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Das Logo vor dem wohl prestigeträchtigsten Apple-Store in Manhattan.
© Reuters

Exklusiver Club: Das macht die fünf Billionen-Firmen so erfolgreich

Fünf Unternehmen haben kürzlich einen Börsenwert von einer Billion Dollar geknackt. Ihre Geschäftsmodelle sind ähnlich - mit einer Ausnahme.

Von Laurin Meyer

Amazon ist kürzlich wieder aufgestiegen, Googles Mutterkonzern Alphabet wieder herausgeflogen: Eine Unternehmensbewertung von mehr als einer Billion Dollar zu erreichen, ist schwierig. Diese fünf Konzerne haben es kürzlich geschafft. Ein Überblick.

1. Saudi Aramco

Wer an der Börse handelt, der wettet auf die Zukunft, heißt es. Wohl deshalb sind nachhaltige und grüne Geldanlagen derzeit so beliebt. Da will es nicht passen, dass ausgerechnet ein Geschäft der Vergangenheit Saudi Aramco zum aktuell wertvollsten Unternehmen der Welt macht. Der saudische Staatskonzern verdient sein Geld mit dem Verkauf von Rohöl. Im Dezember hat der Wüstenstaat gerade einmal 1,5 Prozent von Aramco an die Börse gebracht. Und trotzdem markiert dieser Gang aufs Parkett einen neuen Rekord: Er hat dem saudischen Königshaus fast 26 Milliarden Dollar eingebracht.

Auf dem Markt hat Aramco viel Macht: Der Staatskonzern produziert heute rund ein Zehntel des weltweit verbrauchten Rohöls, die explorierten Felder sollen noch für mehr als 50 Jahre ausreichen. Im vergangenen Frühjahr hatte Aramco erstmals Zahlen veröffentlicht – und mit enormen Gewinnen überrascht. So verdiente der Konzern im Jahr zuvor knapp 111 Milliarden Dollar und damit doppelt so viel wie Apple.

Wüstenstaat will sich breiter aufstellen

Doch das Geschäft ist Schwankungen ausgesetzt: Schließlich bestimmt einzig der Ölpreis über den Erfolg. Zwischen 80 und 85 Dollar muss das saudische Königshaus pro Barrel einnehmen, um seinen Haushalt zu finanzieren, schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF). Derzeit liegt der Preis pro Barrel bei gerade einmal 50 Dollar. Hinzu kommen die politischen Unruhen. Erst im September ist die Ölproduktion nach Drohnenangriffen auf saudische Raffinerien drastisch eingebrochen.

Die Zeichen der Zeit hat Saudi-Arabien erkannt. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang will der Wüstenstaat seine Wirtschaft breiter aufstellen. Das Geld soll in neue Forschungszentren fließen, Luxushotels sollen Touristen anlocken. Und auch in erneuerbare Energien investiert das Land schon Milliarden. An deren Entwicklung könnte auch Aramco beteiligt werden.

2. Apple

Mit diesem Wiederaufstieg hatte niemand gerechnet: Vor einem Jahr noch gab Apple eine Gewinnwarnung wegen zu geringer iPhone-Verkäufe heraus. In der vergangenen Woche erreichte der kalifornische Tech-Konzern ein neues Allzeit-Hoch an der Börse. Apple kann auf ein rekordverdächtiges Weihnachtsgeschäft zurückblicken. Und ausgerechnet beim iPhone erzielte der Hersteller wieder ein deutliches Umsatzplus von fast acht Prozent.

Analysten sehen in dem wiedererstarkten Smartphoneverkauf gleichzeitig ein Problem. Denn eigentlich legt der Konzern seine ganzen Hoffnungen ins Geschäft mit Dienstleistungen, etwa in die Spiele-Flatrate fürs iPhone oder in den neuen Seriendienst „Apple TV+“. Doch hier blieb das Unternehmen aus Cupertino hinter den Erwartungen zurück.

Toni Sacconaghi, Analyst bei Bernberg, würde sich einen „schnelleren Übergang vom Hardwaregeschäft zum Dienstleistungsmodell“ wünschen, schrieb er nach Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen. Noch immer würden die Geräteverkäufe fast 70 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen. Die Anleger scheint das nicht zu stören. Sie machen Apple zum derzeit wertvollsten Tech-Konzern.

3. Microsoft

Veraltete Betriebssysteme und lästige Fehlermeldungen – das verbinden viele Computernutzer mit Microsoft. Der Tech-Konzern hatte in den vergangenen Jahren zweifelsohne ein angestaubtes Image. Was jedoch vor vielen Nutzern verborgen blieb: Im Hintergrund hat sich Microsoft neu erfunden. So hat der Konzern zuletzt Milliarden ins Cloud-Geschäft investiert – mit Erfolg. Die Erlöse aus der Vermietung von Speicherplatz legten allein im vergangenen Quartal um 27 Prozent auf 11,9 Milliarden Dollar zu.

Im April knackte Microsoft die Billionen-Dollar-Grenze, war damit zeitweise das wertvollste Unternehmen der Welt. Großen Anteil daran hat Satya Nadella, der vor sechs Jahren den Konzern übernommen hat und zuvor Leiter jener erfolgreichen Cloud-Sparte war. Doch auch im Geschäft mit dem Betriebssystem Windows läuft es wieder. Microsoft hatte im Januar die Unterstützung von Windows 7 eingestellt. Privatnutzer und Unternehmen wechselten in den vergangenen Monaten deshalb verstärkt auf das aktuelle Windows 10 – und kauften dabei oft auch gleich neue Computer. Von denen hat Microsoft mittlerweile ebenfalls eigene.

