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Ein historischer Tag an der Börse: Erstmals hat der Dax die 13 000-Punkte-Marke geknackt. Der Kursanstieg der Lufthansa-Aktie hat das ermöglicht.
© F. Rumpenhorst, dpa

Aktien: Dax steigt über 13 000 Punkte

Der Aktienindex hat die psychologisch wichtige Marke genommen. Experten sind aber uneins, ob es weiter aufwärts geht.

Der Respekt war enorm: Seit den ersten Oktobertagen hatte sich der Deutsche Aktien-Index Dax, das wichtigste Barometer für deutsche Aktien, kaum aus der Spanne zwischen 12 950 und 12 998 Punkten bewegt. Am Donnerstagnachmittag schließlich übersprang der Index die psychologisch wichtige Marke von 13 000 Punkten.

Hinter dem Dax liegt damit eine beachtliche Erfolgsgeschichte. Seit März 2009, als er im Zuge der Finanz- und Staatsschuldenkrise bei 3666 Punkten aufschlug, hat der Index damit 254 Prozent zulegen können. Anfang 2010 übersprang er den Sechstausender, im Frühjahr 2013 den Achttausender, im gleichen Herbst bereits den Neuntausender und seit dem Frühsommer 2014 war er zum ersten Mal fünfstellig. Im Februar 2015 war die Marke von 11 000 Punkten erreicht, im März 2015 gleich der nächste Tausendergipfel. Nach einem Rückfall bis auf 8750 Zähler im Februar 2016 ist nun, im neunten Jahr steigender Kurse, der nächste Gipfel erreicht.

Spiegel der starken Konjunktur

Der deutsche Aktienmarkt profitierte zuletzt vor allem von immer neuen Allzeithochs in den USA – ob beim marktbreiten S&P 500, beim Dow Jones oder beim Technologieindex Nasdaq. Allein im September, der eigentlich traditionell als schwacher Börsenmonat gilt, schaffte der Dax 6,4 Prozent. Gleichzeitig spiegelt der Aktienindex die Stärke der europäischen Konjunktur wieder. Außenpolitische Krisen wie das Säbelrasseln zwischen den USA und Korea ließen den Index kalt. Sogar die Unabhängigkeitsbestrebungen des reichen Katalonien, das sich von Spanien trennen will, irritierten die Anleger kaum. Dagegen half der wieder leicht abgeschwächte Euro, den die Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung in den USA noch in diesem Jahr in Schach hält, beim jüngsten Run auf ein neues Allzeithoch. Denn tendiert der Euro gegenüber dem US-Dollar leichter, dann hilft dies der starken deutschen Exportwirtschaft, die auch unter den 20 Dax-Werten dominiert.

Seit Beginn des Jahres hat der Dax damit 13 Prozent zulegen können – eine Entwicklung, die keine einzige Bank in ihren Prognosen vorhergesehen hatte. Im Schnitt lagen die Erwartungen der Finanzprofis für den Dax im Januar noch bei 11 480 Punkten, das sind 1500 Punkte unter dem aktuellen Niveau. Allerdings hatten im Jahresverlauf einige Institute ihre Prognosen angehoben. Die Deutsche Bank etwa steigerte ihre Erwartung von 11 300 auf 12 800 Punkte zum Jahresende. Optimistischer sind Baader Bank sowie Hauck & Aufhäuser, die für den Dax ein Kursziel von 13 400 und 13 500 Punkten sehen. Für die meisten anderen Analysten und Kreditinstitute hingegen die Luft langsam dünn für den Dax. Denn die Mehrheit der Analysten sieht ihn am Jahresende unterhalb der Marke von 13 000 Punkten.

Kurz nachdem der neue Rekordwert – und damit zahlreiche Optionen, knockout-Scheine und Futures, die an diesem Punkt verfielen – zog sich der Dax dann auch wieder unter die 13 000 Punkte zurück und folgte damit dem Dow Jones, der eher schwächer tendierte.

Wenig Sorge vor dem Absturz

Wer Geld in einzelnen Dax-Papieren angelegt hatte, dürfte jedoch jubeln: Auf Jahressicht hat der Dax nahezu alle Indexmitglieder zum Teil massiv in die Gewinnzone gehievt. Mit einem Plus von 150, 103 und 51 Prozent stehen die deutsche Lufthansa, die Commerzbank und der Energieriese RWE ganz oben auf der Performance-Liste. Acht weitere Papiere mehrten das Geld ihrer Besitzer um mehr als 20 Prozent, von Eon über die Allianz und die deutsche Bank bis zu Adidas und Infineon. Nur vier Werte konnten mit der fortgesetzten Rekordjagd der vergangenen zwölf Monate nicht mithalten und notieren im Minus: ProSieben Media vor allem, ganz leicht im Minus liegen auch Henkel, Fresenius und Merck.

Wie geht es nun weiter? Dass der Dax, wie auch die meisten anderen Indizes, mit langem Zögern und viel Vorsicht zugelegt hat, dass er zudem mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,9 niedriger bewertet ist als meistens in der Vergangenheit, reduziert die Sorge vor einem Absturz in näherer Zukunft deutlich. Kurzfristig sehen die meisten Banken nun, vielleicht nach einem kurzen Rückzieher, Platz bis auf 13 600 Punkte.

Ob es kommt, hängt aber auch von den US-Märkten ab, die in den vergangenen Monaten fast ausschließlich auf neue Allzeithochs stiegen, ohne zwischenzeitlich zu korrigieren. Hier sind auch die Bewertungen inzwischen recht hoch. Die Aussicht auf eine Korrektur in den USA hinterlässt auch bei vielen deutschen Anlegern inzwischen Sorgenfalten. Ein genereller Bruch des langfristigen Aufwärtstrends ist indes nicht in Sicht. Vor allem die gerade erst erstarkende Konjunktur in den lange schwachen ehemaligen Krisenstaaten der Eurozone wirkt sich stützend aus. Auch für Deutschland wurden gerade die Wachstumszahlen erneut nach oben korrigiert.

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