Gründerszene: Cooles Arbeiten, aber für weniger Kohle
Führungskräfte in Start-ups verdienen fast nur halb so viel wie in der klassischen Industrie. Dazu kommen weniger Urlaubstage und mehr Überstunden.
Das Arbeiten im Start-up mit Billardtisch und Bällebad hat seinen Preis. Es bringt sehr viel weniger Geld ein als ein Job in einem traditionellen Industrieunternehmen. Laut einer Studie des Online-Vergleichsportals Gehalt.de verdienen Fachkräfte in Start-ups 41 000 Euro pro Jahr – Kolleginnen und Kollegen aus der Old Economy kommen auf ein durchschnittliches Bruttojahreseinkommen von 57 500 Euro.
Noch gravierender ist der Unterschied bei Führungskräften: Mit 54 300 Euro jährlich liegt das Einkommen der Führungskräfte in Start-ups knapp 41 500 Euro unter dem in der Industrie (95 800 Euro). „Unternehmen in der Old Economy verfügen in der Regel über mehr Kapital, wodurch auch die Gehälter für die Beschäftigten höher sind als in Startups“, sagte Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de.
Darüber hinaus beziehen 63 Prozent der leitenden Angestellten in älteren Betrieben Prämien in Höhe von fast 12 000 Euro im Jahr – in den jungen Unternehmen erhalten nur 19 Prozent von ihnen eine Prämie von rund 10 800 Euro. Die vertragliche Arbeitszeit bei beiden Gruppen betrage jeweils 39 Stunden. Die tatsächlich geleistete Arbeitszeit liegt in Start-ups aber bei 42 Stunden, was zwei Stunden mehr sind als in großen Industrieunternehmen. Ein weiteres Ergebnis: Fach- und Führungskräften in Start-ups stehen mit jeweils 27 Urlaubstagen im Jahr zwei Tage weniger Erholung zu.
Start-ups können Stellen nicht besetzen
Zu den am häufigsten genannten Berufen gehört unter anderem der Geschäftsführer. Dieser verdient mit rund 57 400 Euro verhältnismäßig wenig. Zudem sind Berufe wie Projektleiter (48 500 Euro), IT-Administratoren (46 400 Euro) und Online-Marketing-Manager (44 000 Euro) häufig in jungen Unternehmen vertreten. „Da Start-ups sich sehr darauf fokussieren, ihr Geschäftsmodell zu realisieren und erfolgreich zu betreiben, sind die Budgets für Personalkosten entsprechend niedriger“, sagte Bierbach.
Fast 60 Prozent der Beschäftigten haben einen akademischen Abschluss. Fast die Hälfte davon ist Wirtschaftswissenschaftler. Untersucht wurden 1600 Gehaltsangaben von Beschäftigten in Start-ups und 21 414 Daten aus der klassischen Industrie.
Die geringere Bezahlung bleibt nicht ohne Konsequenzen: Aktuell haben sechs von zehn Start-ups offene Stellen, die sie gerne besetzen würden, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom vor kurzem ergab. In Deutschland würden aktuell rund 55 000 IT-Spezialisten fehlen. Nur: „Wer offene Stellen für Informatiker oder Ingenieure hat, der konkurriert mit einer Vielzahl von Unternehmen um dieselben Kandidaten“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Und Start-ups können in aller Regel nicht jene Gehälter zahlen, die etablierte Unternehmen anbieten.“ Sie sollten sich deswegen auch international um geeignete Mitarbeiter bemühen.