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Der 500er. Wie lange wird es ihn noch geben?
© dpa

Europäische Zentralbank: Dem 500-Euro-Schein droht das Aus

Deutsche Bäcker wollen ihn behalten, die Europäische Zentralbank will den 500er abschaffen. Er nütze vor allem Kriminellen.

Es ist der größte Euro-Schein: Er misst 160 mal 82 Millimeter, ist lila und zeigt moderne Architektur des 20. Jahrhunderts. Es ist auch wertmäßig die größte Banknote: 500 Euro. Ende März waren Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge exakt 594.417.006 dieser Scheine im Wert von gut 297 Milliarden Euro in Umlauf. Die wenigsten Bürger werden ihn einmal in der Hand gehalten haben. Und die Chance darauf wird weiter sinken. Denn künftig soll es den 500 Euro-Schein nach dem Willen der EZB nicht mehr geben. Am Mittwoch, da sind sich Experten und Volkswirte sicher, wird der EZB-Rat das Aus für den 500er beschließen. Ohne freilich ein festes Datum zu nennen. Der Schein bleibt weiter gesetzliches Zahlungsmittel, obwohl ihn Geschäfte heute kaum noch annehmen.

Schließlich haftet an der lilafarbenen Banknote ein zweifelhaftes Image. Vor allem für kriminelle Zwecke werde er genutzt, glaubt EZB-Präsident Mario Draghi. Der 500-Euro-Schein sei ein Instrument für illegale Aktivitäten. Drogenhandel und Geldwäsche sollen dabei im Mittelpunkt stehen Also soll der 500er weg, sagt der Italiener schon seit einiger Zeit. Und glaubt die Mehrheit der EZB-Räte hinter sich.

Einer, den Draghi auch in dieser Hinsicht nicht überzeugen kann, ist Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Der hält von der Diskussion um den 500er nichts und von seiner Abschaffung schon gar nichts. Ohne den größten Euro-Schein weniger illegale Geschäfte geben wird - Weidmann winkt ab. „Glauben Sie, dass kriminelle Geschäfte unterblieben, weil es den 500 Euro-Schein nicht mehr gibt?“, sagt der Bundesbank-Präsident.

Aus für die größte Euro-Banknote

Er fürchtet zudem, dass das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung leidet, wenn das Aus für die größte Euro-Banknote kommt. Die Bürger könnten den Eindruck bekommen, dass ihnen das Bargeld nach und nach entzogen werden. Dabei seien Banknoten das einzige gesetzliche Zahlungsmittel. Und die Bundesbank plädiert immer wieder dafür, dass es den Bürger überlassen bleiben müsse, wie er in Geschäften bezahlen wolle.

Klar ist auch: Einfach ist es nicht, den 500er abzuschaffen und einzuziehen. Schließlich müssten die rund 595 Millionen Scheine durch andere Stückelungen ersetzt werden, vermutlich vor allem 100er und 200er, von denen mehrere Milliarden Stück gedruckt und in Umlauf gebracht werden müssten. Intern beziffert die EZB allein die Druckkosten dem Vernehmen nach auf rund eine halbe Milliarde Euro. Die Herstellung einer Banknote kostet durchschnittlich etwa neun Cent. Wenn die neuen Scheine schnell hergestellt werden sollen, wird es Experten zufolge noch teurer. Dies ginge zu Lasten des Gewinns der EZB. Das waren 2015 rund 1,1 Milliarden Euro. Das würde auch die Bundesbank treffen, denn der EZB-Gewinn wird entsprechend der Anteile der jeweiligen Notenbank an der EZB verteilt. Und die Bundesbank hält rund ein Viertel.

Längst melden sich auch Handel und Handwerk zu Wort. Selbst eine Branche, die mit 500 Euro-Scheinen kaum in Berührung kommen dürfte und in der nur kleine Brötchen gebacken werden. „Das Bäckerhandwerk spricht sich ganz klar gegen jede Art von Beschränkung der Bargeldzahlungen aus“, sagt Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Verbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Und verweist auch auf den Datenschutz. „Das Bäckerhandwerk erkennt in den EZB-Plänen zur Einschränkung des Bargeldverkehrs einen weiteren Schritt zum gläsernen Konsumenten und zur totalen Überwachung der Bürger.“ Bäcker werden sich also weiter freuen, wenn die Kunden die Brötchen mit einem 500er bezahlen.

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