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Auge in Auge mit der Konkurrenz. Die Deutsche Bahn blickt auf die Fernbus-Konkurrenz weitgehend ratlos - und hofft, dass der scharfe Wettbewerb bald weitere Anbieter zum Aufgeben zwingt.
© dpa

Noch mehr Konkurrenz für die Schiene: Busse bedrängen Nachtzüge der Bahn

Fernbusse nehmen der Bahn immer mehr Marktanteile ab. Stark unter Druck geraten ist vor allem das Nachtzug-Geschäft. Jetzt streicht der Staatskonzern Strecken - auch ab Berlin.

Das Nachtzug-Geschäft der Deutschen Bahn gerät immer stärker unter Druck. Jetzt reagiert der Konzern - und streicht die Verbindung über Berlin nach Amsterdam. Die Linie werde ab Mitte Dezember bereits in Köln enden, sagte eine Sprecherin. Auch Über-Nacht-Verbindungen aus anderen Städten nach Amsterdam und Kopenhagen wird es nicht mehr geben. Der Staatskonzern mache hier bei einem Umsatz von rund 48 Millionen Euro 12 Millionen Euro Verlust. Das Nachtzug-Geschäft solle aber gleichwohl nicht komplett abgeschafft werden, unterstrich das Unternehmen.

Das dürfte auch davon abhängen, wie sich die Fernbus-Konkurrenz weiter entwickelt. Sie greift nicht nur den Fernverkehr der Bahn an, auch die Nacht-Verbindungen. Sie machten bei den großen Anbietern bereits bis zu zehn Prozent der angebotenen Linien aus, hat Christoph Gipp vom Berliner Forschungsinstitut Iges beobachtet. „Der deutsche Fernbus hat sich auf den Weg gemacht, den innerdeutschen Nachtverkehr zu erneuern. Das ist ein strategisch kluger Schachzug in Zeiten, in denen die Deutsche Bahn ihre Nachtzüge auf den Prüfstand stellt“, urteilt er.

Auf vergleichbaren Streckenabschnitten und in vergleichbaren Komfortstufen böten Nacht-Fernbusse oftmals ähnliche Leistungen zu günstigeren Konditionen, schilderte er weiter. Zudem seien die Busse oft ähnlich schnell unterwegs wie die Bahn, nicht nur nachts. So habe etwa der Fernbus München-Zürich ein Zeitvorteil von fast einer halben Stunde gegenüber der Eisenbahn. Die Bahn hatte als Reaktion auf den Wettbewerb angekündigt, die Preise im Fernverkehr weitgehend stabil halten zu wollen.

Die Preise für Strecken ins europäische Ausland liegen Iges-Experte Gipp zufolge um bis zu 60 Prozent unter den Preisen für Zugtickets. Er warnt jedoch vor einem ruinösen Preiskampf: „Fernbusse bieten inzwischen ein stabiles und preisgünstiges Mobilitätsnetzwerk, ob ins Ausland, über Nacht oder dort, wo die Bahn nicht mehr fährt. Ein Zusammenbruch als Folge des Preiskampfes wäre daher nicht im Sinne der Verbraucher.“

Im August sind nach seiner Beobachtung deutschlandweit 24 neue Fernbus-Linien hinzugekommen. Seit der Liberalisierung ab Januar 2013 sind 255 Linien eingerichtet worden, damit hat sich das Angebot vervierfacht. Marktführer - gemessen an Fahrplankilometern - ist das Berliner Unternehmen Mein Fernbus mit einem Marktanteil von 45 Prozent, gefolgt von Flixbus (23 Prozent), BerlinLinienBus, IC Bus (12 Prozent) sowie dem ADAC Postbus (8 Prozent). 

Der Bahn-Branchenverband Allianz pro Schiene sieht derweil den schärfsten Konkurrenten des Nachtzugs im Flugzeug - und beklagt Nachteile der Bahn. Airlines und Flugpassagiere zahlten keine Kerosin- und Ökosteuer. „Bahnen und Zugpassagiere werden dagegen mit der Stromsteuer sowie der EEG-Umlage belastet und zahlen Ökosteuer. Insofern ist es die Politik, die den Nachtzügen das Leben schwer macht“, sagte Geschäftsführer Dirk Flege.

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