsennotierten Unternehmen an den Start. Anlegern brachte er beachtliche Gewinne. Warum er Dax heißt und nicht Kiss.

Fast wäre es ein Küsschen geworden. Als man bei der deutschen Börse vor 30 Jahren über einen Namen für den neuen Aktienindex nachdachte, kam man zunächst auf Kiss – eine Abkürzung für Kursinformationssystem. Als das die Briten hörten, machten sie sich prompt lustig über die Deutschen und ihren „Kuss-Index“. Deshalb musste ein anderer Name her. Auf den kam Manfred Zeß, damals stellvertretender Vorsitzender der Frankfurter Börse, bei einem Spaziergang mit Hund. Angeblich soll er an einen Dachshund gedacht haben, weshalb wir heute vom Deutschen Aktienindex Dax sprechen.

Diese Anekdote kennen nur wenige. Vom Dax hat dagegen fast jeder schon einmal gehört. An diesem Sonntag wird Deutschlands bekanntester und wichtigster Aktienindex 30 Jahre alt. Offiziell eingeführt worden ist der Dax zwar erst im Sommer 1988 – normiert wurde er aber auf 1000 Punkte bereits zum 31. Dezember 1987. Experten sprechen von einer neuen Zeitrechnung, die damals am Aktienmarkt begann. Denn einen Index, an dem sich alle orientieren, gab es bis dahin nicht in Deutschland. Dabei ist ein solcher Leitindex extrem hilfreich. Ohne ihn kann man nur auf die Entwicklung einzelner Aktien schauen, was wenig über den Gesamtmarkt aussagt. Als Deutschland seinen Dax einführte, hatten andere Länder schon lange einen Leitindex. Das amerikanische Pendant zum Dax, den Dow Jones, gibt es bereits seit 1884; die Entwicklung der 30 wichtigsten Werte zeichnet er seit 1928 nach.

Die Briten haben gelästert

Zwar gab es auch in Deutschland schon vor dem Dax mehrere Indizes, die die Entwicklung wichtiger Aktien abbildeten. Doch in der Breite durchsetzen konnte sich keiner von ihnen. Die Frankfurter Börse, die Börsenzeitung, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die Commerzbank hatten bis dahin jeweils eigene Indizes, die in Konkurrenz zueinander standen. So lehnten die anderen Banken den Index der Commerzbank ab. Konkurrenzblätter mieden den Index der FAZ oder Börsenzeitung. Und von dem Index der Frankfurter Börse wiederum hielten die übrigen Regionalbörsen nichts.

Die Briten sollen damals gelästert haben, die Deutschen hätten nur wenige Aktien, aber umso mehr Aktienindizes. Der Dax sollte Anlegern endlich ein verlässliches Maß für die Stärke oder Schwäche deutscher Konzerne an die Hand geben. Das ist gelungen. Aufgenommen werden in den Index die 30 stärksten und größten Aktienkonzerne des Landes. Alle drei Monate überprüft eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Börse, ob die Zusammensetzung noch stimmt. Wer im Club der 30 Dax-Konzerne landet, wird anhand einer Rangliste entschieden. Auf der stehen alle deutschen Aktienkonzerne sortiert nach dem Wert ihrer frei handelbaren Aktien. Papiere, die Großaktionäre halten, bleiben dabei bewusst außen vor. Je mehr Aktien ein Unternehmen ausgegeben hat, die in Streubesitz sind, desto größer ist also die Chance, dass es im Dax landet.

Und damit nicht genug: Auch innerhalb des Leitindex gibt es ein Ranking. Je höher der Wert der frei handelbaren Aktien eines Konzerns ist, desto mehr Einfluss hat er auf die Höhe des Dax. Ausgedacht hat sich dieses Prinzip Ernst Louis Étienne Laspeyres, ein deutscher Ökonom und Statistiker. Und damit wird berücksichtigt, dass es auch innerhalb des Dax Unterschiede zwischen den Konzernen gibt. Dass manche für die Volkswirtschaft bedeutender sind als andere. Den größten Einfluss auf den Dax haben derzeit Siemens, SAP und die Allianz.

Der Wert hat sich verdreizehnfacht

Wie hoch der Dax ausfällt, hängt nicht nur von der Entwicklung der Kurse ab, sondern auch von der Höhe der Dividenden. Der Dax ist ein Performance-Index: Es wird also unterstellt, dass die Anleger für die Gewinne, die ein Unternehmen einfährt, erneut Aktien kaufen.

Wer sich anschaut, welche Konzerne über die Jahre im Dax waren und welche es noch heute sind, der lernt viel über die deutsche Wirtschaft in den letzten 30 Jahren. Damals, in der Anfangsphase, waren zum Beispiel noch Karstadt und Kaufhof vertreten, ebenso wie Mannesmann und der Papier- und Chemiekonzern Feldmühle Nobel. Auch der Mischkonzern Viag und das Energieunternehmen Veba gehörten zu den ersten Werten im Dax – später fusionierten sie zum Energiekonzern Eon. Mit Schering war immerhin auch ein Berliner Unternehmen vor 30 Jahren im Dax. Das Pharmaunternehmen verschwand allerdings nach der Übernahme durch Bayer vor einigen Jahren vom Kurszettel.

Auch aufseiten der Aktionäre hat sich viel getan. „Vor 30 Jahren war der Dax noch sehr viel nationaler“, sagt Allianz- Analyst Christoph Berger. Heute kommen dagegen viele Aktionäre aus dem Ausland. Bei vier Dax-Konzernen halten sie einer Auswertung der Beratungsfirma EY zufolge inzwischen sogar mehr als 70 Prozent der Anteile: Infineon, Deutsche Börse, Adidas und Bayer. Insgesamt sind von den 30 Dax-Konzernen heute 18 mindestens zur Hälfte im Besitz ausländischer Anleger.

So haben deutsche Kleinsparer und Investoren dann auch vergleichsweise wenig von dem guten Abschneiden der Dax-Konzerne. Denn auch wenn es in den letzten 30 Jahren ziemlich stark auf und ab ging: Unterm Strich war die Entwicklung positiv. Selbst die Verluste durch das Platzen der Dotcom-Blase, als der Dax binnen drei Jahren von 8000 auf 2300 Punkte absackte, haben langfristige Anleger längst wettgemacht. Wer in den Anfangsmonaten eingestiegen ist, hätte sein Geld bis heute verdreizehnfacht. Bei 1000 Punkten gestartet, steht der Dax heute schließlich bei knapp 13.000 Punkten. Selbst wer zum ungünstigen Zeitpunkt vor zehn Jahren und damit kurz vor Ausbruch der Finanzkrise eingestiegen ist, konnte bis heute ein Plus von durchschnittlich fünf Prozent im Jahr erzielen.

Und trotzdem ist es nie zu spät zum Einsteigen, meint Analyst Berger von der Allianz. „Im Vergleich zu anderen Anlageklassen sind deutsche Aktien nach wie vor attraktiv." Auch dürfte „das Umfeld für deutsche Aktien im kommenden Jahr vor dem Hintergrund der anhaltend lockeren Geldpolitik der Zentralbanken und der robusten Konjunktur der Weltwirtschaft günstig bleiben“, meint Berger und rät damit zum Aktienkauf.

Carla Neuhaus

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