zum Hauptinhalt
Die Kühlschrankmagneten in Flugzeugform gab es auf der Aktionärsversammlung geschenkt.
© Christian Charisius/dpa

Wirtschaft: Das beste Jahr in der Geschichte

Lufthansa-Chef Carsten Spohr bekommt viel Lob von den Aktionären. Aber er dämpft die Erwartungen.

So viel Lob hat ein Lufthansa-Chef von den Aktionären und auch vom Aufsichtsrat seit langem nicht mehr gehört. Carsten Spohr kann sich am Dienstag auf der Hauptversammlung in der Frankfurter Jahrhunderthalle freuen. Kritik äußern manche nur an der, in ihren Augen, für das beste Jahr in der Geschichte der Airline zu niedrigen Dividende. Statt 80 Cent hätten es mindestens ein Euro sein sollen. Mehr aber hatten die Anteilseigner nicht auszusetzen. Spohr bereitet sie zugleich darauf vor, dass es 2018 zwar weiter gut, aber nicht mehr sehr gut laufen dürfte. Er erwartet ein Ergebnis leicht unter Vorjahr. Als Gründe nannte er steigende Treibstoffpreise, Kosten für den weiteren Aufbau von Eurowings und Bremseffekte, weil weltweit Piloten und Flugbegleiter fehlen, Triebwerke und Ersatzteile knapp und die Flugzeug-Hersteller voll ausgelastet sind.

„Wir können nicht so wachsen wie wir wollen“, sagt Spohr. Dabei habe das Unternehmen dafür beste Voraussetzungen, „Wir sind wieder wettbewerbsfähig. Wir sind wieder investitionsfähig. Wir sind wieder wachstumsfähig. Und wir sind wieder gestaltungsfähig“, erklärt der Lufthansa-Chef. Basis dafür ist der dritte Rekordgewinn in Folge im vergangenen Jahr von 2,36 Milliarden Euro. Die Dividende wird von 50 auf 80 Cent je Aktie angehoben. Rund 377 Millionen Euro schüttet die Lufthansa an ihre Aktionäre aus.

Mit der Arbeit von Spohr sei man „außerordentlich zufrieden“, betont Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley. „Herr Spohr macht einen sehr guten Job“, sagt auch Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) – und es sei richtig, dass dessen Vertrag vor kurzem um fünf Jahre verlängert worden sei.

Der Aufsichtsrat ist zufrieden mit Carsten Spohr, dem Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa AG.
Der Aufsichtsrat ist zufrieden mit Carsten Spohr, dem Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa AG.
© Boris Roessler/dpa

Der Wettbewerb bleibt hart

Spohr nimmt das Lob entgegen, verweist aber auf die Herausforderungen. Der Wettbewerb bleibe hart. „Derzeit fliegen 160 Fluggesellschaften von und nach Deutschland. Auf Dauer sind das zu viele.“ Der Airline-Markt in Europa sei in Bewegung. Wo die Lufthansa zugreifen wird, sagt Spohr nicht. „Über Konsolidierung redet man nicht, man tut es.“ Den Luftverkehrsstandort Deutschland findet er zu teuer, die Kosten am Flughafen Frankfurt zu hoch und die Qualität, etwa bei den Kontrollen und Umsteigezeiten zu niedrig. „Das muss sich ändern. So lange verlagern wir unser Wachstum nach Zürich, München oder Wien.“

Zu schaffen macht Lufthansa Spohr zufolge auch noch die Übernahme von 77 Maschinen der insolventen Air Berlin, die bei Eurowings gelandet sind. Die Extrakosten beziffert er für das vergangene Jahr mit 40 Millionen Euro. Zudem müsse die Lufthansa Finanzhilfen für die ebenfalls in die Pleite gerutschte Air Berlin-Tochter Niki in Höhe von 70 Millionen Euro abschreiben. Die Integration der Air-Berlin-Flieger und die Expansion von Eurowings kosten Spohr zufolge auch 2018 noch viel Geld, so dass unter dem Strich bei Eurowings ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe stehen werde. Aber die Lufthansa-Tochter als Wettbewerber vor allem zu Ryanair und Easyjet habe sich etabliert, sei bereits die viertgrößte Fluggesellschaft im innereuropäischen Verkehr.

Die Kosten müssen sinken - jährlich in dreistelliger Millionenhöhe

Eine Herausforderung blieben die Kosten. Sie müssten Jahr für Jahr um 350 bis 700 Millionen Euro sinken. Erreicht werde das durch neue, effizientere Flugzeuge, moderne Tarifverträge und modernisierte und digitalisierte Vertriebskanäle. Das werde aber nie zu Lasten der Qualität und vor allem der Sicherheit gehen. 2018 erwarte die Lufthansa alle zwei Wochen ein neues Flugzeug.

Generell bleibt der Luftverkehr, sagt Spohr, eine Wachstumsbranche. In den nächsten 20 Jahren werde sich die Zahl der Passagiere von zuletzt vier Milliarden auf dann acht Milliarden verdoppeln. „An diesem Wachstum wird die Lufthansa-Gruppe teilhaben.“ Das kommt auch der Beschäftigung zugute. Allein im laufenden Jahr will die Airline 8000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Auch die Verbraucher bereitet er auf die kommenden Veränderungen vor. Es werde in der Tendenz keinen weiteren Rückgang der Ticketpreise. „Der Preisverfall wird nicht so schnell weitergehen wie in der Vergangenheit.“

Zur Startseite