Produktion eingestellt: Daimler schaltet den Elektro-Smart aus
Daimler hat die Produktion des elektrischen Smart eingestellt. Das neue Modell kommt erst Ende 2016 auf den Markt.
Daimler hat die Produktion des elektrischen Smart vollständig eingestellt – und will das Nachfolgemodell erst Ende 2016 auf den Markt bringen. „Die Produktion ist ausgelaufen“, sagte ein Sprecher am Montag auf Anfrage. „Die neue Baureihe 453 kommt in der elektrischen Variante Ende kommenden Jahres.“ Der Autohersteller, der sich als ein Vorreiter der Elektromobilität versteht, bietet damit vorerst nur noch ein Modell – die B-Klasse ab rund 40 000 Euro – als rein elektrisches Fahrzeug an. Das Einsteigermodell Smart für rund 20 000 Euro ist aktuell nicht mehr bestellbar.
Der Smart Electric Drive war 2007 als erstes elektrisches Serienauto eines deutschen Herstellers auf den Markt gekommen. Nach Daimler-Angaben wurden von der aktuellen Generation 13 000 Stück im lothringischen Hambach produziert. Als Benziner und Diesel ist die neue Smart-Generation bereits seit Mitte 2014 zu haben. Daimler hatte zwar angekündigt, das neue Elektromodell später auf den Markt zu bringen. Von einer frühzeitigen Einstellung des aktuellen E-Smarts war aber nicht die Rede gewesen. „Er wird gemocht und gekauft“, hatte Smart-Chefin Annette Winkler noch im Frühjahr gesagt. „Es ist absolut in Ordnung, nicht alles auf einmal zu bringen. Das ist schlicht eine Frage der Priorisierung.“
"An Elektromobilität hat niemand richtig Interesse"
Der elektrische Smart kann im Internet noch konfiguriert werden, interessierte Kunden können ihren Wunsch-Smart aber nicht mehr bestellen. „Es könnte problematisch werden, für die Nachfrage ein passendes Fahrzeug zu finden“, sagte der Sprecher. Es seien aber einige Smarts vorproduziert worden, um die Nachfrage zu decken. Eine Stückzahl nannte der Sprecher nicht. 2014 wurden in Deutschland knapp 1600 E-Smarts neu zugelassen, das Modell fiel hinter den i3 von BMW auf Rang zwei zurück. Daimlers Carsharing-Tochter Car-2-Go hatte unlängst in Berlin alle E-Smarts aus der Flotte genommen.
„An Elektromobilität hat momentan niemand richtig Interesse“, kommentierte Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Die Absatzzahlen seien enttäuschend – „auch, weil aus Berlin zu wenig kommt“, sagte Dudenhöffer mit Blick auf die zurückhaltende Förderpolitik. Insgesamt wurden 2014 in Deutschland 8500 reine Elektroautos neu zugelassen, in den ersten sieben Monaten 2015 waren es gut 6200. Der Bestand liegt bei rund 25 000. Bis 2020 sollen nach dem Willen der Regierung eine Million E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen rollen. Bis dahin soll auch eine wettbewerbsfähige Batterieproduktion am Standort Deutschland aufgebaut werden.
Johnson Controls baut Batteriefabrik - in China
Als „alarmierend“ bezeichnete Dudenhöffer deshalb die Nachricht vom Montag, dass der US-Autozulieferer Johnson Controls in der nordostchinesischen Stadt Shenyang für 200 Millionen Dollar ein neues Produktionswerk für Autobatterien bauen wolle. In Shenyang produziert BMW Autos für den chinesischen Markt. „Deutschland verspielt seine Chance als Innovationsführer“, sagte Dudenhöffer.
Derweil hat sich der westeuropäische Automarkt weiter erholt: Die Zahl der Neuzulassungen stieg im Juli laut Branchenverband VDA um knapp neun Prozent auf 1,1 Millionen Pkw.