Elektromobilität: Daimler kauft für 20 Milliarden Euro Batteriezellen
Der riesige Markt ist in der Hand von einem halben Dutzend asiatischer Hersteller. Die Politik will das ändern.
Das Geschäft mit der Batteriezelle kommt zunehmend unter Strom. Daimler teilte am Dienstag mit, für rund 20 Milliarden Euro Zellen bestellt zu haben. Der Stuttgarter Konzern nannte zwar keine Namen, doch die Aufträge landen ausschließlich bei asiatischen Herstellern. In Europa und Nordamerika gibt es kein Unternehmen, das die erforderlichen Lithium-Ionen-Zellen für das elektromobile Zeitalter liefern könnte. Dieser Umstand ärgert die Wirtschaftspolitiker in Brüssel und Berlin. Kürzlich hatte deshalb der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eine Milliarde aus seinem Haus als Anschubförderung für Fertigungsstätten hierzulande in Aussicht gestellt. Allein es fehlen die Unternehmen, die das Geld ausgeben und dazu mit eigenen Mitteln ins Risiko gehen wollen.
Viele scheuen das Risiko
Beispielhaft für die Zurückhaltung ist der weltgrößte Autozulieferer Bosch, der im Frühsommer alle Pläne für eine Zellfertigung mit dem Argument aufgab, die für eine Spitzenstellung auf dem Weltmarkt erforderliche Investitionssumme von 20 Milliarden Euro sei schlicht zu groß. Die Autohersteller selbst haben kein Interesse an einer Fertigung, vor allem Daimler-Chef Dieter Zetsche betont seit Jahren, die Zelle sei nichts anderes als ein gewöhnliches Zulieferteil, das auf dem Weltmarkt gekauft wird. Zu den jetzt beauftragten Unternehmen teilte Daimler nur mit, „sie produzieren in Asien und Europa und expandieren weiter in Europa und zusätzlich in den USA“.
CATL baut Zellen in Erfurt
Die wichtigsten Hersteller sind Panasonic (Japan), LG Chem und Samsung (Südkorea) sowie CATL und BYD aus China. Zunehmend auf den Markt drängt ferner die südkoreanische SK Innovation, die in Europa auch Frankfurt (Oder) als Standort in Betracht gezogen, sich dann aber für Ungarn entschieden hatte. LG und Samsung bauen ebenfalls in Ungarn und Polen, CATL hat sich für ein Werk in der Nähe von Erfurt entschieden. Voraussetzung dafür war unter anderem, dass BMW einen Großteil der in Thüringen produzierten Zellen kauft.
VW braucht vier Fabriken
Mit Abstand den größten Bedarf hat der VW-Konzern mit seinen Pkw-Volumenmarken Audi, Skoda und Seat. Nach eigenen Angaben benötigt der Konzern für die Ausstattung der eigenen Flotte bis 2025 eine Batteriekapazität von 150 Gigawatt; dazu bedarf es wiederum mindestens vier so genannter Gigafactories für die Batteriezellen. Neben SK hat VW mit LG Chem, Samsung und CATL Lieferanten „für die langfristige Versorgung unserer schnell wachsenden E-Flotte gefunden“. Ob das vertraglich gesicherte Volumen bis 2025 reicht, ist offen. Spekulationen, wonach VW gemeinsam mit SK eine Fertigung in Deutschland oder zumindest in Europa aufbauen will, sind in letzter Zeit lauter geworden.
Daimler baut acht Batteriefabriken
Bei Daimler kann davon keine Rede sein – vorerst jedenfalls nicht. Mit dem Renteneintritt von Dieter Zetsche im kommenden Mai wird das Thema in Stuttgart aber womöglich anders gesehen. Mercedes fährt nicht gerade an der Spitze der elektromobilen Bewegung. Bis 2025 soll der Anteil der E-Autos auf 15 bis 25 Prozent steigen, VW hat sich auf 25 Prozent festgelegt. Immerhin baut Daimler weltweit acht Fabriken für die Batteriemontage, darunter jeweils zwei im sächsischen Kamenz und in Untertürkheim und weitere in Sindelfingen, Peking, Bangkok und Tuscaloosa (USA). „Unsere Elektro-Offensive nimmt weiter Fahrt auf“, meinte Zetsche am Dienstag. „Insgesamt planen wir bis 2022 bei Mercedes-Benz Cars 130 elektrifizierte Varianten.“