Bilanz nach einem Rekordjahr: Daimler meidet Trump
Der Stuttgarter Autohersteller ist jetzt größter Premiumhersteller vor BMW und Audi. Zu den Drohungen des US-Präsidenten schweigt Daimler-Chef Zetsche - der Ausblick fällt vorsichtig aus.
Eine Überschrift, in der „Daimler“ und „Trump“ zusammen vorkommen, will Dieter Zetsche nicht. Fragen, wie der Stuttgarter Autokonzern mit dem neuen US-Protektionismus, Trumps Zoll-Drohungen und seinem Mexiko-Bashing zurechtkommt, lässt der Daimler- Chef am Donnerstag unbeantwortet. „Damit würde ich unserem Unternehmen keinen Gefallen tun“, lehnt Zetsche Kommentare ab. Mehrfach wird auf der Jahrespressekonferenz in Stuttgart nachgehakt, doch der Daimler-Chef bleibt stur.
Es läuft auf den ersten Blick zu gut für den Autobauer, um sich von Donald Trump die Show stehlen zu lassen. Daimler schließt ein Rekordjahr ab und ist mit Schwung ins neue Jahr gestartet. „Ich habe bei Daimler noch nie eine so große Aufbruchstimmung erlebt“, sagt Zetsche. Der 63-Jährige steht seit zehn Jahren an der Spitze des Unternehmens.
Fast drei Millionen Fahrzeuge verkauft
Mit fast drei Millionen Fahrzeugen setzte Mercedes im vergangenen Jahr so viel ab wie nie zuvor. Erstmals seit elf Jahren war die Marke mit dem Stern vor BMW wieder größter Premiumautohersteller weltweit – vier Jahre früher als geplant. Das soll nach Zetsches Willen auch so bleiben. Im Januar erzielte Mercedes bereits ein Absatzplus von gut 18 Prozent, China legte mit knapp 40 Prozent zu. Aber was zählen schon Größe und die Nummer eins zu sein? „Es ist wie am Wahltag“, erklärt der Daimler-Chef. Die Kunden kämen, wenn sie das Gefühl hätten, das beste aller Gesamtpakete in der Autoindustrie zu bekommen. Stückzahlen seien kein Selbstzweck, sie dürften nicht zu Lasten der Profitabilität gehen.
Doch die Gewinne sprudeln auch bei Daimler nicht mehr so üppig wie früher. Hohe Investitionen in die Elektromobilität, ein schwaches Nutzfahrzeug-Geschäft und der scharfe Preiswettbewerb drücken die Margen. Zwar treiben China und die runderneuerte Modellpalette Mercedes an. Knapp ein Drittel der Pkw-Verkäufe entfällt auf SUVs, 712000 sportliche Geländewagen verkaufte Mercedes 2016, das waren 31 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch der Konzern insgesamt ist nicht mehr so dynamisch unterwegs.
"Wir haben mehr erreicht denn je"
Der um Sonderfaktoren bereinigte Vorsteuergewinn (Ebit) kletterte 2016 noch um drei Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Nach Steuern verdienten die Schwaben mit 8,8 Milliarden Euro ein Prozent mehr bei einem Umsatzanstieg von drei Prozent auf 153,3 Milliarden Euro. Zetsche sagt: „Wir haben mehr erreicht denn je“, aber die Börse sieht vor allem die Risiken und Zetsches vorsichtigen Ausblick. Die Daimler-Aktie rutschte am Donnerstag um rund drei Prozent ab. Bei den Anlegern kommt nicht gut an, dass Daimler die Dividende bei 3,25 Euro einfriert. Immerhin kommt man damit aktuell auf eine Dividendenrendite von 4,4 Prozent, wie Finanzchef Bodo Uebber hervorhebt.
Sein Kollege Wolfgang Bernhard, Vorstand der Nutzfahrzeug-Sparte, hat da weitaus schlechtere Nachrichten: Nach einem Gewinneinbruch um ein Viertel im vergangenen Jahr rechnet Bernhard mit einem weiteren Rückgang – unter anderem, weil der gesättigte US-Markt stagniere. Auch in Brasilien ist ein Ende der Wirtschaftskrise nicht in Sicht. 400 Millionen Euro zusätzlich muss Daimler in die Hand nehmen, um die Lkw-Sparte insgesamt effizienter aufzustellen.
Der Betriebsgewinn soll "leicht" steigen
Unsicher ist man sich in Stuttgart, wie 2017 laufen wird. „Wir starten optimistisch ins Jahr“, sagt Bodo Uebber. Auf Konzernebene soll der Betriebsgewinn „leicht“, das heißt um 2,5 bis zehn Prozent steigen – eine breite Spanne.
Und in den USA? Mercedes baut in Tuscaloosa/Alabama Geländewagen und die C-Klasse für den nordamerikanischen Markt. Die seit 1995 bestehende Fabrik hat mehr als 3500 Beschäftigte und eine Kapazität von rund 300000 Fahrzeugen im Jahr. 22000 Mitarbeiter zählt der Konzern insgesamt in den USA. In Mexiko will Mercedes ab 2018 mit einer neuen Fabrik Kompaktwagen und Komponenten produzieren. Trump hatte gedroht, Mexiko abzuschotten und Strafzölle zu erheben. Dieter Zetsche weicht aus: „Wir stellen uns dann auf Dinge ein, wenn wir sie kennen.“