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Nach den Berichten über Hygienemängel in Burger-King-Filialen fragen Kunden auch mal kritisch nach.
© Thilo Rückeis

Nach Skandal um Yi-Ko-Filialen: Burger-King-Stammkunden bleiben weg

Die Skandale beim Burger-King-Betreiber Yi-Ko gehen auch an anderen Filialen nicht spurlos vorbei. Der nun größte deutsche Franchisenehmer der Kette kämpft um den Ruf der Berliner Restaurants.

Mit geübten Griffen nimmt Ingo Hagemann das Brötchen aus der Folie, steckt es kurz in den Toaster, belegt es mit Salat, Käse, einem Stück Fleisch. Ein Spritzer Sauce, Papier drum – fertig. Nicht mal eine Minute dauert es, bis der Hähnchenburger in die Ausgabe rutscht. Hagemann ist in seinem Element an der sogenannten „T-Line“, dem Herzstück jeder Burger-King-Küche. Auf dem Bildschirm darüber ploppen neue Bestellungen auf. Seit drei Jahren arbeitet der blonde Berliner bei Burger King direkt am Tempelhofer Damm. „Ich habe mich damals beworben, nachdem ich eine Sendung über Burger King gesehen habe.“ In dem Fernsehbeitrag beobachtete der Chef von Burger King Deutschland, Andreas Bork, getarnt als Praktikant den Alltag in einer Filiale. Hagemann hat das überzeugt.

Viele Filialen mussten schließen

Nicht mal zwei Jahre später war Burger King schon wieder in den Medien, doch dieses Mal kamen die Beobachter von außen: Reporter schleusten sich als neue Mitarbeiter in eine Filiale des Franchisenehmers Yi-Ko ein. Im Mai wurde der Beitrag ausgestrahlt, Hygienemängel und schlechte Arbeitsbedingungen kamen ans Licht. Seitdem rissen die schlechten Nachrichten über die 89 Filialen nicht ab. Vor allem Yi-Ko-Geschäftsführer Ergün Yildiz war der deutschen Tochter des Burger-King-Konzerns ein Dorn im Auge. Weil er sich aus dem Geschäft nicht wie verabredet zurückgezogen haben soll und weiterhin gravierende Mängel bestanden, kündigte Burger King den Vertrag mit seinem größten deutschen Franchiser im November fristlos. Die Filialen mussten schließen, Yi-Ko ging pleite, 3000 Mitarbeiter bangten um ihre Löhne und Jobs.

Lahsen Feddoul leitet die Geschäfte des nun größten deutschen Franchisenehmers der Kette, BK Gastronomie.
Lahsen Feddoul leitet die Geschäfte des nun größten deutschen Franchisenehmers der Kette, BK Gastronomie.
© Thilo Rückeis

Von Ingo Hagemann scheint der Trubel ganz weit weg zu sein. „Das hat ja nichts mit unserer Filiale zu tun“, sagt er. Auch seine Kolleginnen scheinen kaum berührt von den Meldungen, die in den vergangenen Wochen durch die Medien gingen. Ob sie sich untereinander darüber unterhalten hätten? Ob es ein komisches Gefühl sei, derzeit bei Burger King zu arbeiten? Alles überhaupt nicht schlimm und wie gesagt: ganz anders als bei Yi-Ko.

Kunden machen Witze

Die betroffenen Filialen liegen im Westen Deutschlands, in Nordrhein-Westfalen etwa oder Bayern. Was es bedeutet, wenn der Arbeitgeber Insolvenz anmeldet, wissen aber auch die Burgerbrater am Tempelhofer Damm. Sie gehören zu einer Reihe von Standorten in Berlin und Brandenburg, deren Gesellschafter im Oktober 2012 Insolvenz anmeldeten. Seit Anfang dieses Jahres sind die nunmehr 14 Filialen Teil des Franchiseunternehmens BK Gastronomie. Geschäftsführer Lahsen Feddoul ist mit 24 weiteren Burger-King-Restaurants vor allem in Niedersachsen und 31 Jahren Fastfood-Expertise ein alter Hase im Geschäft – und seit dem Ende von Yi-Ko auch der größte deutsche Burger-King-Franchiser. Sollte die deutsche Konzernspitze demnächst nach neuen Betreibern für die ehemaligen Yi-Ko-Standorte suchen, wäre Feddoul nicht abgeneigt. „Wir sind grundsätzlich offen für Gespräche.“

Den Mut und das Vertrauen in die Marke hat Lahsen Feddoul offenbar nicht verloren, dabei dürften die vergangenen Monate nicht leicht gewesen sein. Erst die Übernahme der neuen Filialen, die allesamt für jeweils rund 200 000 Euro das neueste Ladendesign verpasst bekommen haben. Dann: der Skandal um Yi-Ko und die ersten Kunden, die kritisch nachfragen oder Witze machen, wie eine Mitarbeiterin erzählt. Feddoul reagiert: Er nimmt an der bundesweiten Kampagne einiger Burger-King-Franchiser teil, lässt sein Gesicht auf Plakate drucken, darauf auch ein Statement zu Standards und Qualität. Unangekündigte Kontrollen durch Abgesandte von Burger King Deutschland und durch Tüv-Prüfer sollen dafür sorgen, dass die Versprechen gehalten werden.

Familien bleiben fern

Und doch: Der Wirbel wirkt sich auf den Neustart der Berliner Filialen aus. „Wir haben Umsatzrückgänge verzeichnet, vor allem da, wo viele Familien und Stammgäste essen.“ Wie hoch die Verluste waren, will Feddoul nicht sagen. Weitere Expansionen schließt er trotzdem nicht aus. Gerade erst hat die BK Gastronomie eine neue Filiale in einem Marzahner Einkaufszentrum eröffnet.

In der Filiale am Tempelhofer Damm ist kurz vor 15 Uhr am Nachmittag Ruhe eingekehrt. Nur wenige Kunden sitzen im Gastraum und fischen Pommes aus Papiertüten. Ingo Hagemann atmet kurz durch, wischt die Metalloberfläche der „T-Line“ ab und wäscht sich die Hände. Für einen kurzen Moment wird der schwere Geruch des heißen Frittierfetts vom Duft des Desinfektionsmittels übertüncht. Mindestens alle dreißig Minuten sollen sich Hagemann und seine Kollegen die Hände waschen. Meistens gehen sie häufiger ans Waschbecken. Die Burger, die Hagemann in Windeseile zubereitet, dürfen gerade einmal zehn Minuten in der Auslage liegen, danach werden sie weggeschmissen – der Geschmack lässt nach und der Salat wird in dem warmen Brötchen matschig.

Die Kampagne soll Vertrauen zurückbringen

Die Gäste können all das von der Bestelltheke aus kaum sehen und meist wissen sie auch nicht, welche Filiale vormals zu Yi-Ko gehörte und welche nicht. „Das habe ich auch allen Freunden und Bekannten erzählt, als die mich angesprochen haben“, sagt Ingo Hagemann. Lahsen Feddoul und seine Mitarbeiter können versuchen, den Ärger um Yi-Ko von sich wegzuschieben – so ganz gelingt es aber nicht.

Angie Pohlers

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