4. Alphabet

Gerade erst ist Googles Mutterkonzern in den exklusiven Billionen-Club aufgestiegen, da hat Alphabet den Status auch schon wieder verloren. Der Grund: die jüngsten Geschäftszahlen. Der Umsatz blieb erstmals seit fünf Jahren hinter den Erwartungen. Auch die Gewinne hätten etwas enttäuscht, schrieb Analyst John Blackledge vom Vermögensverwalter Cowen.

Der Konzern besitzt derzeit nur eine einzige Gelddruckmaschine: die Werbung auf Google. Die Einnahmen aus digitalen Anzeigen machten im vergangenen Jahr einen Anteil von satten 83 Prozent des Konzernumsatzes aus – nur unwesentlich weniger als zwei Jahre zuvor. Und der Konzern bekommt im Werbegeschäft zunehmend Konkurrenz, etwa von Amazon. Außerdem könnte eine striktere Regulierung das bisherige Modell bedrohen: Datenschutzauflagen, Wettbewerbsfragen, Steuern.

Alphabet will deshalb unabhängiger werden. Die Zukunftsprojekte der anderen Tochterfirmen sollen es richten. Besser gesagt: die Zukunftswetten. Allein im vergangenen Jahr investierte der Konzern fast fünf Milliarden Dollar in teils aberwitzige Geschäftsideen. Dazu gehört etwa das Unternehmen California Life Company, kurz Calico, mit dem Alphabet nichts weniger will als den Tod besiegen. Ein Team aus Wissenschaftlern und Gentechnikern forscht an Methoden gegen das Altern. Wie weit das Unternehmen damit ist, bleibt geheim. Um einen reinen PR-Gag soll es sich aber nicht handeln, betonen die Verantwortlichen immer wieder.

Alphabet setzt auf selbstfahrende Mülltonnen

Deutlich realistischer scheinen die Pläne von Tochterfirma Waymo zu sein. Das Unternehmen entwickelt im Auftrag des Suchmaschinenkonzerns das autonome Fahren. Vor knapp einem Jahr hat Waymo einen autonomen Taxi-Dienst gestartet, der zunächst nur einigen Hundert Einwohnern in einem Vorort von Phoenix (Arizona) zur Verfügung steht. Noch sitzt aber ein Sicherheitsfahrer hinter dem Steuer. Demnächst sollen die Waymo-Autos auch die Pakete des Logistikers UPS transportieren, vorerst zwischen Händlern und Verteilzentren.

Mit Tochterfirma Sidewalk Labs investiert Alphabet in die Stadtentwicklung. Das Unternehmen forscht an nachhaltigen Häusern, selbstfahrenden Mülltonnen sowie einer Erfassung von Kunden in Geschäften. All das will Sidewalk Labs miteinander vernetzen, um die Daten für weitere Innovationen zu nutzen. Gewinnt Alphabet eine dieser Wetten, winkt ein weiteres großes Geschäft. Setzt sich keines dieser Projekte durch, bleibt nur die Hoffnung auf ein stabiles Werbegeschäft.

5. Amazon

Im Club der Billionen-Firmen ist Amazon ein alter Bekannter. Schon vor zwei Jahren überschritt der Onlinehändler kurzzeitig die symbolische Marke. Zu Monatsbeginn sorgte ein Kursschub für den erneuten Erfolg. Und diesmal ist Amazon-Chef Jeff Bezos optimistisch, seinen Konzern oben halten zu können. Denn das Geschäft des reichsten Mannes der Welt lief im vergangenen Jahr prächtig: Amazon kann auf das beste Weihnachtsgeschäft in der Unternehmensgeschichte zurückblicken.

Im vergangenen Quartal haben so viele Kunden wie nie zuvor eine bezahlte „Prime“-Mitgliedschaft abgeschlossen. Damit zählt der Dienst nun weltweit 150 Millionen Nutzer. Mit „Prime“ hat sich Amazon zum Alleskaufhaus entwickelt. Wer zahlt, bekommt bevorzugte Lieferungen, darf Filme und Serien streamen oder kann den konzerneigenen Musikdienst nutzen.

Amazon lässt sich Erfolg einiges kosten

Auch im Unternehmensgeschäft legt Amazon zu, vor allem im Cloud-Geschäft. Die Web-Plattform AWS, die Speicherplatz an Unternehmen vermietet, steigerte die Einnahmen im jüngsten Quartal um 40 Prozent auf zehn Milliarden Dollar. Allerdings steht Amazon im Cloud-Geschäft unter großem Druck durch Microsoft, das ebenfalls stark wächst.

Dafür macht der Onlinehändler der Suchmaschine von Google immer mehr Konkurrenz im Werbegeschäft. Analysten rechnen damit, dass Amazons Einnahmen aus digitalen Anzeigen um jährlich 30 Prozent wachsen könnten. Anstatt ein Produkt zu vergleichen, vertrauen Verbraucher zunehmend auf Bewertungen von Amazon-Käufern. Und statt die Suchmaschine zu bemühen, fragen sie Sprachdienst Alexa.

Den Erfolg lässt sich Amazon aber einiges kosten. So investiert der Konzern seit Jahren massiv in die eigene Versandlogistik, um sein Versprechen von schnellen Lieferungen halten zu können. Für das kommende Jahr kaufte Amazon erstmals teure Fußball-Übertragungsrechte. Und für die Produktion des Blockbusters „The Irishman“ mit Schauspieler Robert De Niro gab der Onlinehändler so viel Geld aus wie nie zuvor für einen Film. Die Konsequenz: Die Gewinne wachsen nicht annähernd so schnell wie die Umsätze.

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